Wettermeldungen vom Mars
von Stefan Deiters astronews.com
16. November 2012
In den vergangenen Wochen hat der Marsrover Curiosity
nicht nur erste Bodenproben genommen und mit deren Analyse begonnen, sondern
auch mit der Wetterstation an Bord eifrig Daten gesammelt. Eine erste Auswertung
ergab nun interessante Hinweise auf wechselnden Luftdruck, auf die
Strahlenbelastung, die Windrichtung und das Auftreten von Staubteufeln im
Gale-Krater.
Fünf Proben hat
Curiosity inzwischen im Bereich "Rocknest"
genommen.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Der Marsrover Curiosity befindet sich seit Anfang August auf der
Oberfläche des roten Planeten und hat in den vergangenen Wochen zahlreiche
Instrumente in Betrieb genommen und ausprobiert. Gegenwärtig nimmt Curiosity
Bodenproben in einem "Rocknest" genannten Bereich. In dieser Woche wurde
erstmals auch eine feste Probe mit dem Instrument Sample Analysis at Mars
(SAM) untersucht, das zuvor schon die Marsatmosphäre analysiert hatte.
Während der ganzen Zeit über machte auch die Wetterstation des Rovers, die
Rover Environmental Monitoring Station (REMS), Messungen von Temperatur,
Wind und Luftdruck auf dem Planeten. Der Radiation Assessment Detector
(RAD) registrierte zudem die Strahlung, die Curiosity erreichte. Die
ersten Resultate der Auswertung dieser Daten wurden gestern auf einer
Pressekonferenz vorgestellt.
Den Forschern fielen bei der Analyse über 20 "atmosphärische Ereignisse" auf,
die mindestens ein Merkmal eines Wirbelwinds zeigten. Dazu zählt ein kurzer
Abfall des Luftdrucks, ein Wechsel der Windrichtung, eine Änderung der
Windgeschwindigkeit, der Temperatur oder der ultravioletten Strahlung, die den
Rover erreicht. Zwei der Ereignisse wiesen sogar alle fünf Merkmale auf.
Sonden im Orbit des Planeten hatten immer wieder Hinweise auf sogenannte
Staubteufel, also kleinräumige Luftwirbel, entdeckt, allerdings nicht im
Gale-Krater, wo sich Curiosity befindet. Eventuell reißen die
Wirbelwinde hier nicht so viel Staub mit und bleiben daher aus dem Orbit
unsichtbar. "Staub in der Atmosphäre spielt eine wichtige Rolle für das Klima
des Mars", erklärt Manuel de la Torre Juarez vom Jet Propulsion Laboratory
der NASA, der zum REMS-Team gehört. "Der Staub, der durch Staubteufel und
Staubstürme in die Atmosphäre gelangt, heizt diese nämlich auf."
Die Winde im Gale-Krater scheinen zudem hauptsächlich in Ost-West-Richtung zu
blasen. Das hat die Forscher überrascht, hatten sie doch eigentlich erwartet,
dass Hangwinde vom Zentralberg für Winde sorgen, die eher eine Nord-Süd-Richtung
haben. Vielleicht, so die Vermutung, spielt der Rand des Kraters hier eine
wichtigere Rolle. "Mit dem Kraterrand im Norden und dem Zentralberg im Süden
könnten wir es hier eher mit Winden zu tun haben, die in der Senke zwischen den
beiden Erhebungen entlangwehen", vermutet Claire Newman vom REMS-Team. "Wenn wir
keinerlei Änderung der Windrichtung sehen, wenn Curiosity den Hang
hinauffährt, wäre das eine wirkliche Überraschung."
Beim Luftdruck zeigten sich an der Position von Curiosity sowohl
saisonale Änderungen als auch regelmäßige tägliche Schwankungen. Diese hatte man
erwartet, die vorliegenden Daten sollten den Forschern aber helfen, ihre
Atmosphärenmodelle mit der Realität zu vergleichen und damit eventuell auch die
Vorhersagen für die früheren Klimaverhältnisse auf dem Mars zu verbessern.
Die saisonale Änderung im Luftdruck erklärt sich durch das Freiwerden von großen
Mengen an Kohlendioxid, die während des südlichen Winters in der Polarregion als
Eis gebunden waren. Die täglichen Schwankungen kommen durch die Aufheizung der
Atmosphäre durch die Sonneneinstrahlung zustande. Man spricht hier auch von
"atmosphärischen Gezeiten".
Diese haben auch einen Einfluss auf die hochenergetische Strahlung, die für
Astronauten gefährlich sein könnte und mit Hilfe des Radiation Assessment
Detector (RAD) gemessen wird. "Wir sehen ein Muster, das mit den täglichen
atmosphärischen Gezeiten in Zusammenhang steht", so Don Hassler vom
Southwest Research Institute, der verantwortliche Wissenschaftler für RAD.
"Die Atmosphäre sorgt für eine gewisse Abschirmung. Dadurch ist die geladene
Teilchenstrahlung schwächer, wenn die Atmosphäre dicker ist. Generell ist die
Strahlenbelastung durch die Marsatmosphäre merklich reduziert, wenn wir die
Werte mit den Daten vom Flug zum Mars vergleichen."
|