Testsatellit wirft Blick auf die Sonne
von Stefan Deiters astronews.com
26. Januar 2010
Anfang November des vergangenen Jahres startete die ESA mit
Proba-2 einen kleinen Satelliten, mit dem Technologien für künftige
Missionen unter Weltraumbedingungen getestet werden sollen. An Bord sind auch
wissenschaftliche Instrumente, die Proba-2 zu einem kleinen
Sonnenobservatorium machen. Heute wurden nun die ersten Ergebnisse vorstellt.
Die von SWAP an Bord von Proba-2 beobachtete
Sonnenfinsternis am 15. Januar 2010.
Bild: ESA / ROB |
Der Satellit Proba-2 (Proba steht für Project for
Onboard Autonomy), der im November des vergangenen Jahres gestartet worden
war, dient in erster Linie zum Testen von neuen Technologien, hat aber auch
einige Instrumente an Bord, mit denen wissenschaftliche Untersuchungen gemacht
werden können. Auf einer Pressekonferenz wurden heute in Brüssel die Ergebnisse
aus den ersten drei Monaten im Orbit der Öffentlichkeit vorgestellt.
Seit dem Start am 2. November wurden die zahlreichen Subsysteme nach und nach
aktiviert und die Daten überprüft. Eine solche Testphase ist entscheidend für
den späteren Erfolg einer Mission. Proba-2 kann mit relativ wenig
Bodenpersonal gesteuert werden. "Der Satellit ist hinreichend selbstständig, um
die täglichen Aufgaben selbst bewältigen zu können", so Frank Preud'homme von
Verhaert Space, ein belgisches Unternehmen, das den Satelliten baute.
Insgesamt sollen 17 verschiedene Neuentwicklungen an Bord von Proba-2
getestet werden, darunter zum Beispiel ein neuer Star Tracker zur
Navigation, der einmal bei der Merkurmission BepiColumbo zum Einsatz
kommen soll oder auch eine Weitwinkelkamera für die ExoMars-Mission
oder die in Aussicht genommene Asteroidenmission Marco Polo. "Die
meisten der neuen Testinstrumente sind inzwischen aktiviert worden und ich freue
mich mitteilen zu können, dass die ersten Daten sehr gut aussehen", so Michel
Courtois, der bei der ESA für das Qualitätsmanagement verantwortlich ist. Der
Computer, der Proba-2 steuert, ist der leistungsfähigste Computer für
eine Raumfahrtmission, der jemals in Europa entwickelt wurde. Auch andere
künftige Mission der ESA sollen diesen Computer erhalten.
Unter den Instrumenten an Bord gibt es auch vier, mit denen die Sonne und das
Weltraumwetter beobachtet werden sollen. "Wissenschaftlich gesehen ist
Proba-2 ein Sonnenobservatorium", so David Southwood, der als Direktor bei
der ESA für das Wissenschaftsprogramm verantwortlich ist. "Die Instrumente sind
Weiterentwicklungen der Instrumente von SOHO und werden für das nächste große
europäische Sonnenobservatorium, den Solar Explorer, getestet."
Bei dem Instrument SWAP (Sun Watcher using APS detectors and imaging
processing) handelt es sich um ein vollständiges Weltraumteleskop zur
Beobachtung der Sonne und des Weltraumwetters, das nur wenig größer ist als ein
Schuhkarton. Mit LYRA (Lyman alpha radiometer) soll die Strahlung der
Sonne gemessen werden. Hinzu kommen zwei Instrumente, mit denen die Strahlung
direkt in der Umgebung des Satelliten gemessen werden kann. So ist es möglich
eine Verbindung zwischen der Aktivität der Sonne und den daraus resultierenden
Bedingungen im Weltall herzustellen. Das ist beispielsweise für Astronauten oder
zum Schutz von Satelliten wichtig.
Proba-1 wurde von der ESA im Oktober 2001 gestartet. Die Mission war
damals so erfolgreich, dass die dort getesteten Erdbeobachtungsinstrumente noch
immer in Betrieb sind und Proba-1 inzwischen von der
Erdbeobachtungsabteilung der ESA übernommen wurde. Weitere Proba-Missionen
sind schon in Planung.
|