Erstes ESO-Observatorium wird 40
von Stefan Deiters astronews.com
25. März 2009
Die ESO-Teleskope in La Silla stehen heute ein wenig im
Schatten des Very Large Telescope auf dem Gipfel des Paranal. Zu
unrecht: In La Silla wird bis heute Astronomiegeschichte geschrieben. Hier
wurden nicht nur zahlreiche Entdeckungen gemacht, sondern auch Instrumente und
Technologien erstmals eingesetzt und erprobt, die heute an anderen Teleskopen
wertvolle Arbeit leisten. Vor genau 40 Jahren wurde das Observatorium offiziell
eingeweiht.

Das La Silla
Observatorium der ESO.
Foto: ESO / C. Madsen [Großansicht] |
Dass das La Silla Observatorium trotz seines Alters immer noch
eine wichtige Rolle in der astronomischen Forschung spielt, zeigt allein die
Tatsache, dass jedes Jahr rund 300 wissenschaftliche Fachartikel erscheinen, die
auf La Silla-Beobachtungen beruhen. Zu dieser beachtlichen Zahl dürfte der
HARPS-Spektrograph nicht unwesentlich beigetragen haben, den man wohl als einen
der erfolgreichsten Helfer bei der Entdeckung von extrasolaren Planeten
bezeichnen kann.
"Das La Silla Observatorium stellt den Astronomen immer noch wichtige
Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung", meint auch Tim de Zeeuw, der derzeitige
Generaldirektor der ESO. "Es war die erste Präsenz der ESO in Chile und hat
damit den Grundstein für eine dauerhafte und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit
zwischen dem Land und der Wissenschaftsgemeinde gelegt."
Das La Silla Observatorium liegt am Rand der Atacama-Wüste, einer der
trockensten und einsamsten Gegenden der Erde. Kein Licht stört hier die
Beobachtungen der Astronomen, der Sternenhimmel von La Silla gehört zu den
dunkelsten und klarsten überhaupt. In seiner Blütezeit beherbergte das
Observatorium 15 verschiedene Teleskope. "Viele Astronomen die heute aktiv sind,
haben in La Silla ihr Handwerk gelernt und kamen hier erstmals mit Teleskopen in
Berührung, die damals als Großteleskope bezeichnet wurden", erzählt der
Wissenschaftsdirektor der ESO Bruno Leibundgut.
Nicht alle Teleskope sind mehr aktiv, doch einige liefern bis heute wichtige
Daten, wie etwa das 3,6-Meter-Teleskop oder das 3,5-Meter New Technology
Telescope (NTT). "Mit dem NTT begann eine ganz neue Ära beim Teleskopbau
und - design", so Andreas Kaufer, der Direktor des La Silla Observatoriums. Hier
verwendete man nämlich erstmals einen Hauptspiegel, dessen Form sich
computergesteuert verändern ließ, um auf diese Weise Luftunruhen aus den Bildern
herauszufiltern. Dieses "adaptive Optik" genannte Verfahren ist heute Standard
bei den aktuellen Großteleskopen. Das 3,6-Meter-Teleskop gehörte lange Zeit zu
den größten europäischen Teleskopen und macht heute durch den Spektrographen
HARPS regelmäßig Schlagzeilen, mit dem Astronomen Planeten um andere Sonnen
aufspüren. Zahlreiche andere ESO-Mitgliedstaaten betreiben eigene Teleskope in
La Silla.
Die Geschichte von La Silla begann vor über 45 Jahren als ESO-Verantwortliche
- teils auf dem Rücken von Pferden - in den Anden nach einem geeigneten Standort
für das erste europäische Observatorium in Chile suchten. 1964 fiel die
Entscheidung für La Silla. Die ersten Teleskope wurden gebaut und am 25. März
1969 die erste Bauphase mit einer feierlichen Zeremonie abgeschlossen, an der
auch der damalige chilenische Präsident Eduardo Frei und der schwedische
Bildungsminister Olof Palme teilnahmen. Dieser lobte La Silla als Beispiel
dafür, was mit internationaler Kooperation erreicht werden kann.
Die ESO hat derzeit keine Pläne, ihre Präsenz in La Silla zu beenden. Geplant
ist sogar der Bau weiterer nationaler Teleskope und auch von
Besucherinstrumenten. Die Chancen stehen also gut, dass in zehn Jahr das 50.
Jubiläum von La Silla gefeiert werden kann. Ein Bild von La Silla aus dem Jahr
1966 zeigen wir heute als unser "Bild des Tages".
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