Die europäische Weltraumagentur ESA veröffentlichte gestern
ein Foto, das erneut die Leistungsfähigkeit des Hubble-Weltraumteleskops
unter Beweis stellt. Es zeigt ein winziges Detail eines
Supernova-Überrests im Sternbild Schwan. Die gewaltige Explosion dürfte
vor rund 5000 Jahren sogar am Tageshimmel zu sehen gewesen sein.
Der
Cirrus-Nebel von der Erde ausgesehen und die Detail-Aufnahme des
Hubble-Weltraumteleskops. Foto:
ESA und Digitized Sky Survey (Caltech) |
Der leuchtende
Schleier, den das Hubble-Weltraumteleskop im November 1997
aufgenommen hat, ist der Überrest einer gewaltigen Supernova-Explosion,
die für den gesamten im Übersichtsfoto sichtbaren Bogen verantwortlich
ist. Dieser plötzliche Tod eines Sterns schleuderte Material ins All, das
dann mit einer Geschwindigkeit von über 600.000 Kilometern pro Stunde mit
interstellarem Gas kollidierte und es zum Leuchten brachte.
Der gesamte
Cirrus-Nebel ist ein interessantes Objekt für Amateurastronomen, die
über ein größeres Teleskop verfügen. Der Nebel hat am Himmel eine
Ausdehnung von etwa dem sechsfachen des Vollmondes. In der Literatur
findet man den Nebel unter den Bezeichnungen NGC 6992/95 für den Bogen
links im Übersichtsbild und NGC 6960 für den Bogen auf der rechten
Seite. Der Bildausschnitt, den das Hubble-Weltraumteleskop
beobachtet hat, befindet sich in der oberen linken Ecke, gerade dort, wo
die Schockwelle auf das umgebende interstellare Medium trifft.
Faszinierend an
dieser Detailaufnahme ist, dass man auf der Erde - und sogar im täglichen
Leben - Vorgänge beobachten kann, die sehr ähnlich aussehen, wie das,
was Hubble in mehreren hundert Lichtjahren Entfernung beobachtet
hat. So fühlt man sich sofort an die Schattenspiele auf dem Boden einen
Schwimmbades, an aufsteigenden Rauch oder aber an sommerliche
Wolkenformationen erinnert.
Durch Vergleich
der Hubble-Aufnahme mit einem alten Foto des Nebels aus dem Jahr
1953 konnten die Astronomen messen, wie schnell sich die Schockfront der
Explosion tatsächlich bewegt hat. Als Ergebnis dieser Bestimmung fanden
sie heraus, dass dieser Supernova-Überrest tatsächlich viel dichter an
der Erde liegt als man bisher geglaubt hatte, nämlich nur rund 1.500
Lichtjahre entfernt. Danach könnte die Supernova-Explosion vor etwa 5.000
Jahren stattgefunden haben - für die frühen Zivilisationen sicherlich
ein beachtliches Schauspiel: Die Wissenschaftler vermuten, dass sie sogar
bei Tageslicht sichtbar gewesen sein muss und in etwa so hell war wie der
Halbmond.