Ein Marsjahr auf dem Roten Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
24. Juni 2014
Der Marsrover Curiosity befindet sich heute seit
genau 687 Tagen auf der Oberfläche des Roten Planeten und damit exakt seit einem
Marsjahr. Seine eigentliche Aufgabe hatte Curiosity bereits wenige
Monate nach der Landung erfüllt: Schon beim Test seiner Instrumente gelang
der Nachweis, dass es einst lebensfreundlichere Umweltbedingungen auf dem Mars
gab.

Ein neues
Selbstporträt von Curiosity. Es wurde aus
zahlreichen Einzelaufnahmen zusammengesetzt, die
im April und Mai 2014 mit der Kamera Mars Hand
Lens Imager (MAHLI) am Roboterarm des Rovers
aufgenommen wurden.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS [Großansicht] |
Der Marsrover Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars
gelandet. Er hatte eine anspruchsvolle Aufgabe: Er sollte nämlich herausfinden,
ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem Roten Planeten
einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt hätten. Dazu sollte
der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen untersuchen, die man
aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des Gale-Kraters entdeckt hatte.
Nach der Landung begannen aber zunächst umfangreiche Tests der verschiedenen
Instrumente des Rovers. In einem Yellowknife Bay getauften Bereich in der Nähe
der Landestelle wurden erstmals mit dem Bohrer von Curiosity Steine
angebohrt und die Proben anschließend im mitgeführten Laboratorium untersucht.
Die Analyse führte schließlich zu der historischen Erkenntnis, dass es auf dem
Mars tatsächlich einmal Umweltbedingungen gegeben hat, die mikrobakterielles
Leben ermöglicht hätten - wenn es solches denn einmal auf dem Planeten gegeben
hat. Eine Bestätigung für einmal vorhandenes Leben auf dem Mars hat
Curiosity nicht gefunden und ist dafür auch gar nicht ausgerüstet.
Nach dem so überaus erfolgreichen Test der Instrumente machte sich Curiosity
dann vor rund einem Jahr auf den Weg zum eigentlichen Ziel der Mission, den etwa
acht Kilometer entfernten Hängen des Zentralbergs des Gale-Kraters. Durch die
Untersuchungen dort sollen die zuvor gewonnenen Erkenntnisse bestätigt und
außerdem neue Hinweise darüber gesammelt werden, wie, wann und warum sich das
Klima und die Umweltbedingungen auf dem Planeten einst so deutlich verändert
haben.
Auf diesem Weg befindet sich Curiosity noch immer. Inzwischen hat der Rover
insgesamt 7,9 Kilometer auf dem Mars zurückgelegt, 3,9 Kilometer müssen noch
zurückgelegt werden, um zu einem geeigneten Einstiegspunkt in die unteren
Hangbereiche zu gelangen. Dabei wurde die vorgesehene Route Ende 2013 angepasst,
weil der sehr steinige Untergrund zu einer stärkeren Beschädigung der Räder des
Rovers geführt hatte, als erwartet worden war.
Im Frühjahr hatte Curiosity zuletzt eine längere Fahrpause gemacht, um erneut
einen Stein anzubohren und dieses Material mit den zuvor gewonnenen Proben
vergleichen zu können. Seit Mitte Mai ist der Rover wieder unterwegs und hat
innerhalb von 21 Fahrtagen 1,5 Kilometer zurückgelegt. "Wir können nun einige
längere Fahrten durchführen und dabei das anwenden, was wir gelernt haben", so
Jim Erickson, der Projektmanager für Curiosity am Jet Propulsion Laboratory der
NASA. "Wenn man einen anderen Planeten erkundet, muss man mit Überraschungen
rechnen. Die scharfkantigen Steine im Sand waren eine böse Überraschung, Yellowknife Bay hingegen eine gute."
In der nächsten Zeit soll nun erst einmal gefahren werden, um dem Ziel schnell
näher zu kommen.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Spirit und Opportunity
ist Curiosity nicht auf Sonnenenergie zur Versorgung seiner Systeme angewiesen,
sondern verfügt zur Stromversorgung über eine Radionuklidbatterie, die Energie
aus der Wärme erzeugt, die beim Zerfall von radioaktivem Plutonium-238 frei
wird. Auf diese Weise ist der Rover unabhängig vom Sonnenstand und man muss auch
nicht befürchten, dass Staub auf den Solarzellen die Stromversorgung
beeinträchtigt.
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