Neuer Blick auf stellare Kinderstuben
von Stefan Deiters astronews.com
28. April 2010
Neue Aufnahmen des ESA-Satelliten Planck gewähren
einen faszinierenden Blick auf die Kräfte, die die Entstehung von neuen Sternen
ermöglichen und damit das Aussehen unserer Galaxie beeinflussen. Sie zeigen zwei
bekannte Regionen im Mikrowellenbereich. In diesen Wellenlängen soll Planck
den gesamten Himmel kartieren und so Temperaturunterschiede in der
Hintergrundstrahlung bestimmen.
Planck-Bild einer Region im Sternbild Orion.
Bild: ESA/LFI & HFI Consortia
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Planck-Bild einer Region im Sternbild Perseus.
Bild: ESA/LFI & HFI Consortia
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Normalerweise findet Sternentstehung hinter einem dichten Schleier
aus Gas und Staub statt und ist den Blicken der Astronomen dadurch verborgen.
Allerdings gilt dies nur für Teleskope, die im sichtbaren Bereich des Lichtes
beobachten. In anderen Wellenlängenbereichen ist in den Regionen durchaus etwas
zu erkennen, wie jetzt vorgestellte Aufnahmen des europäischen Satelliten
Planck wieder zeigen. Dieser Satellit soll den gesamten Himmel im
Mikrowellenbereich kartieren. Hauptziel dieser Durchmusterung ist die Messung
von winzigen Temperaturunterschieden der kosmischen Hintergrundstrahlung, die
den Astronomen etwas über die Entstehung von Strukturen im Universum verraten.
Bei dieser Durchmusterung geraten aber auch immer interessante Bereiche
unserer eigenen Milchstraße ins Visier von Planck, wie beispielsweise
das Sternbild Orion mit dem berühmten Orionnebel in 1.500 Lichtjahre
Entfernung. Das jetzt veröffentlichte Bild umfasst etwa 26 mal 26
Vollmonddurchmesser und zeigt damit fast das gesamte Sternbild. Der Orionnebel
ist der helle Fleck unterhalb der Bildmitte. Rechts des Zentrums ist der
Pferdekopfnebel zu sehen.
Der riesige rötliche Bogen ist eine Struktur, die als Barnard's Loop bekannt
ist und vermutlich durch die Explosion eines Sterns in dieser Region vor
vielleicht zwei Millionen Jahren entstand. Inzwischen hat sie einen Durchmesser
von rund 300 Lichtjahren erreicht. Im Gegensatz dazu scheint es im Sternbild
Perseus, das das zweite veröffentlichte Bild zeigt, deutlich ruhiger zuzugehen,
obwohl auch hier neue Sterne entstehen. Auch diese Aufnahme, die wieder aus
Beobachtungen in drei verschiedenen Frequenzkanälen zusammengestellt wurde,
zeigt einen Bereich entsprechend 26 mal 26 Vollmonddurchmessern.
Plancks Beobachtungen in unterschiedlichen Frequenzbereichen
veranschaulichen verschiedene physikalische Prozesse, die sich in dem Gas und
Staub des interstellaren Mediums abspielen: Bei den niedrigsten Frequenzen (rot)
sieht Planck die Emissionen, die durch Wechselwirkungen von
Hochgeschwindigkeits-Elektronen mit dem galaktischen Magnetfeld entstehen. Auch
rotierende Staubpartikel können Strahlung in diesem Bereich aussenden.
In mittleren Wellenlängen (grün) stammt die Strahlung von Gas, das durch neu
entstandene Sterne aufgeheizt wurde. Bei noch höheren Frequenzen (blau)
schließlich kann Planck auch die spärliche Wärmestrahlung von sehr kaltem Staub
erkennen. Dadurch werden die kältesten Bereiche von Wolken sichtbar, die sich im
Endstadium des Kollapses befinden und in denen sich bald ein neuer Stern bilden
könnte, dessen Strahlung die umgebende Wolke dann auflösen wird.
Dieses Wechselspiel aus dem Kollaps von kollabierendem kalten Staub und Gas
und der Zerstreuung dieser Ansammlungen durch die Strahlung neu entstandener
Sonnen regelt die Anzahl von Sternen, die in einer Region entstehen können. Die
neuen Planck-Daten können also wichtige Hinweise auf das Zusammenspiel
dieser unterschiedlichen physikalischen Prozesse liefern.
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