Deutsche Beteiligung am CCAT-Teleskop
Redaktion
/ idw / Pressemitteilungen der Universitäten Köln und Bonn astronews.com
21. Dezember 2010
Deutsche Astronomen beteiligen sich mit einem Anteil von zehn Prozent am
Cerro Chajnantor Atacama Telescope (CCAT), das mit einem Durchmesser von 25
Metern das mit Abstand größte Teleskop der Welt im Terahertz-Wellenlängenbereich
und zudem auch das höchstgelegen Teleskop überhaupt sein wird. Die Forscher
erhoffen sich von dem Instrumente neue Informationen über die Entstehung von
Sternen und Galaxien.
So soll das CCAT bei seiner Fertigstellung im
Jahr 2016 aussehen.
Bild: Cornell University / California
Institute of Technology |
Startschuss für ein wichtiges Astrophysik-Projekt: Die Universität zu
Köln und die Universität Bonn beteiligen sich an Entwicklung und Bau des
CCAT-Teleskops (Cerro Chajnantor Atacama Telescope) in der
chilenischen Atacama-Wüste. Eine entsprechende Vereinbarung wurde Anfang
Dezember unterzeichnet. Die beiden Universitäten gehören damit zu den
Gründungsmitgliedern des Konsortiums, das aus der Cornell University
(35%), dem Calfornia Institute of Technology (Caltech, 35%),
der University of Colorado (10%), einem Verbund kanadischer
Universitäten (10%) und den deutschen Partnern (10%) besteht.
Federführend bei dem Projekt sind die Cornell University und
das Caltech. Das Observatorium wird mit bisher unerreichter
Empfindlichkeit weit entfernte Sterne und Galaxien im
Ferninfrarot-Wellenbereich (0,03 bis 3 mm Wellenlänge) beobachten. Die
Deutschen sind dabei willkommene Partner, so Professor Jürgen Stutzki
vom I. Physikalischen Institut der Universität zu Köln, der den Kölner
Beitrag zum Bau des Teleskops leitet. "Wir haben sowohl technologisch
bei der Instrumentierung als auch bei den Teleskopen in Deutschland
einiges zu bieten." Die Institute in Bonn und Köln seien international
sehr gut angesehen, so Stutzki. "Wir liefern in diesem Bereich, der
Instrumentierung von Ferninfrarot, exzellente Beiträge."
Auch Professor Dr. Frank Bertoldi vom Bonner Argelander-Institut für
Astronomie unterstreicht, dass man mehr in das Projekt einbringen wolle
als nur Geld: "Wir werden auch unser Know-how einbringen. Gemeinsam mit
unseren Kölner Kollegen sind wir beispielsweise an der Entwicklung der
hochpräzisen Spiegelflächen beteiligt." Keine leichte Aufgabe: Die
hochreflektiven Paneele müssen extrem genau gefertigt und gleichzeitig
vergleichsweise leicht sein. Die Bonner und Kölner Forscher führen dazu
mit der Duisburger Firma Vertex Antennentechnik gerade eine Designstudie
durch.
"Wir setzen auf Aluminium mit modernen Kohlefaser-Verbundstoffen, die
praktisch keiner thermischen Ausdehnung unterliegen", erläutert Bertoldi.
"Damit lassen sich Fertigungsgenauigkeiten realisieren, wie sie bei
einem solch großen Teleskop noch nie erreicht wurden." Für ihr
finanzielles und personelles Engagement erhalten die Wissenschaftler am
CCAT Beobachtungszeit - die wichtigste "Währung" der beobachtetenden
Astrophysik.
Mit seinen 25-Metern Durchmesser wird das CCAT das mit Abstand größte
Teleskop der Welt im Terahertz-Wellenlängenbereich sein. "Die Größe ist
deswegen entscheidend, weil man damit mehr Licht sammeln und
empfindlicher messen kann", erklärt Stutzki. "Außerdem kann man
räumliche Details genauer auflösen." Durch die enorme Empfindlichkeit
des Teleskops werden damit Prozesse im Umfeld der Sternentstehung in
unserer Milchstraße und in anderen Galaxien bis zum Rand des Universums
zu beobachten sein. Dies ist auch von großer Bedeutung für den
Sonderforschungsbereich (SFB) "Bedingungen und Auswirkungen der
Sternentstehung – Astrophysik, Instrumentierung und Labor", dessen
Sprecher Stutzki ist.
Zusammen mit dem im Bau befindlichen Observatorium ALMA, wird CCAT in
etwa fünf Jahren wertvolle Dienste für den Kernbereich dieses SFB
leisten können. Dabei wird es unter anderem die Möglichkeit bieten,
großräumig nach interessanten Untersuchungsobjekten zu fahnden, so
Stutzki: "Mit ALMA kann man nur einen ganz kleinen Punkt am Himmel
anschauen. Da würde man sich sozusagen im Heuhaufen zu Tode suchen. Mit
einem Instrument wie CCAT können Sie den ganzen Heuhaufen durchsuchen
und sofort die interessante Stecknadeln identifizieren."
CCAT wird in 5.600 Metern Höhe im Norden Chiles in der Atacama-Wüste
gebaut werden. Die dünne, trockene Luft lässt Strahlung aus dem All im
wichtigen Wellenlängenbereich 0,2 bis 2 mm nahezu ungehindert passieren.
Dank der niedrigen Temperaturen gibt es zudem kaum thermisch bedingte
Verwirbelungen in der Atmosphäre, die den Blick auf den Nachthimmel
verzerren würden. Diese beiden Punkte machen die Atacama-Wüste zu einem
idealen Standort für Observatorien. CCAT soll bis spätestens 2016
betriebsbereit sein und wäre dann das höchst gelegene astronomische
Messgerät der Welt.
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