Erster Röntgenblick ins All
von Stefan Deiters astronews.com
3. Juli 2012
Das im letzten Monat gestartete neue Röntgenteleskop der NASA,
das Nuclear Spectroscopic
Telescope Array (NuSTAR), hat in der vergangenen Woche erste
Probebeobachtungen eines astronomischen Objekts gemacht. Die Astronomen
visierten das Schwarze Loch Cygnus X-1 an und waren von den ersten Bildern sehr
angetan.
Blick auf das Schwarze Loch Cygnus X-1. Oben
eine Aufnahme des Teleskops Integral, die etwa
einen Bereich zeigt, der dem doppelten
Vollmonddurchmesser entspricht. Unten das NuSTAR-Bild
des Zentralbereichs.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Das
Nuclear Spectroscopic Telescope Array (NuSTAR) war - wie berichtet - am 13.
Juni 2012 mit Hilfe einer Pegasus XL-Rakete gestartet worden. Von dem
Teleskop versprechen sich die Astronomen ganz neue Einblicke in die
hochenergetischen Phänomene im Universum, da es - wie kein anderes Instrument
zuvor - in der Lage sein wird, auch Röntgenstrahlen hoher Energie so
einzufangen, dass daraus klare Bilder entstehen. Nachdem in der vorvergangenen
Woche der lange Ausleger des Teleskops ausgefahren worden war, wurde am
Donnerstag das erste astronomische Objekt anvisiert.
"Heute haben wir das erste fokussierte Bild des hochenergetischen
Röntgenuniversums gemacht", freute sich Fiona Harrison, die verantwortliche
Wissenschaftlerin für NuSTAR am California Institute of Technology, die
seit 15 Jahren mit dem Teleskopprojekt beschäftigt ist. "Es ist so, als würde
man eine neue Brille aufsetzen und bestimmte Dinge in seiner Umgebung zum ersten
Mal scharf erkennen können."
Für die ersten Beobachtungen eines astronomischen Objektes wählten die
Astronomen Cygnus X-1, ein stellares Schwarzes Loch in unserer Milchstraße, das
von einem Riesenstern umkreist wird, von dem es ständig Material abzieht. Cygnus
X-1 ist eine sehr helle Röntgenquelle und daher besonders gut für die
Einstellung der Detektoren geeignet. In den kommenden Tagen sollen noch zwei
andere helle Objekte anvisiert werden: Der Supernova-Überrest G21.5-0.9 in der
Milchstraße, sowie mit 3C273 ein Quasar in rund zwei Milliarden Lichtjahren
Entfernung.
Die Beobachtungen dienen der Feinabstimmung der Instrumente und sollen - vor
Beginn der eigentlichen wissenschaftlichen Beobachtungen - für ein besseren
Verständnis der genauen Eigenschaften des Teleskops sorgen. Parallel zu NuSTAR
werden auch andere Teleskope, wie das NASA-Röntgenteleskop Chandra und
das europäische Röntgenteleskop XMM-Newton, 3C273 anvisieren und den
Astronomen so Vergleichsdaten zur Verfügung stellen. Das NuSTAR-Team hofft, ab
Mitte des Monats mit dem wissenschaftlichen Beobachtungsprogramm beginnen zu
können.
"Das ist eine wirklich aufregende Zeit für das Team", so Daniel Stern, der
NuSTAR-Projektwissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA.
"Wir können schon die Leistungsfähigkeit von NuSTAR erahnen. Es wird uns das
hochenergetische Röntgenuniversum sichtbar machen und Geheimnisse enthüllen, die
man vorher unmöglich entschlüsseln konnte."
NuSTAR ist etwa hundert Mal empfindlicher und verfügt über ein zehn Mal
höheres Auflösungsvermögen als frühere Teleskope, die in diesem
Wellenlängenbereich beobachtet haben. Das Teleskop soll unter anderem eine
umfassende Kartierung von Schwarzen Löchern durchführen und so den Astronomen
Daten zur Verfügung stellen, die mehr über die Eigenschaften und die Entwicklung
dieser faszinierenden Objekte verraten. Da NuSTAR scharfe Bilder aus
hochenergetischen Röntgenstrahlen erstellen kann, erhoffen sich die Astronomen
neue Einblicke in die dynamischen Regionen in unmittelbarer Nähe des Schwarzen
Lochs, wo das Gas Temperaturen von Hunderten von Millionen Grad Celsius hat.
NuSTAR ist eine Small Explorer-Mission der NASA. Im Rahmen
dieses Programms werden relativ preiswerte und kleinere bis mittlere Missionen
verwirklicht. Die NuSTAR-Mission ist zunächst auf eine Dauer von zwei Jahren
ausgelegt, kann aber um weitere Jahre verlängert werden.
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