Thors Helm zum 50. Geburtstag
von Stefan Deiters astronews.com
8. Oktober 2012
Die europäische Südsternwarte ESO hat am vergangenen Freitag
ihren 50. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass beobachtete das Very Large
Telescope der ESO auf dem Gipfel des Paranal in Chile erstmals ein Objekt,
das von der Öffentlichkeit ausgewählt worden war - einen als Thors Helm
bekannten Nebel im Sternbild Großer Hund.
Zum 50. Geburtstag der ESO beobachtet: Thors
Helm. Bild:
ESO/B. Bailleul [Großansicht] |
Am 5. Oktober 1962 wurde durch die Unterzeichnung der ESO-Konvention die
Europäische Südsternwarte offiziell gegründet. Ziel der neuen ESO sollte es
sein, den Traum von Astronomen aus Belgien, Frankreich, Deutschland, den
Niederlanden und Schweden Wirklichkeit werden lassen und ein Teleskop auf der
Südhalbkugel der Erde zu errichten, um von dort aus den Sternenhimmel beobachten
und erforschen zu können.
"50 Jahre später sind die ursprünglichen Wünsche der fünf Gründungsmitglieder
nicht nur Wirklichkeit geworden, sondern sie wurden deutlich übertroffen", meint
Tim de Zeeuw, der Generaldirektor der ESO. "Die ESO hat die ihr gestellte
Herausforderung, die größten und leistungsfähigsten bodengebundenen Teleskope
der Welt zu entwickeln, zu bauen und zu betreiben, bravourös gemeistert."
Heute betreibt die ESO Teleskope an drei verschiedenen Standorten in Chile:
in La Silla, in Paranal und in Chajnantor. In Paranal befindet sich unter
anderem das Very Large Telescope, eines der leistungsfähigsten
optischen Teleskope der Erde. Auf der Chajnantor-Hochebene entsteht gerade in
internationaler Kooperation das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array
(ALMA), ein gewaltiger Verbund aus 66 beweglichen Radioschüsseln, die ganz neue
Informationen über das kalte Universum liefern sollen.
Begonnen hat die ESO-Geschichte allerdings in La Silla, einem Observatorium,
das bis heute wissenschaftlich äußerst produktiv ist. So ist an das dortigen
3,6-Meter-Teleskop das Instrument HARPS montiert, das als erfolgreichster
Exoplaneten-Jäger gilt. In einigen Jahren soll ganz in der Nähe des Paranal-Observatoriums
zudem das neue European Extremely Large Telescope seinen Betrieb
aufnehmen. Es wird über einen Spiegeldurchmesser von 39 Metern verfügen und ganz
neue Blicke ins All ermöglichen.
Zu Feier des 50. Geburtstages wurde mit dem Very Large Telescope
am vergangenen Freitag erstmals ein Objekt beobachtet, das von der
Öffentlichkeit im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt wurde. Die Beobachtungen
wurden vor Ort von Brigitte Bailleul durchgeführt, der Gewinnerin des
Wettbewerbs Tweet Your Way to the VLT!. Das dabei entstandene Bild ist
die detaillierteste Aufnahme des Objektes, die bislang gemacht wurde.
Der Nebel Thors Helm, der auch unter der Bezeichnung NGC 2359 bekannt ist,
liegt im Sternbild Großer Hund und ist rund 15.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt. Er hat einen Durchmesser von über 30 Lichtjahren. Bei dem Nebel
handelt es sich um eine Art "kosmische Blase", die der Wind des massereichen
Sterns in der Mitte der Blase in der ihn umgebenden Molekülwolke entstehen ließ.
Das Gas wird durch die intensive Strahlung des Sterns zum Leuchten gebracht.
"Mit dem VLT, ALMA und dem zukünftigen E-ELT tritt die ESO in eine neue Ära
ein, von der die ursprünglichen Gründer sicherlich nicht einmal zu träumen
wagten", so de Zeeuw. "Im Namen der ESO möchte ich all jenen danken, die dies
ermöglicht haben!"
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