Missionsende nach über acht Jahren
von Stefan Deiters astronews.com
9. Oktober 2007
Im Kontrollraum von FUSE, dem Far Ultraviolet
Spectroscopic Explorer, wird am 18. Oktober endgültig das Licht
ausgeschaltet. An diesem Tag wird das Weltraumteleskop, das die Astronomen mehr
als acht Jahren lang mit wertvollen Daten von Sternen, Galaxien und fernen Quasaren
versorgte, im Erdorbit seinem Schicksal überlassen.
Das Weltraumteleskop FUSE.
Bild: NASA / Lauren Fowler (JHU FUSE Project) |
"Es war ein tolle Zeit", meint Warren Moss, Professor für Physik und
Astronomie
an der amerikanischen Johns Hopkins University, die für den Betrieb von FUSE
verantwortlich ist. "Wir hätten nie gedacht, dass eine Mission, die eigentlich
nur für drei Jahre ausgelegt war, acht Jahre lang großartige wissenschaftliche
Daten liefert. Das ist schon ein eindrucksvolles Verdienst der harten Arbeit des
FUSE-Teams."
FUSE, was für Far Ultraviolet Spectroscopic Explorer steht, war eine
Mission, die das All in einem Wellenlängenbereich beobachtet hat, der nicht vom
Weltraumteleskop Hubble abgedeckt wurde. FUSE wurde im Juni 1999 von
Cape Canaveral aus gestartet und sollte eigentlich nur drei Jahre lang Spektren
von entfernten Objekten aufnehmen, um es den Astronomen so zu ermöglichen, mehr
über deren Temperatur, Dichte und chemische Zusammensetzung zu erfahren
(astronews.com berichtete). So entdeckte FUSE molekularen Wasserstoff in der
Marsatmosphäre, bestätigte die Existenz eines Halos aus hehßem Gas um die
Milchstraße und fand erstmals molekularen Stickstoff außerhalb des
Sonnensystems. Bislang wurden 1.200 wissenschaftliche Veröffentlichungen auf
Grundlage von FUSE-Daten publiziert.
Drei Mal verlängerte die NASA die Mission von FUSE, die während ihrer acht Jahre
mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. 2001 schien schon einmal das Ende
nahe zu sein, als zwei von vier Schwungrädern ausfielen, die FUSE zur korrekten
Ausrichtung im All benötigte. Mindestens drei funktionierende Räder sollten dazu
vorhanden sein. Mit einem modifizierten System gelang es dem Team dann aber, den
Satelliten wieder fit zu machen und auszurichten - unter anderem unter Zuhilfenahme des
Erdmagnetfelds.
Ende 2004 fiel dann ein weiteres Schwungrad aus. Das FUSE-Team musste ihr 2001
entwickeltes Verfahren noch einmal modifizieren, was fast das ganze Jahr 2005 in
Anspruch nahm. Doch dann konnten die wissenschaftlichen Beobachtungen
weitergehen - bis am 8. Mai 2007 auch das letzte Rad versagte. Einmal konnte
es noch neu gestartet werden, so dass im Sommer noch einen Monat lang
beobachtet werden konnte. Doch Mitte Juli lief schließlich nichts mehr.
Nach mehreren Monaten Diskussionen musste das FUSE-Team sich nun geschlagen
geben: Ohne mindestens ein Schwungrad kann FUSE nicht präzise genug ausgerichtet
werden. Schweren Herzens kontaktierte das Team die NASA, um das Ende der Mission
anzukündigen. Noch bleibt einiges an Daten aufzubereiten und zu archivieren,
wofür noch knapp ein Jahr zur Verfügung steht.
Am 18. Oktober aber wird FUSE den letzten Befehl erhalten und die Systeme
abgeschaltet. Der Satellit wird dann noch für vielleicht 30 Jahre die Erde
umkreisen, bevor er in der Atmosphäre verglüht. "Nach diesem Donnerstag wird
FUSE nur ein weiteres Stück Weltraummüll sein", so Bill Blair, der für den
FUSE-Betrieb verantwortlich war. "Es ist schon ein trauriges und schmachvolles
Ende für so eine erfolgreiche Mission. Was bleibt ist aber ein beachtliches
wissenschaftliches Erbe."
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