Europäische Forscher planen Neuausrichtung
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
13. April 2011
Mit erheblichem Aufwand sucht man weltweit mit riesigen Detektoren nach
Gravitationswellen, jenen von Einstein vorhergesagten Kräuselungen der Raumzeit.
Große Hoffnungen setzte man dabei auf LISA, einen weltraumbasierten Detektor,
den ESA und NASA zusammen verwirklichen wollten. Jetzt wurde bekannt, dass sich
die NASA kaum im geplanten Umfang an dem Projekt beteiligen wird.
LISA besteht aus drei Sonden, die nach
Gravitationswellen fahnden sollen.
Bild:
NASA |
Eigentlich sah alles sehr gut aus für das Projekt LISA (Laser
Interferometer Space Antenna), das erste
Gravitationswellenobservatorium im All. Erst im Februar hatte die ESA
mit Präsentationen vor europäischen Astronomen und
Planetenwissenschaftlern in Paris eine neue Phase im Auswahlverfahren um
die nächste große Mission im Rahmen ihres Langzeitprogramms Cosmic
Vision eingeleitet und LISA gehörte dabei zu den Favoriten. Auch in
den USA schien das Projekt gute Karten zu haben: Bei zwei Begutachtungen
- 2007 durch die NASA im Rahmen des Beyond Einstein Review und
im August 2010 durch amerikanische Astronomen beim Decadal Review of
Astronomy (astronews.com berichtete) - wurde die hohe
wissenschaftliche Bedeutung von LISA festgestellt.
Inzwischen wurde jedoch bekannt, dass die NASA aufgrund erhöhter Kosten für das
James Webb Space Telescope an anderer Stelle große Summen einsparen
muss und sich nicht mehr als gleichwertiger Partner der ESA an den für die nahe
Zukunft geplanten großen Missionen beteiligen können wird. Was das für die
betroffenen Projekte bedeutet, ist bislang noch unklar: Die ESA hat sowohl das
LISA-Projektteam als auch die Teams der geplanten Missionen IXO (ein
Weltraum-Röntgenteleskop) und JGO (eine Mission zu den Jupitermonden) gebeten,
Design und wissenschaftliche Ziele der Missionen zu überdenken. Dabei soll vor
allem geprüft werden, ob die Missionen allein mit europäischen Mitteln
durchführbar sind und auch dann gute wissenschaftliche Ergebnisse zu erwarten
wären.
Die ESA wird also durch die neuen finanziellen Rahmenbedingungen ihre Strategie
für die kommenden Jahre überdenken und überarbeiten müssen. Anschließend wird
entschieden werden, welche Missionen sich am besten realisieren lassen und
welche den größten wissenschaftlichen Ertrag versprechen. Dabei drängt die Zeit,
da alle Weltraummissionen eine gründliche Planung und somit einen jahrelangen
Vorlauf benötigen und Wissenschaftler überall in Europa (und den USA) bereits
mit Missionsvorbereitungen beschäftigt sind.
Am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) - der
weltweit größten Forschungseinrichtung, die allen Bereichen der Einsteinschen
Gravitationstheorie gewidmet ist - hofft man, dass die Sparmaßnahmen der NASA
nicht das Aus für LISA bedeuten. "Das europäische LISA-Team arbeitet derzeit mit
Hochdruck an der Neuausrichtung. Wir sind optimistisch, auch unter den neuen
Bedingungen herausragende Wissenschaft liefern zu können. Wir wollen das
Gravitationswellenfenster ins All öffnen," so Karsten Danzmann, europäischer
Vorsitzender des LISA International Science Team, Direktor am
Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik und Leiter des Instituts für
Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover.
"Wir hoffen, dass die NASA sich wenigstens in geringerem Umfang wieder an einer
umstrukturierten, kleineren und weniger teuren LISA-Mission beteiligen wird.
Unterdessen profitieren wir stark von der Unterstützung unserer
US-amerikanischen Kollegen, die LISA gerne fliegen sehen und sich an der
einzigartigen Wissenschaft beteiligen möchten, auch wenn sie nicht als
ebenbürtige Partner dabei sein können," so Danzmann.
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