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Panoramablick auf 30 Doradus
von Stefan Deiters astronews.com
17. April 2012
Die ESA hat heute eine der größten Mosaikaufnahmen
veröffentlicht, die je aus Bildern des Weltraumteleskops Hubble erstellt worden
sind. Sie zeigt die faszinierende Sternentstehungsregion 30 Doradus in der
Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße. Anlass ist
das 22. Jubiläum des Starts von Hubble in der kommenden Woche.
Das jetzt veröffentlichte Bild der
Sternentstehungsregion 30 Doradus.
Bild: NASA, ESA, ESO, D. Lennon and E.
Sabbi (ESA/STScI), J. Anderson, S. E. de Mink, R.
van der Marel, T. Sohn, and N. Walborn (STScI),
N. Bastian (Excellence Cluster, München), L.
Bedin (INAF, Padua), E. Bressert (ESO), P.
Crowther (Sheffield), A. de Koter (Amsterdam), C.
Evans (UKATC/STFC, Edinburgh), A. Herrero (IAC,
Teneriffa), N. Langer (AifA, Bonn), I. Platais
(JHU) und H. Sana (Amsterdam) [Großansicht] |
Die heute von der ESA veröffentlichte Aufnahme zeigt mit 30 Doradus die
hellste Sternentstehungsregion in unserer galaktischen Nachbarschaft, in der
sich zudem auch einige der massereichsten bekannten Sterne befinden. Sie liegt in der
Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße in rund
170.000 Lichtjahren Entfernung und dürfte mit zu den bekanntesten stellaren
Kinderstuben überhaupt gehören. Das jetzt veröffentlichte Bild wurde aus
mehreren Aufnahmen mit der Advanced Camera for Surveys und der Wide Field Camera
3 von Hubble sowie aus Beobachtungen mit dem MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop der
europäischen Südsternwarte ESO in La Silla zusammengesetzt.
Auf der Aufnahme finden sich Sterne, deren Masse zusammengenommen die Masse
unserer Sonne um viele Millionen Male übertrifft. Die erkennbare Region
durchmisst etwa 650 Lichtjahre. Hubble kann, da uns 30 Doradus
vergleichsweise nahe ist, in der Sternentstehungsregion noch einzelne Sterne auflösen, was
den Astronomen wichtige Informationen
über die Entstehung und Entwicklung von Sternen liefert. In anderen kleinen
Galaxien finden sich Regionen mit noch heftigeren Sternentstehungsausbrüchen,
doch lassen sich diese aufgrund ihrer großen Entfernung nicht so detailliert
untersuchen. Die heftige Sternentstehungsaktivität in 30 Doradus hat nach
Ansicht der Astronomen unter anderem mit der Nähe einer weiteren
Satellitengalaxie zu tun, der Kleinen Magellanschen Wolke.
In 30 Doradus lassen sich Sterne aller Entwicklungsstufen ausmachen: Von
stellaren Embryos, die noch in dichte Kokons aus Gas und Staub gehüllt sind bis
zu hell leuchtenden massereichen Sterngiganten, die bald in eindrucksvollen
Supernova-Explosionen ihr nukleares Leben beenden werden. Das Alter der auf dem
Bild erkennbaren Sternhaufen liegt zwischen zwei und 25 Millionen Jahren.
Im Zentrum der Region befindet sich mit NGC 2070 ein gewaltiger junger
Sternhaufen, der nur zwischen zwei und drei Millionen Jahre alt ist. Er besteht
aus ungefähr 500.000 Sternen, darunter viele massereiche Exemplare. In seinem
dichten Zentrum, bekannt unter dem Namen RMC 136, finden sich einige der
massereichsten Sterne in unserer galaktischen Nachbarschaft, mit der mehr als
100-fachen Masse unserer Sonne.
Die intensive ultraviolette Strahlung der massereichen jungen Sonnen sorgt
für eindrucksvolle Hohlräume in ihrer Umgebung und befreit die Region so von
den Resten der Wasserstoffwolke aus der sie einmal entstanden sind. Nebenbei
lassen sie eine faszinierende Landschaft aus Gas- und Staubschwaden entstehen.
Sie können unter Umständen sogar die Geburt einer neuen Generation von
Sternen anregen, wenn die Strahlung nämlich auf dichtere Gasregionen trifft und
so
Stoßwellen entstehen.
Die Farben des Bildes werden vom hell leuchtenden heißen Gas der Region
bestimmt, wobei Wasserstoff rötlich erscheint und Sauerstoff blau. Das Bild
wurde von der ESA anlässlich des 22. Jubiläums des Starts des Hubble-Weltraumteleskops
in der kommenden Woche veröffentlicht. Hubble war am 24. April 1990 an
Bord der Raumfähre Discovery in eine Erdumlaufbahn gestartet.
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