Wie Planetenbausteine entstehen
von Stefan Deiters astronews.com
13. November 2008
Durch Stoßwellen, die sich im Staub um junge Sterne
ausbreiten, könnten Bausteine für neue Planeten entstehen. Darauf deuten
zumindest aktuelle Beobachtungen des Weltraumteleskops Spitzer hin.
Astronomen entdeckten mit Hilfe des Infrarotteleskops winzige quarzähnliche
Kristalle, die man auch in Kometen, in irdischem Lava und in einigen Meteoriten
gefunden hat.
In der
Staubscheibe um junge Sterne entdeckten
Astronomen jetzt die Kristalle Cristobalit
(links) und Tridymit (recht).
Bild: NASA / JPL-Caltech
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Bei denen im Staub um junge Sonnen entdeckten Kristallen handelt
es sich um quarzähnliche Mineralien mit der Bezeichnung Cristobalit und
Tridymit. Auf der Erde hat man diese Kristalle in vulkanischen Lavaströmen
gefunden. Sie wurden aber auch schon in einigen Meteoriten entdeckt, die auf die
Erde gestürzt waren. Zudem kommen sie in Kometen vor. Der Nachweis von
Cristobalit und Tridymit um die jungen Sterne hat die Forscher trotzdem
überrascht: Um diese Mineralien zu erzeugen, bedarf es nämlich einer plötzlichen
Hitzeentwicklung, wie sie etwa durch Stoßwellen entstehen könnte.
Die jetzt vorgestellten Beobachtungen deuten somit darauf hin, dass die
Grundbausteine für Planeten im Universum durch Stoßwellen entstehen. "Durch die
Untersuchung von anderen Sonnensystemen können wir sehr viel über die Anfänge
unserer Planeten vor 4,6 Milliarden Jahren lernen", erläutert William Forrest
von der University of Rochester im US-Bundesstaat New York. "Dank
Spitzer haben wir nun eine bessere Vorstellung davon, wie das Rohmaterial
für Planeten schon sehr früh in der Geschichte eines Systems entstehen kann."
Die Untersuchung von Forrest und seinen Kollegen wird in der Fachzeitschrift
The Astrophysical Journal veröffentlicht.
Planeten entstehen nach der gängigen Theorie aus einer Scheibe aus Gas und
Staub um einen neugeborenen Stern. Aus einzelnen Staubteilchen werden im Laufe
der Zeit immer größere Partikel und schließlich Protoplaneten. Ganz am Anfang
steht dabei die Kristallisation der Partikel und deren Verklumpung. Forrest
hatte zusammen mit seinen Kollegen fünf junge Sonnen mit Staubscheiben mit Hilfe
des Infrarotteleskops Spitzer untersucht. Dabei entdeckten die
Astronomen die Signatur von Siliziumdioxid-Kristallen. Wenn Siliziumdioxid
geschmolzen wird und wieder kristallisiert, entstehen Quarzkristalle. Wird es
auf höhere Temperaturen erhitzt, können kleinere Kristalle entstehen, die man
auch häufig in der Umgebung von Vulkanen findet.
Und genau diese Kristalle, nämlich Cristobalite und Tridymite, haben Forrest
und seinen Kollegen im Staub um die jungen Sonnen nachweisen können. "Cristobalit
und Tridymite sind im Grunde genommen Hochtemperaturformen von Quartz", erklärt
Ben Sargent, der im Rahmen seiner Doktorarbeit an dem Projekt beteiligt war.
"Wenn man Quartzkristalle erhitzt, erhält man, was wir entdeckt haben."
Damit diese Kristalle entstehen können, sind Temperaturen von über 1.000 Grad
Celsius nötig. In Staubscheiben um junge Sterne liegen die Temperaturen aber in
der Regel deutlich darunter. Und da die Kristalle nur entstehen, wenn auf eine
Erhitzung eine schnelle Abkühlung erfolgt, vermuten die Astronomen, dass
Stoßwellen eine Rolle bei der Entstehung gespielt haben könnten. Solche
Stoßwellen, also starke Druckwellen, können entstehen, wenn Gaswolken in der
Staubscheibe um den Stern mit hoher Geschwindigkeit aufeinanderstoßen. Manche
Astronomen glauben, dass sie auch bei der Bildung von Riesenplaneten entstehen
könnten.
Die Theorie wird von Beobachtungen in unserem Sonnensystem unterstützt: In
Meteoriten auf der Erde fand man auch Mineralien, von denen man glaubt, dass sie
durch Stoßwellen entstanden sind. Zudem konnte man im Staub, den die NASA-Sonde
Stardust vom Kometen Wild 2 zur Erde brachte, Tridymite nachweisen.
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