Marsstein mit Überraschungen
von Stefan Deiters astronews.com
12. Oktober 2012
Der erste Marsstein, den der Marsrover Curiosity
untersucht hat, unterschied sich in seiner Zusammensetzung von anderen im Rahmen
früherer Missionen untersuchten Steinen. Er ähnelte bestimmten Gesteinstypen auf
der Erde. Unterdessen bereitet Curiosity weiter die Analyse einer
ersten Bodenprobe vor.
Der Stein "Jake
Matijevic". Die roten Markierungen zeigen die
Bereiche, die mit der ChemCam untersucht wurden,
die lilafarbenen Kreise die mit APXS analysierten
Regionen.
Bild: NASA /JPL-Caltech/MSSS [Großansicht] |
Der Marsrover Curiosity hatte Ende September einen "Jake Matijevic"
genannten Gesteinsbrocken mit zwei Instrumenten untersucht. Die gestern
vorgestellten Ergebnisse dieser ersten derartigen Analyse durch Curiosity
hätten, so die NASA, gezeigt, warum es so wichtig ist, die Zusammensetzung von
Gestein auf dem Mars zu untersuchen und warum während der Mission von
Curiosity darauf so ein großer Wert gelegt wird. Die Analyse von Steinen
kann den Forschern nämlich einiges über längst nicht mehr vorhandene
Umweltbedingungen und geologische Prozesse auf dem Planeten verraten.
"Dieser Stein ähnelt in seiner chemischen Zusammensetzung stark einem
ungewöhnlichen aber gut erforschten magmatischem Gestein auf der Erde, das man
in vielen Vulkanregionen findet", erläutert Edward Stolper vom California
Institute of Technology. "Da wir bislang nur einen Stein dieser Art auf dem
Mars gefunden haben, lässt sich natürlich noch nicht sagen, ob bei seiner
Entstehung ähnliche Prozesse eine Rolle gespielt haben, aber es könnte zumindest
ein wichtiger Ausgangspunkt für die Suche nach seinem Ursprung sein." Auf der
Erde bilden sich Steine wie "Jake Matijevic" bei Prozessen im Erdmantel durch
Kristallisation von relativ wasserreichem Magma bei erhöhtem Druck.
Der Stein "Jake Matijevic" war der erste Stein, den Curiosity mit
seinem Alphapartikel-Röntgenspektrometer (APXS) untersuchte und zugleich der
ungefähr 30. Stein, der mit dem Instrument Chemistry and Camera (ChemCam)
unter die Lupe genommen wurde. Mit APXS wurden zwei kleine Bereiche des etwa
fußballgroßen Brockens untersucht und die Ergebnisse mit Datenmaterial
verglichen, das bei Untersuchungen mit ähnlichen Instrumenten auf früheren
Missionen gewonnen wurde.
"Jake ist schon ein etwas komischer Marsstein", urteilt Ralph Gellert von der
University of Guelph im kanadischen Ontario, der verantwortliche
Wissenschaftler für APXS. "Die Elemente in ihm entsprechen der Zusammensetzung
von Feldspat und es gibt nur wenig Magnesium und Eisen." Mit ChemCam
wurden bei allen 14 Zielpunkten verschiedene Zusammensetzungen festgestellt, da
das Instrument immer Körner verschiedener Mineralien untersucht hat.
"Mit ChemCam haben wir schon seit August chemische Zusammensetzungen
gesehen, die auf Feldspat hindeuten und wir nähern uns dank APXS langsam dem
Punkt, wo wir das auch bestätigen können", so Roger Wiens vom Los Alamos
National Laboratory, der verantwortliche Wissenschaftler für ChemCam.
"Es müssen aber zuvor noch weitere Tests durchgeführt werden." Bei der
Untersuchung von "Jake Matijevic" waren erstmals Daten von APXS mit denen von
ChemCam verglichen wurden. ChemCam schießt kleine Laserpulse
auf einen Gesteinsbrocken und analysiert dann das dadurch entstehende verdampfende
Material.
Weitere Informationen über die Zusammensetzung von Gestein dürften im weiteren
Verlauf der Mission dann Instrumente an Bord des Rovers liefern, die Bodenproben
oder pulverisiertes Gestein untersuchen können. Gegenwärtig bereitet das Team
die Analyse der ersten Bodenprobe vor, Mitte der Woche wurde die Probenkammer
mit einer ersten Schaufel Material von eventuellen Rückständen gereinigt.
Die Arbeiten in dem Bereich Rocknest hatten sich etwas verzögert, weil dem Team
nach Entnahme der ersten Probe mit der kleinen Schaufel ein ungewöhnliches
helles Objekt auf dem Boden aufgefallen war. Eine Untersuchung ergab dann, dass
es sich um ein harmloses Stück Plastik handelt, das offenbar vom Rover selbst
stammt (astronews.com berichtete im Missionslog). Nachdem die vorgesehenen
Arbeiten in Rocknest abgeschlossen sind, wird sich Curiosity auf den
Weg zum rund 100 Meter entfernten Bereich Glenelg machen und dort erstmals einen
Stein mit seinem Bohrer anbohren.
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