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STERNHAUFEN
Schwarzes Loch im Orionnebel?
Redaktion / idw / Pressemitteilung der Universität Bonn
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12. September 2012

Das Sternbild Orion gehört mit zu den markantesten Konstellationen am Himmel. Hier findet sich der Orionnebel, ein gewaltiges Sternentstehungsgebiet. In dessen zentralen Sternhaufen scheinen sich die Sterne jedoch deutlich schneller zu bewegen, als man aufgrund der sichtbaren Masse erwarten würde. Könnte dies ein Hinweis auf ein Schwarzes Loch sein? Jetzt vorgestellte Simulationen sprechen dafür.

Orionnebel

Der Zentralbereich des Orionnebels mit dem bekannten Trapez im Zentrum. Bild: ESO / M.McCaughrean et al. (AIP) [Großansicht]

Der zentrale Sternhaufen im Orionnebel ist etwa 1.300 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von einigen Lichtjahren. Er enthält rund 5.000 junge Sterne. Beobachtungen zeigen, dass sich dieser Haufen erst vor etwa ein oder zwei Millionen Jahren gebildet hat. "Die Sterne nahe des Zentrums im sogenannten Trapez des Haufens tanzen schneller umeinander, als man aufgrund der sichtbaren Materie erwarten würde", stellt Prof. Dr. Pavel Kroupa vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn fest. "Das zentrale Trapez müsste sich deshalb eigentlich auflösen."

Trotz des Alters der Sternengruppe ist das bislang aber nicht geschehen. "Die Verteilung der Masse der Sterne ist ebenfalls sehr ungewöhnlich", so der Astrophysiker weiter. Im Vergleich zur Zahl der Sterne mit niedriger Masse gebe es zu wenig massereiche Sterne. Welche geheimnisvolle Kraft hält also die eigentlich auseinanderdriftenden Sterne zusammen? Nach Ansicht der Wissenschaftler muss es im Sternhaufen des Orionnebels irgendeine unsichtbare Materie geben, die wie eine Art Kitt wirkt.

Um die Bildung des Orionhaufens besser verstehen zu können, simulierten die Wissenschaftler seine Entstehung aus einer Molekülwolke im Computer."Wir haben hierfür eine neue Methode entwickelt, um die Wechselwirkung des Gases mit der Strahlung der sich bildenden massereicheren Sterne zu berechnen. Das Gas in der Nähe der Sterne wird aufgeheizt, und damit steigt der Druck und das Gas expandiert explosionsartig aus dem jungen Haufen", erläutert Dr. Ladislav Subr von der Karls-Universität Prag.

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Die Astronomen verfolgten in ihrer Simulation zudem die Entwicklung der massereichen Sterne im Orionhaufen und untersuchten ihre Kollisionen untereinander. "Die Berechnungen zeigen, wie das Gas aus dem Haufen getrieben wurde und der Haufen allmählich expandierte", beschreibt Dr. Holger Baumgardt von der University of Queensland im australischen Brisbane. Die massereicheren Sterne wanderten demnach ins Haufenzentrum, wo viele von ihnen heraus geschleudert wurden, während andere miteinander kollidierten.

"Im Zentrum des Haufens entstand oftmals ein sehr massereicher Stern, der sich am Ende seiner Lebenszeit in ein massereiches Schwarzes Loch verwandelte, mit einer Masse von bis zu einigen hundert Sonnenmassen", erläutert Subr. "Das Schwarze Loch erklärt insbesondere die geringe Anzahl massereicher Sterne, die noch im Haufen vorhanden sind, und warum die Sterne im Zentrum eine so hohe Geschwindigkeit besitzen", erläutert Kroupa. "Mit unseren Berechnungen können wir nahezu alle Eigenschaften des Orionhaufens erklären."

Direkt beobachten lässt sich ein solches Schwarzes Loch allerdings nicht. Doch, so die Astronomen, könnte es eine indirekte Möglichkeit geben, um die Existenz dieser Schwerkraftfalle nachzuweisen. Sollte das Schwarze Loch nämlich, was nach den Simulationen durchaus wahrscheinlich erscheint, Teil eines kompakten Doppelsternsystems sein, könnte von dessen Partner regelmäßig Gas in das Schwarze Loch stürzen. "In diesem Fall würde das Schwarze Loch als helle Röntgenquelle am Himmel erscheinen", so Kroupa. Damit wäre die Existenz des Schwarzen Loches mit Beobachtungen nachprüfbar.

Die Astronomen berichten über die Simulationen und ihre Schlussfolgerungen in einem Fachartikel in der Zeitschrift The Astrophysical Journal.

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siehe auch
VLTI: Detaillierter Blick ins Herz des Orion-Nebels - 2. April 2009
Links im WWW
Universität Bonn
Preprint des Fachartikels bei arXiv.org
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