Interessantes Raumfahrtjahr steht bevor
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
23. Januar 2013
Auf deutsche Wissenschaftler und Ingenieure warten im Jahr
2014 mehrere interessante und anspruchsvolle Raumfahrtmissionen. So soll ein
kleiner Lander auf einem Kometenkern aufsetzen und ein deutscher Astronaut zu
einem längeren Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation ISS starten. Auch
einige wichtige raumfahrtpolitische Entscheidungen stehen an.
Einer der Höhepunkt im Jahr 2014: Die
ISS-Mission "Blue Dot" des deutschen Astronauten
Alexander Gerst.
Bild: DLR/ESA |
"Die aktuellen und zukünftigen Projekte und Missionen des DLR zeigen, dass
wir uns auch 2014 den wichtigen Fragen und Herausforderungen der Gesellschaft
stellen und die Zukunft des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Deutschland
weiter mitgestalten werden. Unsere Forschungsaktivitäten eröffnen neue,
lösungsorientierte Handlungsspielräume für Mensch und Umwelt", zeigte sich Prof.
Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR), auf der Neujahrspressekonferenz der Organisation
in Berlin überzeugt. "Die große Stärke des DLR ist dabei, dass wir in
interdisziplinären Kooperationen Themen erfolgreich und schnell bearbeiten
können."
Das DLR ist vielen vor allem durch seine Raumfahrtaktivitäten ein Begriff,
ist aber auch auf anderen Gebieten wie der Luftfahrtforschung oder der
Windenergieforschung aktiv. Für die zukünftige Ausrichtung der Arbeit im
Raumfahrtbereich wird die Ministerratskonferenz der europäischen Raumfahrtagentur
ESA am 2. Dezember 2014 in Luxemburg von großer Bedeutung sein. Dabei werden die ESA-Mitgliedsstaaten
endgültige Entscheidungen über die Entwicklung der europäischen Trägerrakete
Ariane 5ME sowie über den Zeitplan für die Entwicklung der Ariane 6
als Nachfolgesystem treffen.
"Die Ariane 5 ist die kommerziell erfolgreichste Trägerrakete der
Welt", so Wörner. "In der immer größer werdenden Konkurrenz der Trägersysteme
geht es darum, die Wettbewerbsfähigkeit der Ariane zu erhalten und auszubauen.
Deshalb setzen wir uns für die Entwicklung der Ariane 5ME (Midlife Evolution)
ein." Die ESA investiere für diese Entwicklung rund 800 Millionen Euro,
Deutschland deckt etwa 20 Prozent davon ab. Die Ariane 5ME kann im Unterschied zur bisherigen Ariane 5 rund zwei Tonnen
mehr Nutzlast transportieren, ist wiederzündbar und kann verschiedene Orbits
anfliegen.
Ein weiteres Thema der Ministerratskonferenz sind die Betriebskosten
der Internationalen Raumstation ISS und der Beitrag Europas für den Nachfolger
des amerikanische Space Shuttles. Innerhalb der ESA trägt Deutschland knapp 42 Prozent des
ISS-Betriebsprogramms (1,7 von 4 Milliarden Euro) und 52 Prozent des
ESA-Wissenschaftsprogramms ELIPS (149 von 288 Millionen Euro).
"Mit dem
europäischen Service Modul für das neue NASA Crew Fahrzeug MPCV, das auf
ATV-Technologien aufbaut, ist Europa erstmals unverzichtbarer Partner in
amerikanischen Explorationsaktivitäten, die über den erdnahen Weltraum
hinausgehen. Hier erwarten wir von der Ministerratskonferenz 2014 eine
abschließende Bestätigung der Entwicklung des Service Moduls", so Wörner.
Doch auch sonst bietet das Jahr einige Highlights in Sachen Raumfahrt: So ist
das DLR nicht nur an der ESA-Kometenmission Rosetta beteiligt, sondern
hat für die japanischen Asteroidenmission Hayabusa 2 den Lander MASCOT
(Mobile Asteroid Surface Scout) mitentwickelt. Der Start von Hayabusa 2
ist für Dezember geplant.
Im Frühjahr 2014 soll zudem der am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen
entwickelte und gebaute Forschungskleinsatellit "AISat" vom indischen Satish
Dhawan Space Center ins All gestartet werden. "AISat" wird damit der erste
nationale Satellit sein, der Beobachtungen der weltweiten Schiffsbewegungen mit
Hilfe des in der Seeschifffahrt vorgeschriebenen Automatic Identification
System (AIS) ermöglicht.
Und noch ein besonderes Highlight steht in diesem Jahr auf dem Programm:
Unter dem Motto "Blue Dot - Shaping the future" soll Alexander Gerst als
nächster deutscher ESA-Astronaut am 28. Mai 2014 vom Weltraumbahnhof Baikonur
zur Internationalen Raumstation ISS starten. Nach 166 Tagen im All wird der
Geophysiker am 10. November 2014 auf der Erde zurückerwartet.
Alexander Gerst wird mit rund 100 Experimenten aller ISS-Partner befasst
sein. Bis zu 160 Stunden Crew-Zeit stehen für die "europäische Nutzung" der ISS
zur Verfügung. In dieser Zeit wird Gerst an rund 40 ESA-Experimenten arbeiten,
davon 25 unter Führung deutscher Projektwissenschaftler oder mit deutscher
Industriebeteiligung. Die Experimente stammen aus den Human- und
Materialwissenschaften, der Biologie, Flüssigkeitsphysik, Strahlungsdosimetrie,
sind Technologiedemonstrationen oder dienen der Bildung und Nachwuchsförderung.
Alexander Gerst wird im Juni auch das letzte ATV - ATV 5 "Georges Lemaître"
in Empfang nehmen, das unter anderem die Experimentieranlage EML, ein DLR-ESA
Kooperationsprojekt, zur ISS bringt. EML ist ein Schmelzofen, der mithilfe
elektromagnetischer Felder unterschiedliche metallische Legierungsproben
aufschmelzen kann, um sie im flüssigen Zustand zu untersuchen. Gerst soll EML
installieren und erste Proben prozessieren. ATV-5 soll auch das vom DLR
Raumfahrtmanagement im Auftrag des BMWi geförderte Experiment MFX/MagVector zur
ISS befördern. Dies wird Alexander Gerst ebenfalls installieren und das
Experiment starten und überwachen.
|