Mehrere Generationen auf einem Bild
von Stefan Deiters astronews.com
2. September 2008
Ein neues Bild des NASA-Infrarotteleskops Spitzer
verdeutlicht eindrucksvoll den Kreislauf von Leben und Tod im Universum. In dem
farbenprächtigen Sternentstehungsgebiet W5 sind mehrere Generationen von Sternen
zu erkennen und auch deutliche Hinweise dafür, dass massereiche Sterne die
Geburt neuer Sonnen anregen können.
Das
Sternentstehungsgebiet W5.
Bild: NASA / JPL-Caltech / L. Allen & X.
Koenig (Harvard-Smithsonian CfA)
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"Solche angeregte Sternentstehung ist immer noch sehr schwer
nachzuweisen", erklärt Xavier Koenig vom Harvard-Smithsonian Center for
Astrophysics im amerikanischen Cambridge. "Aber unsere erste Analyse zeigt,
dass dieses Phänomen die zahlreichen Sterngenerationen erklären kann, die man in
der W5-Region gefunden hat." Koenig ist erster Autor eines Artikels über die
neuen Beobachtungen, der Ende des Jahres in der Fachzeitschrift The
Astrophysical Journal erscheinen wird.
Die massereichsten Sterne im Universum entstehen aus dicken Wolken aus Gas
und Staub. Diese stellaren Riesen mit der 15- bis 60-fachen Masse unserer Sonne
sind so groß, dass sie schon von Beginn ihres stellaren Lebens an einiges
Material in starken stellaren Winden ins All blasen. Dadurch räumen sie ihre
Umgebung frei von anderem Material und sorgen so in großen Molekülwolken, also
Sternentstehungsgebieten, für immer größer werdende Aushöhlungen.
Lange Zeit schon nahmen Astronomen an, dass durch die Entstehung dieser
Aushöhlungen anderes umgebendes Gas komprimiert und dadurch die Entstehung neuer
Sterne angeregt wird. Während die Aushöhlung immer größer wird, sollten somit an
ihrem Rand mehr und mehr Sterne geboren werden. So könnte eine Art kreisförmiger
"Stammbaum" entstehen, wobei sich die ältesten Vertreter im Inneren und die
jüngsten Familienmitglieder weiter außen befinden.
In der Sternentstehungsregion W5 finden sich zahlreiche Belege dafür, dass
dies auch tatsächlich passiert. Die massereichsten Sterne, zu erkennen als blaue
Punkte, befinden sich im Zentrum von zwei Aushöhlungen, um die sich jüngere
Sterne (in lila oder weiß) finden lassen. Allerdings könnte dies alles auch nur
Zufall und die Entstehung der jungen Sterne nicht von den massereichen Sonnen
angeregt worden sein.
Um mehr Klarheit zu bekommen, haben Koenig und seinen Kollegen mit dem
Weltraumteleskop Spitzer versucht, die Entwicklungsphasen der Sterne in
W5 genauer zu bestimmen. Es zeigte sich, dass die Sterne innerhalb der
Aushöhlungen tatsächlich älter sind als die an den Rändern und sogar noch älter
als die jenseits der Ränder. Diese Altersverteilung ist nach Ansicht der
Wissenschaftler einer der bislang besten Beweise dafür, dass massereiche Sterne
tatsächlich für die Entstehung nachfolgender Generationen verantwortlich sind.
"Unsere ersten Beobachtungen dieser Region deuten darauf hin, dass wir es mit
ein oder zwei Generationen von Sternen zu tun haben, deren Entstehung durch
massereiche Sterne angeregt worden ist", erklärt Teammitglied Lori Allen vom
Havard-Smithsonian Center for Astrophysics. "Jetzt planen wir weitere
genauere Untersuchung, um das Alter der Sterne noch besser zu bestimmen und
festzustellen, ob es einen Altersunterschied zwischen den Sternen gibt, die
gerade innerhalb und außerhalb des Randes liegen."
Die massereichen Sterne dürften in einigen Millionen Jahren in gewaltigen
Supernovae explodieren und dabei vermutliche einige der Sterne zerstören, für
deren Geburt sie verantwortlich waren. W5 hat am Himmel eine Ausdehnung, die
etwa der vierfachen Größe des Vollmondes entspricht und liegt in 6.500
Lichtjahren im Sternbild Kassiopeia.
Auf der Spitzer-Aufnahme, die über einen Zeitraum von 24 Stunden
gemacht wurde, steht rot für aufgeheizten Staub, grün für dichte Wolken und
weiße, klumpige Regionen für die Bereiche, in denen gerade junge Sterne
entstehen. Blaue Punkte sind ältere Sterne in der Sternentstehungsregion oder
auch Vorder- oder Hintergrundsterne.
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