Erster Trojaner der Erde entdeckt
von
Rainer Kayser
28.
Juli 2011
In den Daten des NASA-Satelliten Wide-field Infrared Survey Explorer
(WISE) haben Astronomen den ersten Trojaner der Erde entdeckt. Der etwa 300
Meter durchmessende Brocken teilt sich mit unserem Heimatplaneten dessen Bahn um
die Sonne. Gegenwärtig ist 2010 TK7 rund 80 Millionen Kilometer von der Erde
entfernt.

Diese Grafik illustriert die ungewöhnliche
Bahn von 2010 TK7 um die Sonne.
Bild: Paul Wiegert, University of Western
Ontario, Kanada [Großansicht] |
Die Erde kreist nicht allein auf ihrer Bahn um die Sonne. Ein etwa 300 Meter großer Asteroid begleitet unseren Planeten - er eilt der Erde etwa
60 Grad auf ihrem Orbit voraus. Ein Astronomen-Trio aus Kanada und den USA hat den kleinen Himmelskörper in Daten des Infrarotsatelliten
Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) aufgespürt. Nach Jupiter, Mars und Neptun ist die Erde damit der vierte Planet im Sonnensystem, der so genannte Trojaner als Begleiter besitzt.
"Die Existenz von Trojanern bei anderen Planeten hat die Frage aufgeworfen, ob es solche Begleiter auch bei der Erde geben kann", schreiben Martin Connors von der
Athabasca University in Kanada und seine beiden Kollegen im Fachblatt
Nature. Doch solche Himmelskörper würden sich "von der Erde aus gesehen zumeist am Tageshimmel aufhalten und sind deshalb schwer zu entdecken." Der 2009 gestartete Infrarot-Satellit
WISE hat die Möglichkeiten der Himmelsforscher jedoch erheblich verbessert - mit ihm konnten die Forscher bereits 500 Asteroiden aufspüren, die sich in erdnahen Umlaufbahnen bewegen.
In den WISE-Daten stießen Connors und seine beiden Kollegen auf zwei vielversprechende Kandidaten für trojanische Begleiter der Erde.
Weitere Beobachtungen mit dem Canada-France-Hawaii-Teleskop zeigten dann, dass es sich bei einem dieser beiden Himmelskörper tatsächlich um einen Trojaner handelt. Der Asteroid mit der Katalognummer 2010 TK7 hält sich in der Nähe eines so genannten Lagrange-Punktes auf, wo ein stabiler gemeinsamer Orbit mit der Erde möglich ist.
Der italienische Mathematiker und Astronom Joseph-Louis de Lagrange hatte bereits 1772 gezeigt, dass kleine Himmelskörper sich auf stabilen Bahnen 60 Grad vor oder hinter einem Planeten bewegen können. Allein beim Planeten Jupiter haben die Wissenschaftler fast 5.000 solcher Trojaner entdeckt. Tatsächlich halten sich Trojaner nicht exakt an den von Lagrange vorhergesagten Punkten auf, sondern bewegen sich auf langgestreckten Bahnen um diese Punkte herum. Das gilt auch für 2010 TK7. Der kleine Asteroid entfernt sich einerseits bis zu 300 Millionen Kilometer von der Erde - und nähert sich ihr andererseits bis auf
20 Millionen Kilometer. Die Berechnungen von Connors und seinen Kollegen zeigen aber, dass die Bahn des irdischen Trojaners über einen Zeitraum von mindestens 10.000 Jahren stabil ist.
Die NASA hat bei
Youtube ein
Video bereitgestellt, das die Bahn von 2010 TK7 verdeutlicht.
Eine WISE-Aufnahme mit 2010 TK7 heute auch als
Bild
des Tages.
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