Einblicke in
stellare Kinderstube
von Stefan Deiters astronews.com
13. Februar 2008
Ein jetzt veröffentlichtes Bild des
Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer bietet einen eindrucksvollen
Einblick in eine stellare Kinderstube: Die Aufnahme zeigt die Molekülwolke Rho
Ophiuchi, die mit einer Entfernung von 407 Lichtjahren eines der uns am nächsten
gelegenen Sternentstehungsgebiete ist. Für Astronomen, die sich für
Sternentstehung interessieren, gehört die Wolke inzwischen zu den
Lieblingsobjekten.
Spitzers Blick auf Rho Ophiuchi.
Bild: NASA / JPL-Caltech
/Harvard-Smithsonian CfA [Großansicht] |
Die Molekülwolke Rho Ophiuchi, kurz Rho Oph, ist eines der uns am
nächsten gelegenen Sternentstehungsgebiete. Sie liegt nur rund 407 Lichtjahre von
der Erde entfernt nahe der Sternbilder Skorpion und Schlangenträger (Ophiuchus).
Die Wolke besteht aus molekularem Wasserstoff und somit aus dem Stoff, aus dem
Sterne entstehen.
Neueste Untersuchungen mit Röntgen- und Infrarotteleskopen haben in der Wolke
mehr als 300 junge stellare Objekte aufgespürt, deren mittleres Alter gerade
einmal 300.000 Jahre ist. Für einen Stern sind sie damit ausgesprochen jung,
sind doch einige der ältesten Sterne im Universum über zehn Milliarden Jahre
alt.
"Rho Oph ist ein Lieblingsobjekt für Astronomen, die sich für Sternentstehung
interessieren", erläutert Lori Allen vom Harvard-Smithsonian Center for
Astrophysics. "Hier sind die Sterne nämlich so jung, dass wir sie in einer
sehr frühen Entwicklungsphase beobachten können. Und da uns die Ophiuchus-Molekülwolke
relativ nahe ist, können wir viel mehr Details erkennen als in entfernteren
Sternentstehungsgebieten wie etwa Orion."
Die Spitzer-Aufnahme zeigt die Hauptwolke von Rho Ophiuchi mit Namen
Lynds 1688. In dem Falschfarben-Bild stehen die unterschiedlichen Farben für
verschiedene Temperaturen und Entwicklungsstadien der Sterne. Die jüngsten
Sterne sind von Staubscheiben umgeben, in denen sich vielleicht einmal Planeten
bilden werden. Sie erscheinen auf dem Bild rötlich. Einige dieser jungen Objekte
haben ihren eigenen kleinen Nebel. Etwas ältere Sterne, die sich schon von dem
Material befreit haben, aus dem sie entstanden sind, erscheinen blau.
Der ausgedehnte weiß erscheinende Nebel rechts von der Bildmitte ist eine
Region, in der Staub durch die Strahlung von hellen jungen Sternen am rechten
Rand der Wolke so erhitzt wurde, dass die Wolke im Infraroten leuchtet. Die
Farben der nebelartigen Gebilde, die auch in anderen Bereichen des Bildes zu
finden sind, hängen stark von Temperatur, Zusammensetzung und Größe der
Staubkörner in ihnen ab. Die meiste Sternentstehung findet zur Zeit in einem
Filament aus kaltem, dichten Gas statt, das sich als dunkle Wolke unterhalb des
Zentrums und auf der linken Seite des Bildes gut gegen den hellen Hintergrund
aus warmen Staub abhebt.
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