Die Tafelberge des Windes
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
2. Juli 2007
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat neue Bilder
der hochauflösenden Stereokamera an Bord der europäischen Marssonde Mars
Express veröffentlicht. Sie zeigen einen Teil der Region Aeolis Mensae, die
sich zwischen den südlichen Hochländern und den nördlichen Tiefländern des Mars
erstreckt.

Perspektivische
Ansicht der Region Aeolis Mensae. Das Bild wurde
auf Grundlage der Daten der High Resolution
Stereo Camera (HRSC) am Computer errechnet.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum)
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Die jetzt veröffentlichten Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der ESA-Sonde
Mars Express zeigen einen Teil der Region Aeolis Mensae. Diese Gebiet
ist eine Übergangszone zwischen den südlichen Hochländern und den nördlichen
Tiefländern des Mars.
Aeolis Mensae (im Deutschen "Die Tafelberge des Windes") ist für Geländeformen
bekannt, die durch Winderosion erzeugt werden und "Yardangs" genannt werden. Yardangs sind mehr oder weniger stromlinienförmige Gesteinsrücken, die die während der Erosion vorherrschende Windrichtung anzeigen.
In dem von der HRSC aufgenommenen Gebiet verlaufen sie vorzugsweise in Richtung Süden und Südwesten. Auf der Erde sind Yardangs ebenfalls bekannt, beispielsweise in Peru oder im Iran: Auch dort sind die schmalen Gesteinsrücken parallel zur vorherrschenden Windrichtung angeordnet.
Yardangs entstehen, wenn Sandkörner durch Wind in Bewegung geraten und dann, ähnlich einem Sandstrahlgebläse, mechanisch auf das freigelegte Gestein einwirken. Wehen die Winde über einen längeren Zeitraum in die gleiche Richtung, können sie regelrechte "Düsen" oder Windgassen bilden, die den Prozess beschleunigen. Nach und nach fräsen die Sandkörner in der Luft die länglichen Yardangs aus dem Gestein.
Der ungewöhnliche Name "Yardangs" stammt aus der Sprache der Uiguren und bedeutet etwa "steiler Sandwall". Der schwedische Forscher Sven Hedin prägte den Begriff, nachdem er 1903 in der zentralasiatischen Lop Nor-Wüste solche Gesteinsformationen beobachtete. Ähnliche Formen wurden von der HRSC bereits im Bereich um Olympus Mons beobachtet
(astronews.com berichtete).
Auf dem Boden eines Tals ist zudem ein invertierter Flusslauf zu sehen, der in einem fächerförmigen Delta oder Schwemmkegel endet. Eine so genannte Reliefumkehrung kann erfolgen, wenn Sediment auf dem Boden eines Flusses mit der Zeit fester wird als das Material des Flussbettes selbst. Wird die gesamte Region erodiert, bleibt das festere Sediment als erhöhte Zone übrig, die den früheren Flusslauf nachzeichnet. Dieses Phänomen ist auf dem Mars relativ weit verbreitet.
Die Bilddaten wurden am 26. und 29. März 2007 während der Orbits 4136 bzw. 4147 mit einer Auflösung von
rund 13 Metern pro Bildpunkt aufgenommen. Die neuen Abbildungen zeigen hiervon
einen Ausschnitt bei 6 Grad südlicher Breite und 145 Grad östlicher Länge. Die
Sonne beleuchtet die Szene aus Westen.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren
aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für
Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen
Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben. Die systematische Prozessierung der HRSC-Daten erfolgt am DLR. Die
jetzt veröffentlichen und auch hier gezeigten Darstellungen wurden von der PI-Gruppe am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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