Abschied von den Sternen des Sommers
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Oktober 2014
Obwohl der Herbst begonnen hat, halten sich die Sterne des
Sommers noch hartnäckig am Himmel. Allerdings sind auch schon die typischen
Herbststernbilder, wie etwa Pegasus, zu sehen. Am Himmel gibt es,
in den immer länger werdenden Nächten, einiges zu entdecken. Nur Planetenfreunde
werden wohl nicht recht auf ihre Kosten kommen.

Mond und Jupiter am Osthimmel am frühen Morgen des 18. Oktober
2014.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Auch wenn die Tage teilweise noch warm sind, verrät der morgendliche
Frühnebel vielerorts, dass inzwischen der Herbst begonnen hat. Dem widersprechen auch die
Astronomen nicht: Die Jahreszeit der bunten Wälder und Stürme begann offiziell
am 23. September um 4.29 Uhr MESZ. Da sollte man erwarten, dass inzwischen auch
am nächtlichen Himmel die Herbststernbilder das Regiment übernommen haben.
Wer allerdings abends an den Himmel schaut, wird schnell feststellen, dass
der Himmel zurzeit nicht wesentlich anders aussieht als noch vor vier Wochen.
Das hat einen einfachen Grund: Der Effekt der langsam nach Westen ziehenden
Sternbilder wird von der früher untergehenden Sonne in etwa ausgeglichen.
Sogar noch einige Sternbilder des Sommers lassen sich ausmachen und
erinnern an die wärmere Jahreszeit: So ist das
Sommerdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler
noch deutlich am Himmel zu sehen.
Aber selbstverständlich lassen sich auch die Konstellationen des Herbstes
schon erkennen, allerdings sind die Sterne der typischen Herbststernbilder
weniger hell und damit auch weniger auffällig. Charakteristisch für den Herbst
ist etwa im Osten das große Viereck des Pegasus, gefolgt von Andromeda.
Das Sternbild Pegasus, das ein fliegendes Pferd darstellen soll, steht dabei
am Himmel auf dem Kopf. Das markante Viereck bildet den Körper des Pferdes, von
der unteren rechten Ecke gehen dann Hals und Kopf ab. Unterhalb von Kopf und
Hals liegt das Sternbild Wassermann. Denkt man sich eine Linie
durch die linke obere und die rechte untere Ecke des Pegasus-Vierecks, deutet
diese auf Sadalmelik, den Hauptstern des Wassermanns. Der Stern ist 760
Lichtjahre von der Erde entfernt. Direkt östlich davon sind vier Y-förmig
angeordnete Sterne zu erkennen, die man auch als "Wasserkrug" des Wassermanns
bezeichnet.
In Andromeda lässt sich, ein dunkler Himmel und gute Augen
vorausgesetzt, noch ein ganz besonderes Objekt ausmachen: unsere Nachbargalaxie
Messier 31. Das Sternbild Andromeda ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie.
Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem Auge beobachtet,
keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein lichtschwaches
nebliges Objekt. Das erklärt auch, warum diese und andere Galaxien vor 100
Jahren noch als "Nebel" bezeichnet wurden und es unter Astronomen eine lange
Diskussion darüber gab, ob es sich dabei nun um Galaxien wie unsere Milchstraße
oder tatsächlich nur um Nebel innerhalb der Milchstraße handelt. Erst durch
Beobachtungen von Edwin Hubble wurde diese Frage geklärt: Ihm gelang es nämlich
die Entfernung zum "Andromedanebel" zu bestimmen, so dass deutlich war, dass
diese Galaxie viel weiter entfernt ist, als unsere Milchstraße groß sein kann.
Ein weiteres auffälliges Sternbild am Himmel ist Kassiopeia.
Es ist das ganze Jahr über zu beobachten und steht derzeit hoch im
Nordosten. Wegen seiner eigentümlichen Form wird es oft auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Von diesem Sternbild aus lässt sich leicht ein schönes
Beobachtungsobjekt für das Fernglas oder für kleine Teleskope finden: der
Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 [Findkarte],
der zwischen dem Himmels-W und Perseus liegt. Was zunächst wie ein kleiner heller
Klumpen aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Hunderten von Sternen.
Astronomen haben über 400 gezählt, doch es gibt zweifellos weitaus mehr, die
aber von interstellarem Staub verborgen sind. Die Haufen sind rund 7.000
Lichtjahre von der Erde entfernt.
Bei den Planeten sieht es im Oktober nicht so gut aus: Venus,
die uns fast das ganze Jahr über als "Morgenstern" begleitete, hat sich vom
Himmel zurückgezogen. Der Mars, unser anderer Nachbar im
Sonnensystem, ist nur noch in den frühen Abendstunden erst im Sternbild
Schlangenträger, dann im Sternbild Schütze zu sehen. Ende des Monats wird er
allerdings schon vor 20 Uhr untergegangen sein.
Der Gasriese Jupiter lässt sich nur in der zweiten
Nachthälfte beobachten und wandert vom Sternbild Krebs in das Sternbild Löwe.
Seine Aufgangszeiten verschieben sich im Laufe des Monats immer mehr Richtung
Mitternacht, so dass er Ende Oktober die gesamte zweite Nachthälfte über zu sehen
ist. Der Ringplanet Saturn hat
sich hingegen vom Nachthimmel zurückgezogen. Zum Monatsende ist zudem der
Merkur kurz im Osten am Morgenhimmel zu sehen.
Sternschnuppenfreunde hingegen könnten im Oktober auf ihre Kosten kommen. In
diesem Monat lassen sich nämlich zwei Meteorschauer beobachten: In der ersten
Monatshälfte sind die Oktober-Draconiden zu sehen, die ihren Ausgangspunkt (den
sogenannten Radianten) am Himmel im Sternbild Drache haben. Daher kommt auch der
Name Draconiden, das Sternbild Drache heißt auf Lateinisch nämlich Draco. Der
Strom ist auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurückzuführen. Den ganzen
Oktober über ist zudem der Sternschnuppenstrom der Orioniden aktiv. Die Meteore
haben ihren Ausgangspunkt im Sternbild Orion. Mit dem Maximum wird am 21.
Oktober gerechnet.
Dass der Sommer nun endgültig vorüber ist, macht auch ein anderer Sachverhalt
deutlich: Ende Oktober endet nämlich auch die Sommerzeit und wir bekommen die Stunde, die
uns im Frühjahr "gestohlen" wurde, wieder zurück. Dies geschieht in der Nacht
vom 25. auf den 26. Oktober: Um 3 Uhr morgens wird die Uhr wieder auf 2 Uhr
zurückgestellt.
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