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HUYGENS
Das neue Bild von Titan
von Stefan Deiters
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4. Juni 2007

Zweieinhalb Jahre nach der historischen Landung der ESA-Sonde Huygens auf dem Saturnmond Titan veröffentlichten Wissenschaftler nun neue Ergebnisse über den Trabanten des Ringplaneten. Die Auswertung der Daten der Sonde offenbart immer noch Überraschendes über die unwirkliche Welt, die der Erde trotzdem in mancher Beziehung relativ ähnlich ist.  

Titan

Blick auf Titan aus rund acht Kilometern Höhe. Foto: ESA / NASA /JPL / University of Arizona

Die ESA-Sonde Huygens war am 14. Januar 2005 nach einer siebenjährigen Reise mit der Saturnsonde Cassini auf dem Saturnmond Titan gelandet. Zwei Stunden und 28 Minuten lang schwebte Huygens an einem Fallschirm durch die Titan-Atmopshäre. Nach der Landung sandte die Sonde noch für rund 70 Minuten weiter Daten an Cassini, die diese dann umgehend Richtung Erde weiterschickte. Für die beteiligten Forscher offenbarten die übermittelten Daten und Bilder einen faszinierenden Einblick in die Welt dieses Saturnmondes.

"Huygens hat uns einen wahren Schatz an Daten beschert, mit denen wir noch einige Zeit beschäftigt sein werden", meint auch Professor John Zarnecki von der britischen Open University, der für das Surface Science Package an Bord von Huygens verantwortlich zeichnete. "Das Surface Science Package hat sofort Daten über Titan geliefert, doch trägt es auch erheblich dazu bei, sich nach und nach ein umfassenderes Bild über die Umweltbedingungen auf dem Saturnmond zu machen."

Ein wichtiges Instrument der Wissenschaftler sind dabei Computermodelle des Titan, mit denen versucht wird, die von Huygens gemessenen Daten zu reproduzieren. "Obwohl wir nur vier Stunden an Daten haben, sind die Informationen so vielfältig, dass wir immer noch nicht alles berücksichtigen konnten", erläutert Francois Raulin vom Pariser Laboratoire de Physique et Chimie de l'Environnement. Trotzdem haben die Wissenschaftler dank ihrer Modelle nun einen Eindruck über die Mechanismen, die auf Titan eine Rolle spielen.

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In einer am 1. Juni vorgestellten Sonderausgabe der Zeitschrift Planetary and Space Science Journal sind die neusten Ergebnisse vom Titan zusammengefasst: "Titan", so urteilt ESA-Projektwissenschaftler Jean-Pierre Lebreton, "ist eine Welt, die der Erde in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich ist." Die meisten jetzt veröffentlichten Arbeiten beschäftigen sich mit dem Weg von Huygens durch die Titanatmosphäre. Dabei konnte die genaue Bewegung der Sonde nur durch zusätzliche Radiobeobachtungen von der Erde mit Hilfe eines sehr mühsamen Verfahrens bestimmt werden, da eines der Instrumente nicht arbeitete wie es sollte (astronews.com berichtete).

Die Daten von weiteren Instrumenten und Sensoren erlaubten es den Wissenschaftlern nun, die Bewegung der Sonde mit noch größerer Genauigkeit zu analysieren. Dabei nutzten die Forscher beispielsweise Temperatur, Druck und spektrale Informationen um den Weg Titans durch die Atmosphäre genau nachzuzeichnen. So entdeckten sie beispielsweise, dass sich in 20 bis 30 Kilometern Höhe eine sehr turbulente Atmosphärenschicht befindet. Aus dem Vergleich der Huygens-Daten mit Daten von Wetterballons auf der Erde glauben die Wissenschaftler ablesen zu können, dass die Turbulenzen eventuell etwas mit Wolken zu tun haben.

Außerdem stellte sich heraus, das die Titanatmosphäre dunstiger war als angenommen. Die Ursache dafür sind winzige Staubpartikel. Durch Nachstellen der Titanbedingungen im Labor wollen die Forscher diesen Sachverhalt nun noch besser verstehen. Unterhalb von 40 Kilometern bot sich dann ein freier Blick auf den Saturnmond und die Sonde konnte erste Bilder der Oberfläche machen. Zu erkennen waren deutliche Spuren von Erosion durch Flüssigkeit. Vermutlich handelt es sich bei dieser Flüssigkeit um Methan. Ergänzende Beobachtungen von Cassini sollen nun helfen, mehr über die Entstehung der Landschaftsformen auf dem Mond herauszufinden.

Als die Sonde dem Boden immer näher kam, wurde sie von Winden erfasst. Diese Daten führten zu einem neuen Atmosphärenmodell, nach dem es auf Titan eine großräumige Strömung vom Südpol zum Nordpol und wieder zurück gibt.

Begeistert sind die Forscher auch von äußerst niederfrequenten Radiowellen, die sie glauben in den Huygens-Daten ausgemacht zu haben. Sollte es sich bestätigen, dass diese Welle ein natürliches Phänomen ist und nicht etwa ein Artefakt der Instrumente, könnte sie einen faszinierenden Weg eröffnen, etwas über Titans Untergrund zu erfahren und eventuell auch einen verborgenen Ozean dort nachzuweisen.

Der einzige andere Himmelskörper von dem solche Radiowellen in der Atmosphäre noch bekannt sind, ist die Erde, wo Blitzeinschläge für die Entstehung verantwortlich gemacht werden. Allerdings wurden auf Titan kaum Blitze registriert. Wie die Radiowelle also entstanden ist, dürfte die Wissenschaftler noch ein wenig beschäftigen.

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siehe auch
Titan: Huygens' Landeplatz wird getauft - 7. März 2007
Titan: Huygens' Landung als Film - 5. Mai 2006
Titan: Huygens enthüllt lebensfeindliche Welt - 2. Januar 2006
Huygens: Wie der Wind weht auf Titan - 1. Dezember 2005
Huygens: Windgeschwindigkeiten auf Titan - 11. Februar 2005
Huygens: Flüssiges Methan und Eis-Vulkane - 21. Januar 2005
Huygens: Portrait eines unbekannten Mondes - 17. Januar 2005
Huygens: Die ersten Bilder vom Saturnmond Titan - 15. Januar 2005
Links im WWW
ESA
Cassini-Huygens, Webseite am JPL
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