Eine Balkenspiralgalaxie im Fluss
von Stefan Deiters astronews.com
1. August 2012
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute ein neues Bild
der spektakulären Spiralgalaxie NGC 1187 veröffentlicht. Das System befindet
sich rund 60 Millionen Lichtjahre entfernt im südlichen Sternbild Fluss Eridanus.
In den letzten 30 Jahren ließen sich in der Galaxie gleich zwei Supernovae
beobachten. Bei der Aufnahme des Very Large Telescope handelt es sich
um das bislang detailreichste Bild der Galaxie.

Blick des VLT auf die Galaxie NGC 1187.
Bild: ESO [Großansicht] |
Wenn wir das Glück haben, von der Erde praktisch "von oben" auf eine
entfernte Spiralgalaxie blicken zu können, lässt sich deren faszinierende
Struktur besonders gut studieren. Dies ist bei NGC 1187 der Fall, in der sich
gleich mehrere Spiralarme aus Gas und Staub ausmachen lassen und die auf einer
heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichten Aufnahme zu
sehen ist. Die Galaxie ist rund 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt
und liegt im südlichen Sternbild Fluss Eridanus. Bei der Aufnahme des Very
Large Telescope handelt es sich um das bislang detailreichste Bild, das von
dieser Galaxie gemacht wurde.
Die bläulichen Bereiche in den Spiralarmen sind ein Hinweis auf junge, gerade
entstandene Sterne, die sich aus interstellarem Gas gebildet haben. Im Zentrum
der Galaxie herrscht hingegen ein anderer Farbton vor: Das gelbliche Licht
verrät, dass sich hier vor allem ältere Sterne finden lassen, gemischt mit Gas
und Staub. Der Zentralbereich, von den Astronomen Bulge genannt, ist im
Fall von NGC 1187 nicht genau kugelförmig, sondern zeigt eine leicht rechteckige
Struktur, einen sogenannten Balken. Die Galaxie wird deswegen auch als
"Balkenspiralgalaxie" klassifiziert, wie übrigens auch unsere Milchstraße.
Rund um NGC 1187 lassen sich noch zahlreiche deutlich lichtschwächere
Galaxien erkennen, die erheblich weiter entfernt sind. Einige scheinen sogar
durch die Scheibe von NGC 1187 hindurch und verraten sich durch ihre überwiegend
rötliche Farbe, die sich deutlich vom Blau der jungen Sternhaufen abhebt.
Gleich zwei Mal innerhalb der vergangenen 30 Jahre konnten Astronomen eine
Supernova-Explosion in NGC 1187 beobachten. Zu solchen Sternenexplosionen kommt
es, wenn eine massereiche Sonne am Ende ihres nuklearen Lebens der Brennstoff
ausgeht und sie schließlich kollabiert. Alternativ kann eine Supernova auch in
einem Doppelsternsystem entstehen, in dem ein Weißer Zwergstern so lange
Material von seinem Partner abzieht, bis er schließlich eine kritische Masse
erreicht hat und es zur Explosion kommt.
Supernova-Explosionen zählen mit zu den energiereichsten Ereignissen im
Universum und können für kurze Zeit heller scheinen als die Galaxie, in der der
explodierende Stern zu Hause war. Die Helligkeit nimmt dann im Verlauf von
einigen Wochen und Monaten wieder langsam ab. Die Beobachtung der Strahlung
einer Supernova mit verschiedenen Teleskopen liefert den Astronomen Hinweise auf
den Ablauf der Sternexplosion.
Die erste Supernova in NGC 1187 wurde im Oktober 1982 am La Silla
Observatorium der europäischen Südsternwarte in Chile beobachtet. 2007 wurde von
Südafrika aus dann eine weitere Supernova in der Galaxie aufgespürt, genannt SN
2007Y. Das heute von der ESO veröffentlichte Bild entstand aus Daten, die im
Rahmen des Beobachtungsprogramms in den darauffolgenden Monaten aufgenommen
wurden und an dem sich auch das Very Large Telescope der ESO auf dem
Gipfel des Paranal beteiligt hatte. Die Supernova lässt sich darauf noch am
unteren Bildrand ausmachen.
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