Warum das Magnetfeld so schwach ist
Redaktion / DLR
astronews.com
21. Dezember 2006
Der sonnennächste Planet Merkur gibt den Forschern immer
noch Rätsel auf: Jetzt aber konnten Wissenschaftler des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau zumindest
theoretisch erklären,
warum Merkurs Magnetfeld viel geringer ist, als bisherige Modelle voraussagen.
Zukünftige Missionen zum Merkur werden zeigen, ob die Max-Planck-Forscher Recht
haben.
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Merkur mit Eisenkern (der feste
Teil ist hellblau, der flüssige weißlich) und Silikatmantel
(braun). Die Größe des festen inneren Kerns von Merkur ist nicht
genau bekannt. Bild: Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung [Großansicht
und Vergleich mit der Erde]
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Wie die Erde haben auch die meisten anderen Planeten Magnetfelder - jedoch mit
unterschiedlicher Stärke und Struktur. Die Eigenschaften vieler planetarer
Magnetfelder lassen sich gut mit der Dynamotheorie beschreiben: Sie entstehen
durch Strömungen im elektrisch leitenden, flüssigen Kern. Nur Merkur schien sich
bisher dieser Theorie zu widersetzen: Sein Magnetfeld ist einhundert Mal
schwächer als das der Erde, obwohl es theoretisch über 30 Prozent der
Erdmagnetfeldstärke verfügen müsste. Ulrich Christensen vom Max-Planck-Institut
für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau hat dieses Phänomen nun mit einem
neuen Modell erklärt. Die Arbeit erschien in der heutigen Ausgabe der
Wissenschaftszeitschrift Nature.
Der Wissenschaftler nimmt an, dass äußere Bereiche von Merkurs flüssigem
Eisenkern das Magnetfeld dämpfen - und damit die beobachtete Stärke erklären.
Das Modell beruht auf der bekannten Annahme, dass bei Planeten im flüssigen
äußeren Kern das Eisen stets mit einigen Prozent eines leichteren chemischen
Elements vermischt ist, im Fall des Merkurs wahrscheinlich Schwefel. Die
Konzentrationsunterschiede dieses Elements im flüssigen Planetenkern treiben die
Strömungen an.
Nach dem neuen Modell der Forscher geschieht das bei Merkur nur in den inneren
Bereichen seines flüssigen Kerns. Den Computersimulationen zufolge bildet sich
dort ein starkes Magnetfeld. Weiter außen unterbindet eine stabile
Temperaturschichtung die Strömung. Nur ein Bruchteil des Dynamofeldes gelangt
durch den ruhenden Teil des Eisenkerns nach außen. Merkurs Dynamo arbeitet also
nur tief in dessen flüssigen Kern. "Im Gegensatz dazu ist der flüssige Kern der
Erde wahrscheinlich vollständig in Bewegung", sagt Ulrich Christensen, "deshalb
ist das Magnetfeld der Erde so viel stärker."
Die letzte Erforschung von Merkurs Magnetfeld liegt schon 30 Jahre zurück, als
die Raumsonde Mariner 10 den Planeten in den Jahren 1974 und 1975 passierte. Die
damals gewonnenen Daten zeigen, dass das Feld globaler Natur ist und
wahrscheinlich nicht mit der Magnetisierung von Mineralien in der Kruste des
Planeten zu erklären ist. Aktuelle Missionen werden Merkurs Magnetfeld
allerdings viel besser charakterisieren als Mariner 10.
Derzeit ist die Messenger-Raumsonde der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA auf
dem Weg zum Merkur. Das europäische Pendant ESA bereitet zusammen mit der
japanischen Raumfahrtagentur JAXA die BepiColombo Mission vor, bei der zwei
Sonden in eine Umlaufbahn um Merkur einschwenken. Beide Missionen werden die
Modellvorhersagen der Max-Planck-Forscher über Merkurs Magnetfeld überprüfen.
"Sollten sich unsere Vorhersagen bestätigen, räumt das letzte Zweifel daran aus,
dass die Dynamotheorie für planetare Magnetfelder allgemein gültig ist", sagt
Ulrich Christensen.
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