Europäer liefern Servicemodul für Orion
Redaktion
/ Pressemitteilungen des DLR und der ESA astronews.com
22. November 2012
NASA und ESA machen künftig bei der Entwicklung des neuen
amerikanischen Raumtransportsystems gemeinsame Sache: Die Europäer werden ein
Servicemodul beisteuern, für das die ATV-Raumfrachter als Vorlage dienen. Doch
dies war nur einer der Beschlüsse, die an den vergangenen beiden Tagen auf einer
Ministerratstagung der ESA-Mitgliedsstaaten in Neapel gefasst wurden.
So könnte die Ariane 6 einmal aussehen.
Bild: ESA-D. Ducros |
Die Delegierten der 20 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation
ESA und aus Kanada waren am 20. und 21. November 2012 im Kongresszentrum Mostra
d'Oltremare im italienischen Neapel zusammengekommen. Nach zwei Tagen intensiver
Diskussionen wurde die Ministerratskonferenz abgeschlossen und einige für die
europäische Raumfahrt wichtige Beschlüsse gefasst. So stellten die Deligierten
die finanziellen und inhaltlichen Weichen für die europäischen
Raumfahrt-Programme in den kommenden Jahren.
Insgesamt wurden Vorhaben im Wert von rund zehn Milliarden Euro beschlossen,
der Anteil der Bundesrepublik Deutschland daran beträgt insgesamt rund 2,6
Milliarden Euro. Damit ist Deutschland der beitragsstärkste ESA-Partner und hält
auch die meisten Programm-Anteile. "Die europäische Weltraumorganisation ESA hat
erneut bewiesen, dass sie auch unter konjunkturell schwierigen Rahmenbedingungen
handlungsfähig ist und die europäische Raumfahrt in die Zukunft führen kann",
urteilte Prof. Johann-Dietrich Wörner, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), nach Abschluss der Konferenz.
"Mit den in Neapel gefassten Beschlüssen ist die Wettbewerbsfähigkeit der
europäischen Raumfahrt für die kommenden Jahre gesichert", zeigte sich Wörner
optimistisch. "Aus deutscher Sicht gehören die Weiterführung des Ariane-5ME-Programms
und die Entscheidung über die Nutzung der Internationalen Raumstation bis zum
Jahr 2020, verbunden mit der Entwicklung eines europäischen Servicemoduls für
das zukünftige amerikanische Orion-Raumschiff, zu den wichtigsten
Ergebnissen. Deutschland ist bei der Wetter- und Klimabeobachtung, in der
Katastrophenvorhersage und in Sicherheitsfragen sehr gut aufgestellt und behält
zudem die Führung in der wissenschaftlichen Erdfernerkundung."
Ein von Deutschland und Frankreich gemeinsam vorgeschlagenes und von der
Konferenz nun verabschiedetes Konzept sieht vor, dass die Weiterentwicklung der
Ariane 5 zur Version ME parallel zum Start eines Studienprogramms für
die Ariane 6 erfolgen soll. Damit, so die Hoffnung, könne die
erfolgreiche europäische Position im weltweiten Markt für Trägerraketen
gesichert werden. Deutschland und Frankreich sind zu gleichen Teilen am
Ariane-5ME-Programm beteiligt. Mit der Ariane 5ME-Oberstufenentwicklung
können vorhandene deutsche Kompetenzen im Raumtransport erhalten und
weiterentwickelt werden.
Die Delegationen befassten sich auch mit dem Betrieb der Internationalen
Raumstation ISS, die ein elementarer Bestandteil der deutschen
Raumfahrtstrategie ist. Sie gaben grünes Licht für die Bereitstellung eines
europäischen Servicemoduls für das Raumtransportsystem Orion, das die
amerikanische Raumfahrtbehörde NASA gerade entwickelt. Mit Orion sollen
einmal bemannte Missionen zu Zielen durchgeführt werden, die außerhalb der
niedrigen Erdumlaufbahn liegen - beispielsweise zu Asteroiden.
Die Lieferung eines Servicemoduls für Orion auf Basis der bewährten
Technologie der europäischen ATV-Raumfrachter, dient als Ausgleich für die
ISS-Betriebskosten, die die ESA zu tragen hat. Die Entscheidung könnte für
Europa von strategischer Bedeutung sein, da dadurch erstmals eine Zusammenarbeit
zwischen ESA und NASA bei einem bemannten Raumtransportsystem ermöglicht wird,
das vermutlich im nächsten Jahrzehnt eine bedeutende Rolle in der Raumfahrt
spielen wird.
Von zentraler Bedeutung für die ESA ist zudem die Erdfernerkundung, bei der
Deutschland eine führende Rolle einnimmt. Ab 2020 soll die zweite Generation von
Wettersatelliten der MetOp-Reihe die Wettervorhersage und
Klimaforschung noch präziser machen. Prognosen der Wetterdienste werden dann für
einen Zeitraum von bis zu neun Tagen möglich sein. In einer in Neapel
unterzeichneten Abkommen zwischen ESA und der europäischen Organisation für die
Nutzung meteorologischer Satelliten EUMETSAT wurde zudem die Entwicklung der
dritten Generation von Meteosat-Wettersatelliten vereinbart.
Bis 2017 investieren die ESA-Staaten rund 3,8 Milliarden Euro in das
Wissenschaftsprogramm. Bis zum Jahr 2022 plant die ESA sieben Missionen zur
Erforschung des Weltraums und der Planeten, darunter die Astrometrie-Mission
Gaia (geplanter Start 2013), die Technologie-Mission LISA Pathfinder
(2014) und in Kooperation mit der japanischen Raumfahrtagentur JAXA die
Merkur-Mission BepiColombo (2015).
Ab 2018 soll in Kooperation mit der NASA das James Webb Space Telescope
nach Licht von den ersten Sternen und Galaxien nach dem Urknall suchen. Auf der
Tagung wurde zudem eine Kooperation zwischen der ESA und Russland für die
Mission ExoMars vorgestellt. Danach könnte Russland für den Start zwei
Proton-Trägerraketen zur Verfügung stellen und sich auch mit eigenen
Instrumenten einbringen.
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