Überraschung am Nordpol des Ringplaneten
von Stefan Deiters astronews.com
4. Januar 2008
Mithilfe der Saturnsonde Cassini haben Astronomen
am Nordpol des Ringplaneten Überraschendes entdeckt: Trotz jahrelanger
Dunkelheit scheint es auch hier - genau wie am Südpol des Planeten - einen
sogenannten Hot Spot zu geben. Was für diese heiße Stelle in der
Saturnatmosphäre verantwortlich ist, wissen die Wissenschaftler nicht. Es
scheint aber an beiden Polen des Saturn ähnliche Wirbel zu geben.
Infrarot-Aufnahme von Saturns Nordpolarregion. Im Zentrum des
Bildes der neu entdeckte Hot Spot.
Bild:
NASA / JPL / GSFC / Oxford University
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Einen Hot Spot am Südpol des Saturn hatten die
Wissenschaftler bereits früher durch Beobachtungen mit dem Keck-Teleskope
auf Hawaii aufgespürt (astronews.com berichtete). Die Entdeckung eines Hot
Spots am Nordpol, über den die Forscher in der heutigen Ausgabe der
Fachzeitschrift Science berichten,
kam für sie dennoch überraschend: "Wir hatten eigentlich angenommen, das der
Hot Spot am Südpol etwas mit der Sonneneinstrahlung am Südpol zu tun hat",
erläutert Glenn Orton vom Jet Propulsion Laboratory der NASA, der auch an den
Forschungen mit dem Infrarot-Spektrometer an Bord der Saturnsonde Cassini
beteiligt ist. "Der Nordpol hat seit Wintereinbruch dort im Jahr 1995 kein
Sonnenlicht gehabt, deswegen haben wir nicht erwartet dort ähnliches zu finden."
Die Infrarot-Daten von Cassini zeigten, dass der Wirbel am dunklen
Nordpol des Saturns eine ähnliche Struktur und Temperatur aufweist wie das
Pendant am sonnigen Südpol des Ringplaneten. Im Zentrum beider Strukturen finden
sich vergleichsweise wenig Phosphin-Gase, also Phosphor-Verbindungen, was die
Wissenschaftler sich durch eine Abwärtsbewegung der Luft in tiefere Schichten
der Saturnatmosphäre erklären. Bei beiden Wirbeln scheint es sich um langlebige
Strukturen zu handeln, deren Existenz nicht von der Sonneneinstrahlung abhängt.
"Diese Hot Spots sind das Resultat von Luft, die sich in Richtung
der Pole bewegt und dort komprimiert und aufgeheizt wird, wenn sie am Pol in die
Tiefen der Saturnatmosphäre absinkt", erläutert Leigh Fletcher von der
englischen University of Oxford, Hauptautor des Science-Artikels.
"Was aber diese Bewegung antreibt und was für die globale Bewegung in der
Saturnatmosphäre verantwortlich ist, müssen wir erst noch verstehen."
Nord- und Südpol des Saturn unterscheiden sich aber in einem interessanten
Punkt: Rund um den jetzt entdeckten Wirbel befindet sich am Nordpol ein
eigentümliches Rechteck, das erstmals von den Sonden Voyager 1 und
2 und im vergangenen Jahr auch von Cassini beobachtet wurde
(astronews.com berichtete). Auch für diese Struktur haben die Forscher bislang
keine Erklärung parat. Sie scheint nach den neuen Untersuchungen allerdings
deutlich ausgedehnter zu sein als ursprünglich angenommen und bis an die Grenze
der Troposphäre zu reichen.
Der Winter auf dem Saturn dauert 15 Jahre. Spannend dürften daher für die
Wissenschaftler die kommenden Jahre werden, wenn auf den Nordpol des
Ringplaneten erstmals wieder Sonnenlicht fällt. Sie erwarten dann am Nordpol ein
ähnliches Bild wie am Südpol des Planeten. "Aber Saturn könnte uns wieder einmal
überraschen", so Fletcher.
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