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Pulsierende Sterne und ein Lächeln
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2011
Der September beschert uns das kalendarische Sommerende. Die
Nächte werden täglich länger und erlauben so einen ausgedehnteren Spaziergang am
nächtlichen Himmel bei hoffentlich noch angenehmen Temperaturen. Und es gibt
einiges zu entdecken, etwa einen besonderen pulsierenden Stern, Herschels
Granatstern und sogar ein Lächeln. Auffälligstes Objekt ist jedoch der Gasriese Jupiter.

Jupiter und der Mond stehen am Abend des 16. September am
Osthimmel relativ dicht beieinander.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Das soll er also schon wieder gewesen sein, der Sommer 2011? Doch es führt
kein Weg daran vorbei:
Kalendarisch endet die angeblich wärmste Jahreszeit am 23. September um genau
11.05 Uhr MESZ. Von nun an sind die Nächte wieder länger als die Tage. Für die
Meteorologen übrigens, ist schon seit heute, also seit dem 1. September,
offiziell Herbst. Da sie sich für ihre Statistiken nicht mit den recht krummen
Anfangsterminen der kalendarischen bzw. astronomischen Jahreszeiten herumärgern
wollten, verlegten sie deren Beginn einfach auf den jeweiligen Ersten des Monats.
Das Lächeln am Himmel
Auch am nächtlichen Himmel kehrt nun langsam der Herbst ein und die
Sternbilder des Herbstes übernehmen das Regiment. Noch halten sich die
aus dem Hochsommer bekannten Konstellationen aber tapfer. Die letzten Tage des
Sommers bieten sich auch an, einmal zu versuchen, ein etwas weniger auffälliges Sternbild am
Himmel aufzuspüren. Es wird wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Man kann es zurzeit abends am Südhimmel sehen. Um das Sternbild zu finden, sucht
man am besten den hellen Stern Fomalhaut im Sternbild Südliche Fische und Atair
im Adler. Das Sternbild Steinbock liegt gerade unterhalb der gedachten
Verbindungslinie dieser beiden Sterne.
Wer gute Augen hat, dürfte leicht erkennen, dass der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), eigentlich
aus zwei Sternen besteht. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M30.
Das ganze Jahr zu sehen ist das Sternbild Kepheus (Cepheus), das hoch oben am
Himmel steht und von seiner Form her an ein Haus erinnert. Die Spitze des Hauses
deutet ungefähr auf den Himmelspol. Der Stern Delta Cephei ist der "Prototyp"
der so genannten Cepheiden, einer Gruppe von pulsierenden Sternen, die gerne zur
Entfernungsmessung im All verwendet werden. Die Leuchtkraft dieser Cepheiden
ändert sich in einer bestimmten Periode. Nach einer genau bestimmbaren Zeit hat
der Stern also wieder dieselbe Helligkeit.
Doch damit nicht genug: 1912 entdeckte H. S. Leavitt, dass es eine Verbindung
zwischen der Helligkeit eines Cepheiden gibt und der Periode mit der seine
Helligkeit schwankt. Wenn man also diese Periode beobachtet, lässt sich berechnen,
wie hell der Stern wirklich ist. Diesen Wert kann man dann mit der scheinbaren
Helligkeit des Sterns auf der Erde vergleichen, woraus sich seine Entfernung
ermitteln lässt.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir William
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Glänzender Jupiter
Unter den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten ist der Riesenplanet Jupiter
zweifellos der derzeit auffälligste. Er wird Ende kommenden Monats seine
Oppositionsstellung zur Sonne erreichen und damit besonders hell erscheinen und
die gesamte Nacht über zu beobachten sein. Doch schon jetzt ist er praktisch die
ganze Nacht über am Himmel zu sehen. Jupiter befindet sich gegenwärtig im
Sternbild Widder. Am 16. September kommt es am Himmel zu einer relativ dichten
Begegnung zwischen Jupiter und dem Mond (siehe Bild). Der zweitgrößte Planet im
Sonnensystem, der Ringplanet Saturn, ist im September nicht zu sehen.
Der rote Planet Mars, der äußere Nachbar der Erde, wandert zur Monatsmitte
vom Sternbild Zwillinge in das Sternbild Krebs. Er ist nur in der zweiten
Nachthälfte, also deutlich nach Mitternacht, zu beobachten. Der innere planetare
Nachbar der Erde, die Venus, ist weder am Morgen- noch am Abendhimmel zu sehen.
Der September ist kein wirklich guter Monat für Sternschnuppenfreunde: Anfang
September sollten noch einige Sternschnuppen der Alpha-Aurigiden zu entdecken
sein, die Ende August ihr wenig ausgeprägtes Maximum erreicht haben. Ihr
Ausstrahlungspunkt oder Radiant liegt in der Nähe des Sterns Kapella im
Fuhrmann. Den ganzen September aktiv sind die Pisciden, die aus dem Sternbild
Fische zu kommen scheinen. Ihr Maximum erreichen sie um den 20. September, die
beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr. Ende September könnten
auch schon einige Tauriden mit Radiant im Stier zu sehen sein.
Die monatlichen Himmelsvorschauen gibt es bereits seit Februar 2000 bei
astronews.com. Sie erschienen bislang unabhängig vom Nachrichtenteil in einer eigenen
Sektion und führten daher ein relatives Schattendasein. Ab September 2011
veröffentlichen wir die Himmelsvorschauen daher im Nachrichtenteil von astronews.com. Ergänzende Informationen, die wir bislang im Rahmen der
Himmelsvorschau präsentiert haben, wie etwa Entfernungen zu den Planeten oder
die Mondphasen, finden Sie weiterhin in der Rubrik Sternenhimmel an der alten
Stelle.
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