Kollision enttarnt erneut Dunkle Materie
von Stefan Deiters astronews.com
27. August 2008
Das Weltraumteleskop Hubble und das
NASA-Röntgenteleskop Chandra haben eine Kollision zweier Galaxienhaufen
untersucht und dabei erneut eindeutige Beweise für die Existenz von Dunkler
Materie gefunden. Die Beobachtung macht deutlich, dass es sich bei einem
ähnlichen Fund vor zwei Jahren keineswegs um einen Sonderfall gehandelt hatte.
Bild des
Galaxienhaufens MACSJ0025.4-1222. Die Verteilung
der Dunklen Materie ist in blau, die des heißen
Gases in lila dargestellt.
Bild: NASA / ESA / CXC / M. Bradac
(University of California, Santa Barbara, USA)
und S. Allen (Stanford University, USA)
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Hubble und Chandra haben zusammen den
Galaxienhaufen mit Namen MACSJ0025.4-1222 beobachtete und dabei eindeutige
Hinweise darauf gefunden, dass hier bei einer gewaltigen Kollision die
Dunkelmaterie von der normalen Materie getrennt wurde. Ähnliches hatte man vor
rund zwei Jahren auch im "Bullet-Cluster" genannten Haufen 1E0657-56 nachweisen
können (astronews.com berichtete). Das deutet darauf hin, dass es sich beim
Bullet-Cluster nicht um einen Spezialfall gehandelt hat.
Der Galaxienhaufen MACSJ0025 entstand durch eine gewaltige Kollision von zwei
massereichen Galaxienhaufen. Mit Hilfe von Aufnahmen des Weltraumteleskops
Hubbles im sichtbaren Bereich des Lichtes kartierten die Astronomen die
Massenverteilung des Haufens. Die Verteilung der Dunklen Materie (in blau
dargestellt) ermittelten sie mit Hilfe des sogenannten
Gravitationslinsen-Effekts.
Chandra wiederum nutzten die Astronomen um die Verteilung der
normalen Materie, die hauptsächlich in Form von sehr heißem Gas vorliegt, zu
kartieren. Heißes Gas glüht im Röntgenbereich und ist in lila dargestellt.
Als nun die beiden Haufen mit einer Geschwindigkeit von mehreren Millionen
Kilometern pro Stunde miteinander verschmolzen, kollidierte das heiße Gas der
beiden Haufen und wurde dadurch abgebremst. Die Dunkle Materie aber war davon
nicht betroffen und bewegte sich ungestört weiter. Die in dem Bild sichtbare
Trennung von blauem und pinken Material ist daher ein direkter Beweis dafür,
dass Dunkelmaterie-Teilchen nur sehr schwach und nur durch ihre
Gravitationswirkung miteinander wechselwirken.
Das Astronomenteam, das die Studie in einer kommenden Ausgabe der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal veröffentlichen wird, wurde
von Maruša Bradač von der University of California in Santa Barbara
geleitet.
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