Gasriese in Opposition zur Sonne
von
Stefan Deiters astronews.com
6. Februar 2015
Selbst wer sich nicht sonderlich für Astronomie
interessiert, wird in diesen Tagen abends im Osten ein helles Objekt am
nächtlichen Himmel bemerkt haben. Es handelt sich um den Gasriesen Jupiter, der
heute seine Oppositionsstellung zur Sonne erreicht. Die ESA veröffentlichte
gestern neue Hubble-Beobachtungen von Jupiter aus dem Januar, die
gleich drei Monde vor dem Planeten zeigen.
Io (oben rechts), Kallisto (links unten, bräunlich) und Europa
(links unten, gelblich) vor der Scheibe des Jupiter am 23.
Januar 2015. Die sichtbaren Schatten gehören zu Kallisto und
Europa.
Bild: NASA, ESA,
Hubble Heritage Team [Großansicht] |
In diesen Wochen gibt es ein Objekt, das praktisch die gesamte Nacht über am
Himmel zu sehen ist und als hell leuchtender "Stern" auch denjenigen auffallen
dürfte, die sich ansonsten nicht so sehr für die Geschehnisse am nächtlichen
Himmel interessieren. Selbst aus der Stadt ist dieser "Stern" auszumachen.
Kenner wissen es längst: Es handelt sich nicht um einen Stern, sondern um den
Gasriesen Jupiter, den größten Planeten in unserem Sonnensystem.
Dass Jupiter am Himmel so ausgesprochen auffällig ist, hat einen besonderen
Grund: Der Planet erreicht nämlich heute seine Oppositionsstellung zur Sonne.
Für Freunde von Planetenbeobachtungen sind die Tage rund um die Opposition eines
Planeten immer eine ganz besondere Zeit: Bei einer Opposition liegen Sonne, Erde
und Planet nämlich praktisch auf einer Linie. Der Planet erscheint damit am
hellsten und ist die gesamte Nacht über am Himmel zu beobachten.
Zum ungefähr gleichen Zeitpunkt erreicht der Planet auch den geringsten
Abstand von der Erde. Wegen der elliptischen Umlaufbahnen der Planeten fällt
dieser nicht exakt mit der Oppositionsstellung zusammen. In der Praxis macht
dies aber kaum etwas aus. Im konkreten Fall hatte Jupiter heute Morgen seinen
geringsten Abstand von der Erde. Der Gasriese war dabei 650 Millionen Kilometer
von uns entfernt - dies ist, wieder aufgrund der elliptischen Bahnen von Erde
und Jupiter, deutlich mehr als bei Jupiteroppositionen in den vergangenen
Jahren.
Jupiter hat derzeit eine Helligkeit von -2,6 Magnituden und befindet sich im
Sternbild Krebs. Er zieht im Laufe der Nacht seine Bahn von Ost nach West und
ist gegen Mitternacht (MEZ) im Süden zu sehen. Wer über ein kleines Teleskop
verfügt - und es reichen schon einfache Kaufhausteleskope - kann bereits einige
Details des Jupitersystems erkennen. So sind die Wolkenbänder des Gasriesen
genauso auszumachen wie die vier größten Jupitermonde, letztere sogar bereits
mit einem Fernglas. Hier lässt sich auch verfolgen, wie sich ihre Position in
Bezug auf den Planeten verändert.
Genau dies hatten Astronomen auch mit einem etwas größeren Instrument am 23.
Januar 2015 gemacht: Sie visierten Jupiter mit dem Weltraumteleskop Hubble an und
konnten verfolgen, wie gleich drei der großen Jupitermonde vor der Scheibe des
Planeten entlangwanderten. Es handelte sich dabei um die Monde Europa, Kallisto
und Io. Der Mond Ganymed befand sich außerhalb von Hubbles Blickfeld.
Es kommt regelmäßig vor, dass man die Passage eines Jupitermonds vor der
Planetenscheibe und dessen Schattenwurf beobachten kann. Die vier großen Monde
umrunden den Gasriesen alle zwei bis 17 Tage. Dass bei Beobachtungen von der
Erde drei Monde gleichzeitig vor dem Jupiter vorüberziehen und ihre Schatten auf
den Planeten werden kommt im Laufe eines Jahrzehnts nur ein bis zwei Mal vor.
Die gegenwärtig günstigen Beobachtungsbedingungen für Jupiter sind natürlich
nicht auf den Tag der Opposition beschränkt, sondern werden noch einige Wochen
andauern.
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