Neues Gammastrahlen-Teleskop heißt Fermi
von Stefan Deiters astronews.com
27. August 2008
Die NASA hat gestern den neuen Namen für das im Juni gestartete
Gammastrahlen-Weltraumteleskop GLAST bekannt gegeben: Das Teleskop heißt künftig
Fermi Gamma-ray Space Telescope. Es erinnert damit an Enrico Fermi, der zu den bedeutendsten Wissenschaftlern des
20. Jahrhunderts zählt. Gleichzeitig stellte die NASA die erste von GLAST
gewonnene Karte des Gammastrahlenhimmels vor.

Ausschnitt aus
der Karte des Gammastrahlen-Himmels.
Bild: NASA/DOE/International LAT Team
[Gesamtansicht]

Das neue Logo des Fermi-Gamma-ray Space
Telescope.
Bild: NASA / Sonoma State
University / Aurore Simonnet |
Gestartet war das jüngste NASA-Teleskop am 11. Juni noch unter dem
Namen GLAST (für Gamma-ray Large Area Space Telescope), zukünftig soll es, so
gab die NASA gestern bekannt, Fermi Gamma-ray Space Telescope heißen.
Mit der Benennung ehrt die NASA Prof. Enrico Fermi (1901-1954), der als Pionier
der Hochenergie-Physik gilt und 1938 den Physik-Nobelpreis erhielt.
"Enrico Fermi war der erste, der einen Mechanismus dafür vorschlug, wie
kosmische Partikel auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt werden können",
begründete Paul Hertz, Chefwissenschaftler für die Wissenschaftsmissionen am
NASA-Hauptquartier in Washington, die Namensgebung. "Seine Theorie lieferte damit die Grundlage,
um die Phänomene zu verstehen, die das jetzt nach ihm benannte Teleskop
entdecken wird."
Die Wissenschaftler erwarten, dass Fermi zahlreiche neue Pulsare in unserer
Galaxie aufspüren und ihnen mehr über die energiereichen Vorgänge in der Nähe
von supermassereichen Schwarzen Löchern in den Zentren von aktiven Galaxien
verraten wird. Dabei könnten auch Hinweise auf ganz neue physikalische Gesetze
gefunden werden. In den zwei Monaten seit dem Start war das Team damit
beschäftigt, die beiden Instrumente an Bord, das Large Area Telescope
(LAT) und den GLAST Burst Monitor (GBM), zu testen und zu kalibrieren.
Das LAT-Team präsentierte gestern auch eine Ansicht des gesamten Himmels im
Gammastrahlenbereich. Zu erkennen ist das leuchtende Gas der Milchstraße,
verschiedene Pulsare sowie eine leuchtend helle Galaxie in mehreren Milliarden
Lichtjahren Entfernung. Die Karte entstand aus den "First
Light"-Beobachtungsdaten, die in insgesamt 95 Stunden gewonnen wurden. Um ein
ähnliches Bild zu erstellen, benötigte der Fermi-Vorgänger, das Compton Gamma-ray
Telescope, mehrere Jahre.
Der Staub und das Gas in der Scheibe der Milchstraße strahlt im
Gammastrahlenbereich durch Kollisionen mit den Teilchen der kosmischen
Strahlung. Zu sehen sind außerdem der Krebs-Nebel und der Vela-Pulsar. In beiden
Objekten befinden sich schnell rotierende Neutronensterne und sie wurden
ursprünglich durch ihre Ausstrahlungen im Radiobereich entdeckt. Ein dritter
Pulsar auf dem Bild, Geminga im Sternbild Zwillinge, ist im Radiobereich nicht
zu erkennen. Er wurde durch eine frühere Gammastrahlen-Mission aufgespürt. Die
Astronomen hoffen, dass Fermi noch zahlreiche weitere solcher Pulsare entdecken
wird.
Der vierte helle Fleck auf der Karte ist die aktive Galaxie 3C 454.3, ein
sogenannter Blasar. Das Schwarze Loch im Zentrum dieser 7,1 Milliarden
Lichtjahre entfernten Galaxie verschlingt gerade Unmengen an Material, wodurch
das Objekt außergewöhnlich hell erscheint. Das Large Area Telescope soll während
des ersten Betriebsjahres alle drei Stunden den gesamten Himmel absuchen und so
die Entdeckung von schnell veränderlichen Gammastrahlenquellen ermöglichen.
Das zweite Instrument an Bord, der Burst Monitor, hat im ersten Monat seines
Betriebs bereits 31 sogenannte Gamma-Ray Bursts, also heftige Ausbrüche im
Gammastrahlenbereich, aufgespürt. Zusammen mit detaillierten Beobachtung durch
das LAT erhoffen sich die Forscher neue Einsichten in die Prozesse, die zu
diesen gewaltigen Ausbrüchen führen.
|