Trockener und staubiger als gedacht
von Stefan
Deiters
astronews.com
22. Februar 2007
Astronomen, die sich mit der Entdeckung und Erforschung von
Planeten um andere Sonnen beschäftigen, haben von unerwarteter Seite
Unterstützung bekommen: Mithilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer
gelang es nun erstmals, Spektren der fernen Welten aufzunehmen und so mehr
über die Zusammensetzung der Atmosphäre der Exoplaneten zu erfahren. Dabei gab
es manche Überraschung.
So stellt sich ein Künstler Planeten wie HD 209458b oder HD
189733b vor. Bild:
NASA / JPL-Caltech |
"Das war schon eine gewaltige Überraschung", meinte
Spitzer-Projektwissenschaftler Dr. Michael Werner von Jet Propulsion Laboratory
der NASA im kalifornischen Pasadena. "Als wir das Spitzer-Weltraumteleskop konstruierten, haben wir
nicht im Traum daran gedacht, dass es einmal einen so wichtigen Schritt bei der
Erforschung von extrasolaren Planeten ermöglichen würde." Das Ergebnis, das nun
die Forscher begeistert, gelang durch die Beobachtung von zwei Gasriesen, die
ferne Sonnen umrunden: HD 209458b und HD 189733b.
Bei beiden Planeten handelt es sich um so genannte "Heiße Jupiter". Sie
ähneln dem größten Planeten unseres Sonnensystems, umrunden ihren Zentralstern
aber in deutlich geringerem Abstand als Jupiter. In den letzten Jahren hat man
unzählige dieser "Heißen Jupiter" aufgespürt, was im Wesentlichen eine Folge der
verwendeten Suchmethode ist: Da man nach dem Einfluss eines umlaufenden Planeten
auf seinen Zentralstern fahndet, findet man natürlich besonders leicht
Riesenplaneten, die in einer sehr engen Umlaufbahn um ihre Sonne kreisen.
Die Spitzer-Daten deuten darauf hin, dass die zwei untersuchten Planeten
deutlich trockener und staubiger sind als bislang angenommen. Von Theoretikern
war vorhergesagt worden, dass heiße Jupiter sehr viel Wasser in ihrer Atmosphäre
haben müssen, doch wurde um HD 209458b und HD 189733b keine Spur davon entdeckt.
Die Astronomen glauben, dass trotzdem Wasser vorhanden sein könnte, wenn es
beispielsweise unter einer dicken Wolkendecke verborgen ist, die selbst kein
Wasser enthält.
Diese wasserlosen Wolken könnten aber, so die Vermutung der Astronomen, Staub
enthalten. Im Falle von HD 209458b fanden die Forscher Hinweise auf Sandkörner,
also Silikate, in der Atmosphäre. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Himmel
dieser fernen Welt von hohen, staubigen Wolken verhangen ist und sich damit
deutlich von dem unterscheidet, was wir von den Planeten in unserem Sonnensystem
kennen. "Die Köpfe der Theoretiker haben angefangen zu rauchen, als sie diese
Daten sahen", meinte Dr. Jeremy Richardson vom NASA Goddard Space Flight
Center.
"Es ist nahezu unmöglich, dass es keinen Wasserdampf auf diesem Planeten
gibt", unterstreicht Richardson. "Das bedeutet, dass er irgendwo versteckt sein
muss und eine Erklärung wäre die Staubschicht, die wir in unserem Spektrum
gesehen haben." Richardson ist Hauptautor eines Artikels über die Beobachtungen
von HD 209458b, der in der heutigen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature
erscheint.
Noch zwei andere Forschergruppen haben Spitzer benutzt, um die Atmosphären
ferner Welten zu analysieren: Ein Team um Dr. Carl Grillmair vom Spitzer Science
Center am California Institute of Technology hat den Planeten HD 189733b genauer
untersucht, eine Gruppe um Dr. Mark R. Swain vom Jet Propulsion Laboratory hat
sich auch mit HD 209458b beschäftigt und ist zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Lesen Sie im zweiten Teil: Generalprobe für
Suche nach Leben
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