Junge Sterne und Nebel im Sternbild Altar
von Stefan Deiters astronews.com
16. März 2015
Die europäische Südsternwarte ESO hat in der vergangenen
Woche eine eindrucksvolle Ansicht einer aktiven Sternentstehungsregion im
Sternbild Altar veröffentlicht. Das Bild stellt den bislang detailliertesten
Blick auf diesen Bereich des Himmels dar und wurde aus über 500 Einzelbildern
zusammengestellt, die mit dem VLT Survey Telescope aufgenommen wurden.

Der offene Sternhaufen NGC 6193 und der
Emissionsnebel NGC 6188 im Sternbild Altar.
Bild: ESO [Großansicht]
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In der vergangenen Woche hat die europäische Südsternwarte ESO eine neue Ansicht
einer rund 4.000 Lichtjahre entfernten Himmelsregion im Sternbild Altar
veröffentlicht. In der Mitte dieses bislang detailliertesten Bildes des
Bereichs ist der offene
Sternhaufen NGC 6193 zu erkennen, der mit seinen etwa 30 hellen Sternen das
Zentrum der sogenannten Ara-OB1-Assoziation bildet.
Bei den beiden hellsten Sternen handelt es sich um zwei äußerst heiße
Riesensterne, deren Strahlung hauptverantwortlich für das Leuchten des
nahegelegenen Emissionsnebels NGC 6188 ist. Er ist rechts von dem Sternhaufen zu
sehen.
Bei Nebeln unterscheiden Astronomen hauptsächlich zwischen zwei Typen: Sogenannte
Reflexionsnebel reflektieren lediglich das Licht naher Sterne, während das Gas
von Emissionsnebeln durch die Strahlung heißer Sonnen in der Nachbarschaft so
angeregt wird, dass es selbst Strahlung aussendet.
Als Assoziationen werden große Ansammlungen von Sternen bezeichnet, die sich
noch alle in etwa an dem Ort befinden, an dem sie auch entstanden sind.
OB-Assoziationen bestehen aus riesigen bläulich-weißen Sternen, die etwa um das
100.000-Fache heller sind als unsere Sonne und die 10- bis 50-fache Masse der
Sonne haben.
Der Nebel NGC 6188, der im englischen Sprachraum auch "Rim Nebula", also
Randnebel, genannt wird, ist als Band aus hellen und dunklen Wolken zu erkennen
und bildet in der Molekülwolke RCW 108 die Grenze zwischen einer Region mit
aktiver Sternentstehung und dem Rest der Assoziation.
Die ultraviolette Strahlung und der intensive Wind der jungen Sterne in NGC
6193 scheint auch für eine Art "Dominoeffekt" verantwortlich zu sein und
Sternentstehung in den umliegenden Wolken aus Gas und Staub anzuregen. Hier
kollabieren Fragmente der Staubwolken schließlich zu neuen Sternen.
Allerdings lösen die Winde und die Strahlung zusammen mit den ersten
Supernova-Explosionen der massereichsten Sterne in einer Sternentstehungsregion
nicht nur die weitere Bildung von Sternen in der Umgebung aus, sondern sorgen
auch dafür, dass das Material, aus dem Sterne entstehen können, in alle
Richtungen verstreut wird. Daher existieren Sternentstehungsregionen in der
Regel nur einige Millionen Jahre. In dieser Zeit werden lediglich rund zehn Prozent
des verfügbaren Materials in neue Sterne umgewandelt. Der Rest wird ins All
geblasen.
Das jetzt veröffentlichte Bild basiert auf über 500 Einzelbeobachtungen in
vier verschiedenen Filterbereichen mit dem VLT Survey Telescope. Es ist Teil des
Paranal Observatory der europäischen Südsternwarte ESO. Die gesamte
Beobachtungszeit betrug mehr als 56 Stunden.
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