Die Sterne des Frühlings und ein Komet
von
Stefan Deiters astronews.com
1. März 2013
Am nächtlichen Himmel werden die Sterne des Winters langsam
von den Frühlingssternen abgelöst. Mit dem offiziellen Frühlingsanfang, der Tag-
und Nachtgleiche, sind die Tage dann wieder länger als die Nächte. In der
Monatsmitte könnte sich zudem der Komet Pan-STARRS am Himmel zeigen. Er ist
eventuell schon mit bloßem Auge zu sehen.
Blick nach Westen am Abend des 24. März 2013. Der helle
Jupiter steht rechts oberhalb von Aldebaran, dem Hauptstern
des Sternbilds Stier.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Der März bringt den Frühling. Und für alle, die mehr den
Meteorologen als den für den Kalender verantwortlichen Astronomen vertrauen,
ist die kalte Jahreszeit schon heute zu Ende: Die meteorologischen
Jahreszeiten fangen nämlich jeweils immer am 1. des entsprechenden Monats an -
so lassen sich leichter Statistiken erstellen. Und tatsächlich zeigen sich die
Temperaturen zu Monatsbeginn ein wenig frühlingshafter, selbst die Sonne lässt
sich einmal wieder blicken.
Wer trotzdem mit seinen Frühlingsgefühlen noch auf den kalendarischen oder
astronomischen Frühlingsanfang, also die Tag- und und Nachtgleiche,
warten will, muss sich noch bis zum 20. März um 12.02 Uhr MEZ gedulden. Danach
sind die Tage wieder länger als die Nächte und die Nächte hoffentlich auch nicht
mehr so kalt. Eine Woche später ist übrigens Vollmond, der erste Vollmond im
Frühling - und damit am darauffolgenden Sonntag Ostern. Auf das Osterwochenende
fällt in diesem Jahr auch die Umstellung von Winterzeit auf Sommerzeit: Um 2 Uhr in der
Nacht vom 30. auf den 31. März wird die Uhr um eine
Stunde vorgestellt. Die "geklaute" Stunde bekommen wir dann am 27. Oktober
wieder
zurück.
Doch soweit ist es noch nicht, freuen wir uns zunächst einmal auf den
Frühling. Im März zeigen sich nämlich auch am nächtlichen Himmel bereits die ersten Frühlingsboten, wie etwa das Sternbild
Löwe. Es ist Mitte
März abends im Südosten zu sehen und bietet Amateurastronomen mit der
Balken-Spiralgalaxie NGC 2903 ein beliebtes Beobachtungsobjekt
[Findkarte].
Dank ihrer relativen Helligkeit ist die rund 25 Millionen Lichtjahre entfernte
Galaxie schon mit kleinen Teleskopen zu beobachten. Die Spiralstruktur offenbart
sich allerdings erst mit Profi-Teleskopen oder bei langen
Belichtungszeiten. NGC 2903 hat einen Durchmesser von 80.000 Lichtjahren und ist
damit etwas kleiner als unsere Milchstraße.
Analog zum Wintersechseck, das aus besonders auffälligen Sternen am
winterlichen Himmel gebildet wird, gibt es ein Frühlingsdreieck [Findkarte],
das jetzt abends im Osten zu sehen ist. Es besteht aus den Sternen Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im
Bootes. Hoch am Himmel steht derzeit der Großer Wagen, die
wahrscheinlich bekannteste Konstellation am Nordhimmel. Dabei handelt es sich
eigentlich gar nicht um ein richtiges Sternbild, sondern nur um ein Unter-Sternbild,
ein sogenannten Asterismus: Der Große Wagen bildet sich aus den sieben hellsten
Sternen des Sternbilds Großer Bär.
Mit dem Großen Wagen lässt sich leicht der nördliche Himmelspol
finden, also der Punkt, um den sich der Sternenhimmel zu drehen scheint. Er liegt
ganz in der Nähe des Polarsterns, der sich wiederum am Ende der
Deichsel des Kleinen Wagens befindet. Wer den Kleinen Wagen nicht auf Anhieb
entdeckt, kann den bekannteren Großen Wagen zur Hilfe nehmen: Legt man nämlich
in Gedanken eine Linie durch die hinteren beiden Sterne des Großen Wagens und
verlängert sie Richtung Norden, ist der erste hellere Stern auf den man trifft
der Polarstern.
Der Polarstern wird auch Polaris genannt und ist mehr als nur ein
Stern: Bei ihm handelt es sich vermutlich um ein Dreifachsystem. Dessen
Hauptstern Alpha Ursae Minoris A hat die etwa achtfache Masse unserer Sonne und
eine Leuchtkraft, die die unserer Sonne um das 1.600-fache übertreffen dürfte.
Der Polarstern ist rund 360 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Bei den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten sieht es im März dagegen
schlechter aus: Venus ist am nächtlichen Himmel nicht zu sehen
und auch unser anderer Nachbar, der rote Planet Mars, macht
sich rar. Nur Jupiter ist am Abend zu beobachten. Der Gasriese
befindet sich im Sternbild Stier, beschränkt seine Sichtbarkeit aber im
wesentlichen auf die erste Nachthälfte. Saturn hingegen baut
seine Sichtbarkeit immer weiter aus. Der Ringplanet im Sternbild Widder steuert
langsam auf seine Oppositionsstellung zur Sonne zu, die er Ende April erreichen
wird. Dann wird er die ganze Nacht über zu sehen sein, doch auch im März geht er
schon vor Mitternacht auf.
Auch für Sternschnuppenfreunde ist der März kein guter Monat: Weder die
Virginiden, die aus dem Sternbild Jungfrau zu kommen scheinen,
noch die Hydraiden aus der Wasserschlange sind ein ausgeprägter
Sternschnuppenstrom. Dafür könnten jedoch Kometenfreunde auf ihre Kosten kommen:
Der Komet Pan-STARRS erreicht am 5. März den erdnächsten und am
10. März den sonnennächsten Punkt seiner Bahn. Ab dieser Zeit sollte sich der
Komet auch von Mitteleuropa aus in der Dämmerung beobachten lassen. Am 12. und
13. März gesellt sich nach Sonnenuntergang am westlichen Abendhimmel noch die
schmale Sichel des Mondes dazu. In den folgenden Tagen verbessern sich die
Beobachtungsbedingungen weiter, obwohl man zum Erkennen des Schweifs vermutlich
ein Fernglas benötigen wird (siehe auch:
Pan-STARRS: Heller Komet schon
im März? vom 12. Februar 2013).
Da Pan-STARRS wohl zum ersten Mal das innere Sonnensystem besucht, ist die
Vorhersage seiner tatsächlichen Helligkeit schwierig - er kann für
Überraschungen sorgen, also sich zu einem faszinierenden Kometen entwickeln,
oder ein totaler Flopp werden. Aktuelle Nachrichten dazu gibt es natürlich bei
astronews.com.
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