Neues Bild von der Grenze des Sonnensystems
von Stefan Deiters astronews.com
20. Oktober 2008
Der Interstellar Boundary Explorer, kurz IBEX, ist
gestern Abend erfolgreich vom Kwajalein-Atoll im Pazifik aus mit Hilfe einer
Pegasus-Rakete gestartet worden. Mit IBEX will die amerikanische
Weltraumbehörde NASA erstmals versuchen, einen vollständigen Blick auf die
Grenze des Sonnensystems zu werfen. Dazu muss IBEX die Magnetosphäre der Erde
verlassen.
Die NASA-Sonde
IBEX soll die Grenze des Sonnensystems
erforschen.
Bild: NASA / GSFC |
"Nach einer 45-tägigen Phase, in der wir den Orbit immer weiter
anheben und die Instrumente an Bord testen, werden wir mit dieser spannenden
wissenschaftlichen Mission beginnen", sagte IBEX-Projektmanager Greg Frazier vom
NASA Goddard Space Flight Center. Mit dem Interstellar Boundary
Explorer will die amerikanische Raumfahrtbehörde die äußere Grenze unseres
Sonnensystems erforschen, jene Region also, in die die beiden Voyager-Sonden
gerade vorzudringen beginnen.
In dieser Region trifft der Sonnenwind auf das Gas des interstellaren
Raums, wodurch sich eine Stoßwelle ausbildet, die als Termination Shock
bekannt ist. Aus diesem Gebiet stammen äußerst schnelle ungeladene Atome, die
IBEX messen will. "Mit IBEX werden wir die ersten globalen Beobachtungen der
Region jenseits des Termination Shocks manchen und damit der äußersten
Bereiche unseres Sonnensystems", erläutert David McComas, vom Southwest
Research Institute in San Antonio und verantwortlicher Wissenschaftler der
Mission. "Diese Gegend ist so wichtig, weil sie uns vom größten Teil der
tödlichen kosmischen Strahlung abschirmt, die sonst die Erde und die anderen
Planeten erreichen würde."
Die Beobachtung jener Region ist absolutes Neuland: "Niemand hat
bislang ein Bild von diesen Wechselwirkungen am Rand des Sonnensystems
gesehen", so McComas. "Wir wissen, dass wir überrascht sein werden. Es
ist ein wenig, wie das erste Bild eines Wettersatelliten. Bevor dies
verfügbar war, musste man das globale Wetter aus den Messungen an
einzelnen Stationen vorhersagen. Mit einem Satellitenbild konnte man
dann Hurrikans und Wetterfronten entstehen und über das Land ziehen
sehen."
Damit IBEX die Partikel vom Rande des Sonnensystems auch empfangen
kann, muss die Sonde auf einen äußerst unkreisförmigen Orbit gebracht
werden, um die Magnetosphäre der Erde verlassen zu können. Denn auch in
der Erdmagnetosphäre entstehen die typischen hochenergetischen Atome,
die IBEX nutzen soll, um ein Bild vom Rand des Sonnensystems zu
gewinnen. Deswegen wird IBEX zuweilen eine Entfernung von über 300.000
Kilometern von der Erde erreichen. Nach den Plänen der Wissenschaftler
soll die Sonde bereits nach sechs Monaten den gesamten Himmel einmal
kartiert haben und damit dann erstmals eine globale Karte der
Randbereiche des Sonnensystems vorliegen.
IBEX gehört zu den Small Explorer-Missionen der NASA, die
verhältnismäßig schnell und kostengünstig entwickelt worden sind. Die
Missionsdauer ist auf 24 Monate angesetzt, eine Verlängerung ist allerdings
möglich.
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