Auf der Versammlung der amerikanischen astronomischen
Gesellschaft (AAS) präsentierte ein Team von Wissenschaftlern erste
Ergebnisse von Beobachtungen mit dem im Juni letzten Jahres gestarteten Far
Ultraviolet Spectroscopic Explorer (FUSE). Für die Herkunft des rund
eine halbe Millionen Grad heißen Gases, das unsere Milchstraße umgibt,
bleibt danach nur eine Erklärung: Es stammt aus Supernova-Explosionen.
Darstellung des heißen Gases um unsere Milchstraße nach den
FUSE-Daten. Bild: G. Sonneborn (NASA), B. Savage
(Univ. von Wisconsin), W. Feimer (Honeywell) und NASA
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Der kleine Satellit wurde am 24. Juni 1999 ins All gebracht und ist
Bestandteil des NASA Origins-Programms. FUSE beobachtet das
Universum in einem Wellenlängenbereich, der beispielsweise dem Hubble-Weltraumteleskop
nicht zugänglich ist und erlaubt es den Astronomen dadurch die
Zusammensetzung, Geschwindigkeit und die physikalischen Eigenschaften von
interstellaren Gaswolken zu studieren.
Schon die ersten Ergebnisse des Satelliten machen deutlich, wie wichtig
FUSE für die Erforschung des Materials werden könnte, aus dem Sterne,
Planeten und letztenendes auch wir Menschen bestehen: So bestätigte die
ersten Messungen des Satelliten Theorien über die Beschaffenheit einer
riesigen Hülle aus heißem Gas, die unsere Milchstraße umgibt. Das Gas
erstreckt sich in Entfernungen von 5.000 bis 10.000 Lichtjahren unterhalb
und oberhalb der galaktischen Scheibe.
"Dieser Halo aus heißem Gas war uns schon seit längerem bekannt,
aber wir konnten uns bisher nicht genau erklären, wie das heiße Gas
dorthin gelangt ist und auch so heiß bleibt", erläutert Dr. Blair
Savage von der Universität von Wisconsin in Madison die Bedeutung der
neuen Daten. "Die Messungen ergaben einen hohen Anteil von Sauerstoff
VI - das ist ein Sauerstoffatom, dem fünf seiner acht Elektronen abhanden
gekommen sind. Die einzige Methode soviel Sauerstoff VI herzustellen ist
durch Kollisionen mit Schockwellen von explodierenden Sternen, sogenannten
Supernovae."
Sterne, die ihr Leben in einer Supernova-Explosion beenden, sind sehr
viel massereicher als unsere Sonne und haben eine erheblich kürzere
Lebensdauer. "Daher sind diese Sternexplosionen im Prinzip eine Art
Aufzeichnung der Sternentstehung", so Dr. George Sonneborn vom NASA Goddard
Space Flight Center. "Wenn wir die durch Supernovae entstanden
Gashalos verschiedener Galaxien vergleichen, könnten wir so auch ihre
Sternentstehungsgeschichte vergleichen."
"FUSE misst den Puls des Lebenselixiers unserer Galaxis: das
dünne Gas zwischen den Sternen", so Dr. Warren Moos von der Johns
Hopkins Universität in Baltimore. "Und dieses dünne Gas fließt
auch durch unsere Adern, da es - wenn sich dichte Wolken angesammelt haben
- kollabiert und neue Sterne und Planeten bildet, einschließlich unseres
Sonnensystems."
FUSE misst das interstellare Gas indirekt: Der Satellit beobachtet das
Licht eines hellen, weit entfernten Sterns. Das Gas in der Sichtlinie
filtert nun Licht mit bestimmten Wellenlängen heraus. Schaut man sich nun
an welche Wellenlängen fehlen, kann man recht eindeutig schlussfolgern
wie das Gas zusammengesetzt gewesen sein muss, durch das FUSE geschaut
hat. Der dazu verwendete Spektrograph an Bord des Satelliten ist
mindestens hundertmal leistungsfähiger als bisherige Apparaturen.
Noch zwei weitere erste Ergebnisse konnten das FUSE-Team auf dem
Treffen der amerikanischen Astronomen bekannt geben: So beobachtete der
Satellit zum einen die heißen Winde, die von sehr massereichen Sternen
ausgehen und die für die Elementanreicherung in den Galaxien
verantwortlich gemacht werden. Zum anderen erlaubte es FUSE Wolken aus
molekularem Wasserstoff in bisher unerreichter Genauigkeit aufzuspüren.
Diese Wolken bleiben Beobachtern mit anderen Instrumenten meist verborgen.