Der dunkle Begleiter von Epsilon Aurigae
von Stefan Deiters astronews.com
14. April 2010
Astronomen ist es erstmals gelungen, den dunklen Begleiter
des Sterns Epsilon Aurigae direkt zu beobachten. Der ungewöhnliche Stern war den
Wissenschaftlern schon im 19. Jahrhundert aufgefallen und schon länger hatte man
vermutet, dass es sich um einen ganz besonderen Bedeckungsveränderlichen
handelt.
Jetzt gelang es, eine seltene Verdunklung zu verfolgen.
Durch die neuen Beobachtungen wurde der
dunkle Begleiter von Epsilon Aurigae erstmals
sichtbar.
Bild: University of Michigan News Service
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"Erst wenn man es sieht, kann man es wirklich glauben", meint
John Monnier, Professor an der University of Michigan und einer der Autoren
eines Fachartikels über die Beobachtung, der in der vergangenen Woche in der
Zeitschrift Nature erschienen ist. Epsilon Aurigae ist der fünfthellste
Stern im nördlichen Sternbild Fuhrmann. Schon vor über 175 Jahren war den
Astronomen aufgefallen, dass der Stern irgendwie ungewöhnlich war und sich zudem noch alle paar Jahrzehnte für etwa ein
Jahr verdunkelte.
Seit längerem vermuten die Wissenschaftler daher, dass es sich bei
Epsilon Aurigae um ein Doppelsternsystem mit einem unsichtbaren Begleiter
handelt. Doch wie genau dieses Objekt aussieht, wussten die Astronomen nicht. Es gab
aber eine Theorie, nach der es sich um einen kleineren Stern handeln musste, der
von einer dicken Scheibe aus Staub umgeben ist. Für uns ist dieser Stern in der
Staubscheibe verborgen und wir sehen zudem von der Erde unter einem ganz
bestimmten Winkel auf das System. Nur durch diese seltene Konstellation würden
sich die Verdunklungen erklären lassen.
Die neuen Beobachtungen zeigen nun, dass dies tatsächlich der Fall ist. Auf den
Bildern ist eine dunkle Scheibe zu erkennen, die vor Epsilon Aurigae
vorüberzieht. "Dies beweist, dass dieses sehr unwahrscheinliche Szenario
tatsächlich im Prinzip zutreffend war", so Monnier. "Das ist schon wahnsinnig,
dass uns diese Beobachtungen gelungen sind. Es ist kein vergleichbares System
bekannt und es scheint sich zudem in einer nur sehr kurz dauernden Entwicklungsphase zu
befinden. Außerdem ist uns der Stern noch sehr nahe, wir haben also sehr viel
Glück."
Die Scheibe ist nach den jüngsten Beobachtungen sogar noch flacher als man
aus Berechnungen früherer Modelle erwartet hatte. "Sie ist flach wie ein Pfannkuchen",
erklärt Monnier. Die Beobachtungen gelangen mit Hilfe des Michigan Infra-Red
Combiner (MIRC), einem Interferometer, das das Licht von vier einzelnen
Teleskopen des CHARA-Array der Georgia State University kombiniert. Auf diese
Weise entsteht ein Instrument, das ein deutlich größeres Auflösungsvermögen hat,
als die einzelnen Teleskope und mit dem sich Form und Oberfläche von Sternen
erstmals beobachten lassen. Zuvor waren Sternen auch mit den größten
Einzelteleskopen nichts weiter als Lichtpunkte.
Ein Video, das die Verdunklung von Epsilon Aurigae zeigt, ist auf der Webseite der
University of Michigan zu sehen.
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