Astronomisches im deutschen Internet
von Stefan Deiters astronews.com
15. Mai 2011
Seit Juni 2008 bietet das vom Astronomen Florian Freistetter
initiierte Blog-Teleskop alle zwei Wochen einen Überblick
über Interessantes auf astronomischen Blogs und Webseiten. Als er damit zu
Beginn des Jahres aufhören wollte, gab es in der Astro-Blogosphäre nicht
nur großes Bedauern, sondern auch den Entschluss, das Blog-Teleskop
weiterzuführen. Ausgabe 75 ist bei astronews.com zu Gast.
Logo des Blog-Teleskop.
Bild: Florian Freistetter / Astrodicticum
Simplex |
astronews.com ist natürlich kein Blog im klassischen Sinne, aber
zumindest eine Webseite, die sich schon seit 1999 mit aktuellen Neuigkeiten aus
der Astronomie beschäftigt. Von daher freuen wir uns, das Blog-Teleskop in
dieser Woche zu Gast zu haben und das Projekt auf diese Weise unterstützen zu
können. Seit 1999 hat sich im Internet jede Menge getan -
inzwischen kann jedermann ohne großen Aufwand und eigene Kosten eine Webseite ins
Internet stellen und Interessantes aus seiner Welt berichten. Davon machen
- zum Glück - auch immer mehr Astronomen Gebrauch - Wissenschaftler und
Amateurastronomen, die so einen interessanten und ungefilterten
Blick auf die unterschiedlichsten Themengebiete ermöglichen.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Astronom Florian Freistetter mit seinem Blog
Astrodicticum Simplex, der auch Initiator des Blog-Teleskops war. In seinem Blog
konnte man in den letzten Tagen unter anderem erfahren, warum es so interessant ist,
dass der Asteroid und Zwergplanet
Ceres keinen Mond hat, was es mit
Schwarzen Löchern aus der Zeit vor dem Urknall auf sich hat und
warum es eigentlich im Sommer länger hell ist.
Freistetter fragte sich angesichts der Geldsorgen amerikanischer Wissenschaftler außerdem:
Was ist uns Grundlagenforschung wert? Bedroht sind durch die Sparmaßnahmen
in den USA nicht nur internationale Großprojekte wie der weltraumgestützte Gravitationswellendetektor LISA, sondern
beispielsweise auch kleinere Projekte zur SETI-Forschung.
Bei den KosmoLogs
beschäftigte sich Michael Khan in seinem Blog
Go
for Launch mit den ersten Bildern, die die NASA-Sonde
Messenger aus dem Orbit um Merkur machte und fragt sich, warum dies
nicht mehr Aufmerksamkeit erregt hat. Jan Hattenbach warf in
Himmelslichter einen Blick auf einen neuen Preis für Vertreter der sogenannten
Skeptikerbewegung -
Das goldene Brett vorm Kopf. Hattenbach sieht allerdings in seinem Beitrag
Durchgebrettert insbesondere das Nominierungsverfahren kritisch und glaubt,
dass die Initiatoren ihrer Sache damit "einen mächtigen Bärendienst" erweisen.
Außerdem beschäftigte er sich in einem weiteren Beitrag mit
der schwierigen Suche nach Partikeln der Dunklen Materie. Anlass dafür waren
jüngst vorgestellte Ergebnisse der XENON-Kollaboration.
Der Titan ist wohl einer der faszinierendsten Monde des Sonnensystems. Die
europäische Saturnsonde Huygens landete im Januar 2005 auf dem
Trabanten und schickte Bilder einer sehr eigentümlichen Welt zur Erde, die uns
gleichzeitig fremdartig, aber auch irgendwie vertraut vorkamen. Der Mond wird
oft mit der noch jungen Erde verglichen, was natürlich zu Spekulationen führt,
ob es nicht auch Leben auf Titan geben könnte. Lars-C. Depka beschäftigte sich in
Cassini
& Co mit der Frage,
was Krater (vielleicht) über Lebenschancen verraten könnten. In den
Wissenslogs machte
sich
der Quantenmechaniker Joachim Schulz darüber Gedanken,
was eigentlich den Raum krümmt.
Matthias Meier, der auf seiner Seite
Final-Frontier.ch
auch dem letzten
Blog-Teleskop eine Heimat gab, ging in seinem Beitrag
Fein
abgestimmt auf die Frage ein, ob das Universum tatsächlich perfekt für das
Auftreten von Leben, wie wir es kennen, entworfen worden ist. Die Webseite
RelativKritisch,
deren Macher auch das Weiterbestehen des Blog-Teleskops organisieren und sich
bei der Entlarvung von Pseudowissenschaftlern einen Namen gemacht haben, blickte
ganz "klassisch" an den Himmel und machte ihre Leser auf einige
Sehenswürdigkeiten am Morgenhimmel aufmerksam.
Als Astronom, der inzwischen auf die Seite der
Berichterstatter gewechselt ist, interessiere ich mich natürlich auch für die
Darstellung wissenschaftlicher und astronomischer Themen in den Medien: In
dieser Woche zeigte das Blog Die
Wahrheit über die Wahrheit mit dem Beitrag
Wissenschaftsjournalismus für Dummies,, dass dabei noch so einiges im Argen
liegt. Einige der in dem Artikel erwähnten Beispiele lassen sich übrigens noch
einmal ausführlicher nachlesen, wenn man sich die Posts mit dem
Label Astronomie und Medien anschaut.
Etwas grundsätzlicher setzte sich der wohl bekannteste Sprecher der
Blogosphäre, Sascha Lobo, mit der Frage Wissenschaft und Internet auseinander.
Obwohl er nicht speziell auf astronomische Themen eingeht, wirft er in seiner
Kolumne
Desinformation im Netz der Besserwisser bei SPIEGEL Online doch ein
interessanten Blick auf ein Phänomen, mit dem man auch in der Astronomie immer
wieder zu tun hat: Jeder glaubt ein Experte zu sein und sich selbst "ergooglete" komplexe
Sachverhalte besser zu verstehen, als alle, die sich mit der Thematik schon seit
Jahren beschäftigt haben. Zahlreiche Beispiele dafür finden sich auch im Forum
von astronews.com - meist im Bereich "Gegen den Mainstream".
Zum Abschluss, sozusagen in der Rubrik "Vermischtes", noch ein über ein Jahr
alter Link, den ich mir aber, angesichts der gegenwärtigen Berichterstattung in
den deutschen Medien über ein bestimmtes Thema nicht verkneifen konnte: Wer noch einmal
nachlesen möchte, welchem Song wir eigentlich zu verdanken haben, dass gestern
der Eurovision Song Contest in Düsseldorf stattfand, dem sei die Analyse
Eurovision Song Contest und der "Satellite" aus astronomischer Sicht von
Florian Freistetter empfohlen. Mit diesem augenzwinkernden Tipp gibt
astronews.com das Staffelholz an das nächste Blog weiter. Das Blog-Teleskop 76
soll am 29. Mai 2011 bei
Rainbow
Serpent Astronomie von Frank Specht erscheinen.
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