Neuer Pulsarfund in Arecibo-Daten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
3. März 2011
Mithilfe von Internetnutzern auf der ganzen Welt hat das Team des Projekts Einstein@Home
einen neuen Pulsar aufgespürt. Insbesondere zwei Teilnehmern, einer aus Russland
und einer aus Großbritannien, ist es zu verdanken, dass das Signal des rund
30.000 Lichtjahre entfernten rotierenden Neutronensterns nicht in der Datenflut
unterging. Der Pulsar wird vermutlich von einem Weißen Zwerg umkreist.
Ausschnitt des Einstein@Home-Bildschirmschoners.
Bild:
AEI Hannover |
Neutronensterne sind Exoten. Sie bestehen aus Materie, die viel
dichter gepackt ist als gewöhnlich: die Masse der Erde würde unter
diesen Bedingungen auf einen Radius von rund 130 m zusammengepresst.
Zudem drehen sich Neutronensterne mit hohem Tempo um die eigene Achse,
senden dabei Strahlung aus und werden häufig als Pulsare im
Radiowellenbereich sichtbar.
Die Wissenschaftler der PALFA-Kollaboration, darunter auch Forscher um Prof.
Bruce Allen vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Teilinstitut
Hannover, haben nun mit J1952+2630 einen weiteren solchen Pulsar entdeckt. Er
blitzt einmal alle 20,7 Millisekunden auf und hat vermutlich einen Weißen Zwerg
von fast einer Sonnenmasse als Begleiter. Der Fund wäre allerdings ohne die
Mitwirkung von Einstein@Home-Teilnehmern wie Dr. Vitaly V. Shiryaev aus Moskau
und Stacey Eastham aus Darwen in Großbritannien kaum möglich gewesen. Das
Doppelsternsystem mit einer Bahnperiode von 9,4 Stunden wäre in der Datenflut
sehr wahrscheinlich übersehen worden.
Denn gerade die interessantesten
astrophysikalischen Objekte, wie etwa Neutronensterne, sind aus dem Datenwust
oft nur mit großer Mühe herauszufiltern. Deshalb lassen sich die Wissenschaftler
bei der zeitaufwendigen Datenanalyse von Freiwilligen helfen, die für
Einstein@Home ungenutzte Rechenleistung ihrer Heim- oder Bürocomputer zur
Verfügung stellen (astronews.com berichtete). Einstein@Home ist eines
der weltweit größten Projekte für verteiltes Rechnen mit mehr als 280.000
Teilnehmern. 35 Prozent der so verfügbaren Rechenleistung werden verwendet, um
die PALFA-Kollaboration bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Das PALFA-Konsortium wurde 2003 mit dem Ziel gegründet, eine großangelegte
Pulsardurchmusterung mit dem Arecibo-Teleskop in Puerto Rico
durchzuführen. Ihm gehören Astronomen von 20 Universitäten, Instituten und
Observatorien weltweit an. Die beiden Teilnehmer von Einstein@Home,
deren Computer das höchste Signal bei der Datenanalyse fanden werden in der
Danksagung der Veröffentlichung namentlich genannt. Der entsprechende
Fachartikel wurde inzwischen beim Astrophysical Journal eingereicht.
Einstein@Home ist ein Gemeinschaftsprojekt des Center for Gravitation and Cosmology an der
University of Wisconsin, Milwaukee, und des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-
Institut, Hannover) und sucht seit 2005 in den Daten des US-amerikanischen LIGO-Observatoriums nach
Gravitationswellen. Seit März 2009 widmet sich Einstein@Home auch der Suche nach Signalen von
Radiopulsaren in astronomischen Beobachtungen des Arecibo-Observatoriums in Puerto Rico. Arecibo ist
das weltgrößte und empfindlichste Radioteleskop und wird von der Cornell University betrieben.
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