Die eigenartige Supernova SN 2008D
Redaktion /
Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astrophysik astronews.com
25. Juli 2008
Schon bei ihrer Entdeckung war die Supernova SN 2008D etwas
ganz Besonderes: Zum ersten Mal war nämlich eine dieser Sternexplosionen so
frühzeitig aufgespürt worden, dass man ihren gesamten Verlauf verfolgen konnte.
Neue Untersuchungen deuten nun darauf hin, dass SN 2008D sogar noch
ungewöhnlicher war als zunächst gedacht. Es könnte sich um eine Zwischenstufe
zwischen zwei unterschiedlichen Supernova-Typen handeln.
In der Galaxie NGC 2770 waren in jüngsten Zeit
zwei Supernovae zu beobachten. Oben die SN
2008D.
Bild: Max-Planck-Institut für Astrophysik
/ P. Mazzali |
Die Supernova mit dem Namen SN 2008D sorgte zu Jahresbeginn für einige
Aufmerksamkeit. Zum ersten Mal nämlich war es gelungen, den Verlauf einer
solchen Sternexplosion quasi von Anfang an zu verfolgen (astronews.com
berichtete). Im Bild des NASA-Forschungssatelliten Swift war sie sofort
sichtbar, wohingegen es normalerweise einige Tage dauert, bis
Supernova-Explosionen entdeckt werden. Sie fiel den Wissenschaftlern durch ihr
besonderes Röntgensignal auf.
Die Strahlung im Röntgenlicht war ungewöhnlich schwach und weich, weshalb
schnell klar war, dass es sich um keinen Gammablitz handeln kann: Ein Gammablitz
setzt nicht nur kurzfristig gewaltige Mengen an Gammastrahlen frei, sondern hat
außerdem ein "Nachglühen" im optischen Spektrum sowie im Röntgenlicht. Aufgrund
nachfolgender Beobachtungen mit dem optischen Teleskop des Asiago-Observatoriums
legten die Forscher fest, dass es sich um eine Supernova vom Typ Ic handelt.
"Diese Supernovae stammen von Sternen, die ihre äußeren Wasserstoff- und
Heliumhüllen verloren haben, bevor sie explodierten", erklärt Dr. Paolo Mazzali
vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bei München. "Immer wenn wir
bisher einen Gammablitz im Zusammenhang mit einer Supernova gesehen haben, war
es eine Supernova vom Typ Ic. Nur sehr wenige Supernovae treten zusammen mit
Gammablitzen auf, was die Sache für uns besonders spannend machte." Die
Wissenschaftler bezeichnen diesen Typ als GRB-Supernova (Gamma Ray Burst
Supernova).
Supernovae vom Typ Ic stammen meist von einem Stern, der von einem Begleiter in
einem Doppelsternsystem beeinflusst wurde. Um die Supernova noch besser zu
verstehen, wurde eine große Menge an Daten gesammelt. Anfangs deuteten die
Beobachtungen auf die Freisetzung großer Energien hin, so dass sich die
Einordnung als Typ Ic, der immer mit einer Explosion einhergeht, zu bestätigen
schien. Nach einigen Tagen begann sich das Spektrum der Supernova jedoch
überraschend zu verändern: Plötzlich auftauchende Heliumkurven belegten, dass
der Vorgängerstern nicht so vollständig seiner äußeren Hüllen beraubt gewesen
war, wie es bei GRB-Supernovae der Fall ist.
So deutete nun auf einmal alles in die Richtung einer Supernova vom Typ Ib. Bei
Supernovae vom Typ Ib ist vor der Explosion lediglich die Wasserstoff-, aber
nicht die Heliumhülle abgestoßen worden. Die Anwendung theoretischer Modelle,
mit denen die Forscher die Eigenschaften und das Verhalten von Supernovae
simulieren, auf die Supernova 2008D ergab, dass der Vorläuferstern ursprünglich
einmal 30 Sonnenmassen schwer gewesen war, zur Zeit der Explosion aber nur noch
eine Masse von acht bis zehn Sonnenmassen besaß. Der Rest war über Sternenwinde
und Interaktion mit einem Partnerstern verloren gegangen. Das wahrscheinliche
Ergebnis des Zusammenbruchs eines so massiven Sterns ist ein Schwarzes Loch.
"Da die Massen und Energien, von denen wir hier reden, geringer sind als in
jeder bekannten GRB-Supernova, denken wir, dass der Einsturz des Kerns einen
schwachen Jet erzeugte", so Mazzali. Alles spricht nun dafür, dass es sich bei
dieser Supernova um ein außergewöhnliches Ereignis handelt, bei dem die
Explosion von einem Jet angetrieben wurde. Das Objekt ist somit eine Art
Zwischenprodukt zwischen einer normalen Supernova und einer GRB-Supernova.
"Entdeckungen wie diese ermöglichen es uns, ein immer detailreicheres Bild zu
zeichnen, das zeigt, wie massereiche Sterne ihr Leben beenden und dabei kompakte
Überreste zurücklassen, und wie sich aus kollabierenden Gaswolken wieder neue
Sterne bilden", sagt Mazzali. "Mit immer moderneren Röntgen- und
Gammainstrumenten können wir allmählich die vielfältigen Varianten von
Sternexplosionen entdecken." Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt
bei Science Express.
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