Neues von Epsilon Aurigae
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
13. November 2014
Mithilfe der Teleskope des vollautomatischen
STELLA-Observatoriums auf Teneriffa konnten Potsdamer Astronomen jetzt neue
Daten über das Doppelsternsystem Epsilon Aurigae gewinnen. Danach rotiert der
eine Partner, ein massereicher Superriese, offenbar sehr schnell um die eigene
Achse und versorgt seinen Begleiter zudem ständig mit neuem Material.
So stellt sich
ein Künstler das System Epsilon Aurigae vor.
Bild: NASA /
JPL-Caltech [Großansicht] |
Bei Epsilon Aurigae handelt es sich um einen hellen Superriesen, dessen
Durchmesser 300-mal so groß ist wie jener der Sonne und dessen Masse sich auf
das 25-Fache der Sonne beläuft. Sein mysteriöser Begleitstern versteckt sich in
einer Scheibe aus Gas und Staub und ist nicht direkt beobachtbar. Dank jetzt vorgestellter
Beobachtungen mit den STELLA-Teleskopen konnten Potsdamer Astronomen zeigen,
dass der Hauptstern nicht-radial pulsiert, sehr schnell rotiert und Masse an
seinen unsichtbaren Begleiter abgibt, dessen Akkretionsscheibe ebenfalls
rotiert.
Damit der nachgewiesene Materiestrom vom Superriesen in Richtung der Scheibe
des unsichtbaren Begleitsterns möglich ist, muss das Doppelsternsystem extrem
dynamisch sein. Die Astronomen stellten fest, dass der Riesenstern mit einer
Periode von nur 540 Tagen vergleichsweise schnell rotiert. Im Zusammenspiel mit
seiner ebenfalls beobachteten, nicht-radialen Pulsation kann dies die Ursache
für einen verstärkten Masseaustausch zwischen den beiden Sternen sein.
"Mit meinem Raumschiff möchte ich Epsilon Aurigae nicht zu nahe kommen",
meint Prof. Klaus Strassmeier, Leiter der Studie und wissenschaftlicher Direktor
am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP). "Wir sehen da ein System,
dessen zwei sehr massereiche Sterne in all die turbulenten Szenarien der
Sternentwicklung gleichzeitig verwickelt sind."
Die nähere Bestimmung des Begleitsterns bleibt spannend. Die Daten zeigen
nämlich auch, dass die Scheibe des Begleitsterns nicht kreisrund, sondern
"birnenförmig" in die der Bahnbewegung entgegengesetzte Richtung ausgedehnt ist.
Somit kann keine direkte Massenbestimmung des Sterns, wie sie in kreisrunden
Scheiben mithilfe der Keplerschen Gesetzen möglich ist, erfolgen.
Epsilon Aurigae, in etwa 3.000 Lichtjahren Entfernung am nördlichen Himmel,
steht schon lange im Blick der Potsdamer Astronomen. Bereits 1903 führten Hans
Ludendorff und Hermann Vogel von Potsdam aus erste photometrische und
spektroskopische Beobachtungen des Sterns durch und entdeckten, dass es sich um
einen bedeckungsveränderlichen Doppelstern mit 27-jähriger Periode handelt - bis
heute die längste Bedeckungsperiode, die je gemessen wurde.
Die großen, an den STELLA-Teleskopen gewonnen Datenmengen sollen auch anderen
Astronomen zur Verfügung gestellt werden. Das STELLA-Observatorium (STELLA steht
dabei für STELLar Activity) befindet sich auf der Kanareninsel Teneriffa und ist
seit 2006 in Betrieb (astronews.com berichtete). Es
handelt sich um ein selbstständig agierendes Observatorium mit zwei
vollautomatischen 1,2 Meter Spiegelteleskopen. Auch die Sternwarte selbst
arbeitet vollkommen automatisch und bedarf keiner menschlichen Präsenz mehr.
Über ihre Beobachtungen berichten die Astronomen jetzt in der
November-Ausgabe der Astronomischen Nachrichten.
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