Porträt einer Balkenspiralgalaxie
von Stefan Deiters astronews.com
3. Februar 2012
Die europäische Weltraumagentur ESA hat heute eine neue
Aufnahme der Balkenspiralgalaxie NGC 1073 veröffentlicht, die das
Weltraumteleskop Hubble gemacht hat. Das rund 55 Millionen Lichtjahre
entfernte System liegt im Sternbild Walfisch und gleicht in mancherlei Hinsicht
der Milchstraße. Das Studium von NGC 1073 kann den Astronomen also auch einiges
über unsere galaktische Heimat verraten.
Die Balkenspiralgalaxie NGC 1073.
Bild: NASA & ESA [Großansicht] |
Die meisten Spiralgalaxien, unsere Milchstraße eingeschlossen, verfügen in
ihrem Zentrum neben dem eigentlichen Kern auch über eine balkenförmige
Ansammlung von Sternen, von der die Spiralarme der Galaxie ausgehen. Das heute
von der ESA veröffentlichte Bild der rund 55 Millionen Lichtjahre entfernten
Galaxie NGC 1073 zeigt ein klassisches Beispiel einer solchen
Balkenspiralgalaxie.
Balken entstehen nach Ansicht der Astronomen durch Dichtewellen, die Gas in
Richtung des galaktischen Zentrums leiten und so das Material für die Entstehung
neuer Sterne zur Verfügung stellen. Außerdem können diese Gasströme auch dafür
sorgen, dass das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie neue
Nahrung erhält.
Die Entstehung eines zentralen galaktischen Balkens könnte, so lautet
zumindest eine Theorie, mit dem Entwicklungsstadium einer Spiralgalaxie zu tun
haben (astronews.com berichtete). So wurden solche Balken häufiger in Galaxien
mit einem großen Anteil alter, rötlicher Sterne entdeckt. Im jungen Universum
scheint zudem nur jede fünfte Spiralgalaxie über einen Balken im Zentrum zu
verfügen. In unserem lokalen Universum sind es mehr als zwei Drittel aller
Spiralgalaxien.
Auf der Hubble-Aufnahme ist aber mehr zu sehen als nur ein
klassisches Portrait einer Balkenspiralgalaxie. So findet sich am oberen linken
Bildrand eine ungefähr kreisförmige Struktur. Es handelt sich dabei um eine
Region, in der gerade neue Sterne entstanden sind. In der Struktur verbirgt sich
eine helle, IXO 5 genannte, Röntgenquelle, die natürlich auf der Hubble-Aufnahme
im optischen Bereich des Lichts nicht weiter auffällt. IXO 5 ist vermutlich ein
Schwarzes Loch, das von einem normalen Stern umkreist wird. Mit Unterstützung
des NASA-Röntgenteleskops Chandra konnte man die Position des Systems
auf einen von zwei dort sichtbaren leuchtschwachen Sternen eingrenzen, kann aber
mit den gegenwärtig verfügbaren Instrumenten nicht erkennen, welcher der beiden
Sterne es nun tatsächlich ist.
Auf dem Bild sind auch weiter entfernte Galaxien im Hintergrund zu sehen,
etwa die rötlichen Flecken im linken oberen Bereich der Aufnahme. Auffällig sind
auch drei helle Lichtpunkte in der rechten Bildhälfte. Dabei handelt es sich
nicht etwa um Vordergrundsterne oder helle Sterne in NGC 1073, sondern um helle,
weit entfernte Quasare, also die Kerne von aktiven Galaxien, in denen ein
supermassereiches Schwarzes Loch gerade Unmengen an Material verschlingt. Ihrer
großen Helligkeit ist es zu verdanken, dass sie auch trotz ihrer enormen
Entfernung noch so deutlich zu erkennen sind. Da wundert es nicht, dass diese
Objekte "Quasare" genannt wurden. Quasar steht nämlich für nichts anderes als
für "quasistellares Objekt".
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