Sommerbeginn und ein Blick in die Milchstraße
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juni 2013
Der Juni ist der Monat der zwei Sommeranfänge: Für die
Meteorologen beginnt die wärmste Jahreszeit bereits am 1. Juni, für die
Astronomen am 21. Juni. Entsprechend sommerlich zeigt sich auch der
Sternenhimmel, der bei hoffentlich milden Temperaturen zu einer ausgedehnten
Erkundungstour einlädt - beispielsweise im hellen Band der Milchstraße.

Merkur (links) und Venus zu Monatsbeginn in der Abenddämmerung
im Nordwesten.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Während sich große Teile Deutschlands vor Regen derzeit nicht retten
können, freuen sich die Norddeutschen über ein wenig Sonne. Und auch für die
Meteorologen ist klar: Am 1. Juni beginnt der Sommer, zumindest der
meteorologische. Die Weltorganisation der Wetterfachleute hat nämlich
festgelegt, dass die meteorologischen Jahreszeiten immer am Ersten des Monats
beginnen, in dessen letzten Drittel sie bei den Astronomen anfangen. Das
erleichtert das Führen von Statistiken erheblich. Wer sich lieber nach dem
kalendarischen und astronomischen Sommerbeginn, also der Sommersonnenwende,
richtet, muss noch rund drei Wochen warten: Für den beginnt der Sommer erst am
21. Juni um 7.04 Uhr MESZ.
Der Sommer macht sich natürlich auch am Sternenhimmel bemerkbar, wo die
typischen Sommersternbilder das Regiment übernommen haben: Schaut man nach
Einbruch der Dunkelheit nach Osten, erkennt man hier einige helle Sterne,
darunter Wega im Sternbild Leier, die in bläulich-weißer Farbe im Nord-Osten
aufgeht. Wega ist auch für Planetenforscher von großem
Interesse, hat man doch um den Stern eine Staubscheibe entdeckt, die nach
Ansicht der Forscher die Folge der Kollision zweier Planeten vor rund einer
Millionen Jahre ist (siehe
Spitzer:
Planetenkollision bei Wega vom 11. Januar 2005).
Wega ist 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und der fünfthellste Stern am
nächtlichen Himmel und der zweithellste Stern am Nordhimmel. Sie strahlt 60-mal
heller als unsere Sonne und dürfte erst rund 350 Millionen Jahre alt sein. Die
beiden anderen Sterne des so genannten Sommerdreiecks [Findkarte]
sind Deneb im Sternbild Schwan und Atair im Adler: Deneb ist
einer der größten bekannten Riesensterne und leuchtet 60.000-mal so hell wie
unsere Sonne und hat ihre 25-fache Masse. Atair ist nur etwa 16
Lichtjahre von der Erde entfernt und nur eineinhalb Mal größer als unser
Zentralgestirn.
Wer abseits von störenden Lichtern diese drei Sterne ausgemacht hat, kann
vielleicht auch das helle Band der Milchstraße erkennen, das sich von Nord-Osten
nach Süd-Osten erstreckt. Man schaut hier auf die mit unzähligen Sternen
bevölkerte Scheibe unserer Galaxie. Der Name "Milchstraße" ist sehr alt. Früher
beobachtete man dieses helle, milchige Band am Himmel, ohne zu wissen, um was es
sich dabei eigentlich handelt. So entstand der Name: Milchstraße, Milky way oder
auch Via Lactea.
Erst in der Zeit Galileos konnte man mit ersten Fernrohren erkennen, dass es
hier eine Unzahl von Sternen gibt und man in die Scheibe unserer Galaxie schaut.
Und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass das Universum
aus unzähligen Galaxien besteht und unsere Heimatgalaxie nicht etwa das gesamte
Weltall darstellt. So wurde der Begriff Milchstraße zum Namen für unsere
Heimatgalaxie.
Im Band der Milchstraße lassen sich mit einem Fernglas eine Vielzahl
interessanter Objekte entdecken: So findet man etwa östlich vom Stern Deneb im
Sternbild Schwan bereits mit bloßem Auge eine Region, die etwas heller
erscheint. Ein Fernglas und gute Sichtbedingungen offenbaren, um was es sich
handelt: um ein eigentümlich geformtes Sternentstehungsgebiet, den
Nordamerikanebel (oder auch NGC 7000) [Findkarte].
Er liegt in rund 2.300 Lichtjahren Entfernung und erinnert mit seinen Umrissen
an den nordamerikanischen Kontinent (siehe unser
Bild
des Tages vom 21. Januar 2009)
Bei den Planeten ist der Saturn das dominierende Objekt,
obwohl die Helligkeit des Ringplaneten weiter zurückgeht und er auch am
Morgenhimmel nicht mehr zu sehen ist. Wer aber an den abendlichen Himmel schaut,
sollte den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems noch problemlos im
Sternbild Jungfrau erkennen können. Konkurrenz vom Jupiter hat
der Saturn nicht mehr: Das Gasriese ist nämlich am nächtlichen Himmel nicht mehr
zu sehen.
Auch die Venus ist noch kein strahlendes Objekt. Unser
sonnennäherer Nachbar ist in der Abenddämmerung tief im Nordwesten zu sehen. Sie
wandert im Verlauf des Monats vom Sternbild Stier in das Sternbild Zwillinge.
Unser anderer Nachbar, der Mars, bleibt auch im Juni
unsichtbar. Im April hatte er sich ja, von der Erde aus betrachtet, direkt
hinter der Sonne aufgehalten, so dass man auf eine Kommunikation mit den
Marssonden bewusst verzichtet hatte, da es dabei zu Übertragungsfehlern hätte
kommen können.
Auch der Merkur lässt sich noch im Nordwesten am Abendhimmel
erkennen, bei guten Sichtbedingungen sogar in den ersten Tagen des Monats noch
mit bloßem Auge. Später, wenn der Planet zur Monatsmitte am Himmel relativ dicht
an der Venus vorüberzieht, benötigt man schon ein Fernglas, um den Planeten
auszumachen.
Im Juni gibt es auch eine ganze Reihe von Sternschnuppenströmen, allerdings
sind sie meist nur schwach ausgeprägt und schwer zu beobachten. So sind
beispielsweise die Juni-Lyriden, die aus dem Sternbild Leier zu
kommen scheinen, vom 10. bis 20. Juni zu sehen. Ende Juni, genauer um den 27.,
kann man mit etwas Glück die Juni-Draconiden beobachten, deren
Ausstrahlungspunkt im Sternbild Drache liegt.
Weitere Sternschnuppenschauer im
Juni sind die Libriden am 8. und 9. Juni, mit Radiant im
Sternbild Waage, und der Scorpius-Sagittarius-Strom, dessen
Radiant im Grenzbereich zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze liegt. Er
ist den ganzen Monat über aktiv - mit einem Maximum zur Monatsmitte - allerdings
von Mitteleuropa relativ schlecht zu beobachten.
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