Die Rätsel unserer Heimatgalaxie
Redaktion /
idw / Universität Bonn astronews.com
29. Mai 2007
Auf einer Tagung an der Universität Bonn diskutieren
Astronomen aus aller Welt von heute bis zum 2. Juni die aktuellsten Fragen zu
unserer Milchstraße mit ihrem einhüllenden Halo. Das besondere Interesse der
Astronomen gilt der Frage, wo die Sterne und Gaswolken des Halos herrühren.
Dabei spielt auch die Suche nach der "dunklen Materie" eine wichtige Rolle.
Die Andromeda-Galaxie M31: Der Nachbar der
Milchstraße ähnelt unserer Heimatgalaxie.
Foto: MSFC /
NASA |
So gut die Milchstraße inzwischen untersucht ist, so viele Rätsel
wirft sie noch heute auf. So bewegen sich die Sterne in den äußeren Bereichen
unserer Galaxie eigentlich zu schnell. Man kennt dieses Phänomen auch von
anderen Spiralgalaxien. Verstehen kann man es nur, wenn man annimmt, dass eine
große Masse die Bewegungen der Sterne beeinflusst. Da man bis heute eine solche
Materie trotz modernster Technik nicht beobachten konnte, hat man sie "dunkle
Materie" genannt. Nach ihr suchen Astronomen seit Jahren. Umstritten ist auch
die Dicke unserer scheibenförmigen Heimatgalaxie: Messdaten zeigen, dass die
Milchstraße dünner ist, als es die Anziehungskraft der in der Scheibe vorhandene
Materie erklären könnte. Ist dafür auch die "dunkle Materie" der Grund?
Diese und andere aktuelle Fragen wollen Astronomen aus aller Welt ab heute in
Bonn diskutieren. Das gastgebende Argelander-Institut für Astronomie - und hier
insbesondere die Sternwarte der Universität Bonn - hat zu diesem Thema unter der
Leitung von Professor Dr. Klaas de Boer über viele Jahre wichtige Beiträge
geleistet. Besonderes Interesse galt dabei den Sternen an deren Rand, die sich
in langen Bahnen um das Zentrum bewegen.
Die Erforschung unserer Heimatgalaxie führte lange Zeit ein Schattendasein:
Als Pionier der Milchstraßenforschung gilt Wilhelm Herschel. Als er vor etwa 200
Jahren als erster unsere Heimatgalaxie systematisch untersuchte, war sie für die
meisten Fachastronomen noch uninteressant. Von Hause aus war Herschel Musiker
und Komponist. Während der Konferenz besteht daher für die Tagungsteilnehmer
auch die Möglichkeit, sich bei einem Konzert mit Sonaten Herschels von der
musikalischen Begabung des ersten Milchstraßen-Forschers zu überzeugen.
Nach Herschels Tod im Jahr 1822 geriet die Milchstraße wieder lange Zeit fast
komplett in Vergessenheit.
Das änderte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts als Astronomen darüber
diskutierten, ob sich die Sonne im Zentrum der Milchstraße befindet oder nicht. Bei einer öffentlichen Debatte in Washington gelang allerdings keinem der
Wortführer der entscheidende Durchbruch. Inzwischen ist klar, dass die Sonne mit
einer Entfernung von fast 30.000 Lichtjahren vom Zentrum der Milchstraße eher an
ihrem Rande liegt.
Über die Ergebnisse der Konferenz sowie Milchstraße und Halo im Allgemeinen
kann die interessierte Öffentlichkeit bald mehr erfahren - und das aus erster
Hand: Klaas de Boer wird am 14. Juni um 19.30
Uhr im Bonner Argelander-Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, einen
entsprechenden öffentlichen Vortrag mit dem Titel "Der Halo der
Milchstraße - Sterne und Gas" halten.
|