Frühkeltisches Stonehenge im Schwarzwald
Redaktion /
idw / Pressemitteilung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums astronews.com
15. Juni 2011
Wissenschaftler des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
Mainz haben bei einer Untersuchung des Fürstengrabs von Magdalenenberg im
Schwarzwald eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht. Bei der Anlage scheint es
sich um einen riesigen am Mondzyklus ausgerichteten Kalender zu handeln. Der
Berg ist der größte Grabhügel dieser Epoche in Mitteleuropa.
Gesamtplan der
frühkeltischen Fürstengrabhügel mit eingetragenen
Sternbildern. Oben links sind die kleine und
große nördliche Mondwenden sowie die
Sommersonnenwende, unten rechts die südlichen
Mondwenden und die Wintersonnenwende eingetragen.
Bild: A. Mees / RGZM [Großansicht] |
Ein riesiges frühkeltisches Kalenderwerk wurde im Fürstengrab von Magdalenenberg
bei Villingen-Schwenningen bei einer nachträglichen Grabungsauswertung am
Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz entdeckt. Die Anordnung der Gräber um
das zentrale Fürstengrab stimmt mit den Sternenbildern des nördlichen Himmels
überein.
Im Gegensatz zu Stonehenge, welches sich am Verlauf der Sonne orientierte,
handelt es sich bei dem 100 Meter breiten Grabhügel vom Magdalenenberg um die
weltweit älteste keltische Anlage, die auf die Mondzyklen ausgerichtet war. Die
Erbauer der Anlage setzten Stangenreihen auf den Hügel, um die Mondwenden zu
erfassen. Diese Himmelserscheinungen waren bestimmend für die keltische
Zeitrechnung. Durch sie konnten die Kelten Mondfinsternisse voraussagen.
Der Sternenhimmel vom Magdalenenberg zeigt eine Sternenkonstellation, die von
der Wintersonnenwende bis zur Sommersonnenwende nachts zu sehen ist. Dr. Allard
Mees, Wissenschaftler am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, konnte mittels
Computerprogrammen den Stand des damaligen Sternenhimmels und somit die
Sternenbilder, die zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende sichtbar waren,
rekonstruieren. Mit Hilfe moderner astronomischer Software konnte er so die
Datierung der Anlage auf den Sommer 618 vor Christus bestimmen.
Schon Caesar berichtete über die mondbasierte Zeitrechnung der keltischen
Kultur. Durch die Eroberung Galliens und die damit einhergehende Vernichtung der
gallischen Kultur geriet diese Art der Kalenderrechnung in Europa jedoch in
Vergessenheit. Die Forschungsergebnisse über die monumentale Grabanlage
Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen ruft diese Mondkultur der Kelten nun
wieder in Erinnerung.
Der Artikel "Der Sternenhimmel von Magdalenenberg. Das Fürstengrab bei
Villingen-Schwenningen - ein Kalenderwerk der Hallstattzeit" ist jetzt im
Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums erschienen.
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