Vier Monate wie auf dem Mars
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
27. März 2014
Bis einmal tatsächlich Menschen in Richtung Mars starten,
dürften noch einige Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen. Die Vorbereitungen für
eine solche Mission laufen aber bereits auf der Erde: In speziellen
Einrichtungen wird das Leben auf dem Roten Planeten simuliert. Jetzt beginnt auf
Hawaii wieder ein viermonatiges Experiment. Eine deutsche Wissenschaftlerin ist
dabei und will für frisches Gemüse sorgen.

Das Marshabitat der University of
Hawaii at Manoa in über 2.400 Metern Höhe.
Foto: University of Hawaii at Manoa |
Wenn sich am 28. März 2014 die Tür hinter Lucie Poulet schließt,
verabschiedet sie sich für vier Monate von der Außenwelt: Die Wissenschaftlerin
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nimmt als Crewmitglied an
einer Marssimulation der University of Hawaii at Manoa teil. Bei der
zweiten Mission des Hawaii Space Exploration Analog and Simulation
(HI-SEAS)-Programms wird die Wissenschaftlerin unter anderem erforschen, welchen
Einfluss Licht in unterschiedlichen Wellenlängen auf Pflanzen hat. Zeitgleich
wird sie aber vor allem auch Beobachtungsobjekt sein - mit dem Habitat
untersucht die University of Hawaii, wie sich die sechs
Missionsteilnehmer in der mehrmonatigen Isolation verhalten und wie sie
zusammenarbeiten.
Nahe einer eingefallen Lavaröhre, in einem ehemaligen Steinbruch am
nördlichen Hang des Mauna Loa steht die neue Heimat von Lucie Poulet, in der sie
sich wie auf dem Mars fühlen soll. Die Kuppel in über 2.400 Metern Höhe bietet
dabei nicht besonders viel Komfort: Bei einem Durchmesser von gerade einmal elf
Metern sind in dem zweistöckigen Habitat sechs Schlafzimmer, Küche, Bad,
Essbereich, Gemeinschaftsraum und Labore untergebracht. Zwölf Minuten Duschzeit
pro Woche, Ausgang nur im Raumanzug und speziell abgepacktes und teilweise
dehydriertes Essen wie bei einer Weltraummission.
Allerdings: Lucie Poulet wird dafür sorgen, dass zumindest etwas Grünes in
dem isolierten Marshabitat mit dabei ist. Sie untersucht drei LED-Lichtsysteme,
die beispielsweise in abgelegenen Regionen auf der Erde oder auch bei
Langzeitmissionen im All für ein zusätzliches Gemüse-Angebot sorgen könnten.
Salat, Rettich, Tomaten - all das will die Wissenschaftlerin in einem
Gewächshaus-Modell züchten. "Zum einen ist es wichtig, herausfinden, welches
Licht am effektivsten ist, zum anderen aber auch wie viel Zeit die Crew einer
solchen Langzeitmission für die Pflege der Pflanzen aufbringen muss", erklärt
Lucie Poulet.
In einer Station auf dem Mars könnten Salat und Tomaten den Speiseplan
auffrischen, doch dazu muss zunächst die Installation und Betreuung von
Gewächshäusern getestet werden. Im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme führt Lucie
Poulet dies im neu gegründeten EDEN-Labor (Evolution and Design of
Environmentally-closed Nutrition-Sources) durch. Auch die Wirkung von
Pflanzen auf die menschliche Psyche wird untersucht: Im Gemeinschaftsraum soll
das Grün mit der richtigen Beleuchtung für Wohlbefinden sorgen.
Der Kontakt zur Außenwelt ist während der Mission, die die amerikanische
Weltraumbehörde NASA mit 1,2 Millionen Euro fördert, begrenzt. Nur mit
eingeschränktem Internet und Emails stehen Lucie Poulet und die übrigen
Crewmitglieder mit der Welt außerhalb ihres Marshabitats in Verbindung. Und da
ein Signal zum Mars 20 Minuten benötigt, müssen die Habitatbewohner mit
derselben Verzögerung leben.
Regelmäßig Nachrichten wird die Wissenschaftlerin von Schülern aus Bremen
erhalten. Das dortige DLR-School_Lab hat vier verschiedene Schulklassen
ausgewählt, die nicht nur ihre eigenen Pflanzen ziehen sollen, sondern auch
einmal in der Woche Fragen unter anderem zu diesem Projekt an Lucie Poulet und
ihre Crewkollegen schicken dürfen. Die Antwort der virtuellen Marsbewohner
erfolgt dann per Videobotschaft.
Erste Erfahrungen mit einem simulierten Aufenthalt auf dem Mars hat Lucie
Poulet bereits Anfang des Jahres gemacht: Für zwei Wochen zog sie in die
Mars Desert Research Station in den USA ein. Jetzt folgen die nächsten vier
Monate, in denen sie mit einer internationalen Crew wie in einem Habitat im
Weltraum leben wird. "Ich freue mich wirklich darauf, es wird sehr aufregend und
sehr intensiv sein." Am 28. Juli 2014 wird die Wissenschaftlerin dann die Tür
ihres Habitats öffnen - und mit einem einzigen Schritt wieder vom Mars zur Erde
zurückkehren.
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