NASA startet neues Röntgenteleskop
von Stefan Deiters astronews.com
13. Juni 2012
Mit einem neuen Röntgenteleskop will die NASA in den
kommenden zwei Jahren nach Schwarzen Löchern suchen und den hochenergetischen
Phänomenen im Universum auf die Spur kommen. Das Nuclear Spectroscopic
Telescope Array (NuSTAR) startete um 18 Uhr MESZ an Bord einer Rakete vom
Typ Pegasus XL ins All. Diese war zuvor mit einem Düsenjet auf eine
Höhe von knapp zwölf Kilometern gebracht worden.
Das NASA-Röntgenteleskop NuSTAR soll vor
allem nach Schwarzen Löchern und anderen
exotischen Objekten suchen.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Der Start einer Pegasus XL-Rakete verläuft etwas anders, als man
sich das zunächst vielleicht vorstellt. Die Rakete, mit der heute das
Nuclear Spectroscopic Telescope Array (NuSTAR) in eine Erdumlaufbahn
gebracht wurde, ist zunächst am Boden eines modifizierten Jets vom Typ
Lockheed L-1011 TriStar montiert und wird von diesem auf eine Höhe von
knapp zwölf Kilometern gebracht. Der Jet mit NuSTAR
startete heute um 17 Uhr MESZ vom Kwajalein-Atoll im Pazifik, das zu den
amerikanischen Marshall-Inseln gehört. Um 18.00 Uhr MESZ wurde die dreistufige
Pegasus-XL-Rakete dann ausgeklinkt und kurze Zeit später gezündet.
Der Orbit war, nach einem problemlosen Flug, nach rund 15 Minuten erreicht
und wenige Minuten später war auch das Solarzellenarray des Teleskops
ausgefahren. NuSTAR umkreist die Erde nun in einer Höhe von rund 600 Kilometern.
Nach dem erfolgreichen Start wird eine Test- und Kalibrierungsphase beginnen,
während der die Instrumente an Bord eingeschaltet und in etwa einer Woche auch der Mast mit der
Teleskopoptik ausgefahren wird. Die Kalibrierung wird unter anderem mit Hilfe
von zwei bekannten Röntgenquellen erfolgen. Nach rund 30 Tagen sollten die
Astronomen dann mit ihren Beobachtungen beginnen können.
Während der zunächst auf etwa zwei Jahre angesetzten Beobachtungsphase
soll NuSTAR kompakte Objekte und Schwarze Löcher ganz unterschiedlicher Größe
kartieren und dabei vor allem die Regionen rund um das Zentrum der Milchstraße
anvisieren. Aber auch Beobachtungen jenseits unserer Heimatgalaxie sind geplant.
Zu den Schwerpunkten der Mission gehört ferner die Untersuchung des Materials um
junge Supernova-Überreste. So hoffen die Astronomen mehr darüber lernen zu
können, wie es zu diesem explosiven Ende des Lebens eines Sterns kommt und wie
dabei neue Elemente entstehen.
Außerdem soll NuSTAR noch die energiereichen, gebündelten
Hochgeschwindigkeits-Teilchenströme, die sogenannten Jets, untersuchen, die aus
den Zentren von aktiven Galaxien ins All schießen. Diese Jets entstehen in
unmittelbarer Umgebung eines supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum einer
Galaxie, das gerade große Mengen an Material verschluckt, also "aktiv" ist.
Neben diesen Schwerpunktaufgaben wird NuSTAR aber auch für Beobachtungen von
anderen Objekten zur Verfügung stehen, bei denen sich eine Untersuchung in den
Wellenlängenbereichen anbietet, die das Teleskop abdeckt.
NuSTAR besteht aus zwei nebeneinander angeordneten Teleskopen mit einer
speziellen Optik, die die Beobachtung von Röntgenstrahlen sehr hoher Energie
erlauben. Die Optik ist an einem zehn Meter langen Ausleger angebracht. Auf dem
eigentlichen Satelliten befinden sich die speziell für die Mission entwickelten
Detektoren. Die Empfindlichkeit und das Auflösungsvermögen von NuSTAR wird um
einen Faktor zehn bis 100 besser sein als bei früheren Missionen, die in diesem
Röntgenbereich gearbeitet haben. Insbesondere wird NuSTAR Röntgenstrahlung mit
deutlich höheren Energien detektieren können, als es beispielsweise den
Weltraumteleskopen Chandra und XMM-Newton möglich ist.
"Wir haben sehnsüchtig auf den Start dieses neuen Röntgenteleskops gewartet",
sagte Paul Hertz, der Direktor der Astrophysik-Abteilung der NASA nach dem
Start. "Mit seiner einmaligen räumlichen und spektralen Auflösung im zuvor nur
sehr wenig erforschten Bereich der harten Röntgenstrahlung wird uns NuSTAR ein
neues Fenster ins Universum öffnen und Daten liefern, die die von größeren
NASA-Missionen wie Fermi, Chandra, Hubble und
Spitzer ergänzen."
NuSTAR ist eine Small Explorer-Mission der NASA. Im Rahmen
dieses Programms werden relativ preiswerte und kleinere bis mittlere Missionen
verwirklicht. NuSTAR war bereits 2003 aus einer Reihe von Vorschlägen ausgewählt
worden. 2006 wurde das Projekt dann zunächst wegen Finanzierungsproblemen
gestoppt, ein Jahr später aber wieder aufgenommen (astronews.com berichtete).
Nach Ende der zweijährigen wissenschaftlichen Hauptbeobachtungsphase kann die
NuSTAR-Mission um weitere Jahre verlängert werden.
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