Infrarotblick in die Große Magellansche Wolke
von Stefan
Deiters
astronews.com
2. November 2006
Der im Februar gestartete japanische Infrarot-Satellit AKARI
hat seine erste Durchmusterung des Himmels fast abgeschlossen. Aus diesem Anlass
veröffentlichte die japanische Raumfahrtbehörde JAXA jetzt eindrucksvolle
Aufnahmen der Großen Magellanschen Wolke. Die Daten sollen den Astronomen
helfen, die Entstehung von Galaxien besser zu verstehen.

AKARIs Blick auf die Große Magellansche Wolke.
Foto:
JAXA [Großansicht]
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"AKARI hat uns einen eindrucksvollen Blick auf die Große Magellansche Wolke
verschafft", kommentiert Dr. Stephen Serjeant von der englischen Open
University die neuen Aufnahmen. "Es handelt sich um eine Zwerggalaxie, die
von unserer eigenen Galaxie langsam aufgefressen wird. Alle Galaxien
kannibalisieren sich gegenseitig, auch unsere eigene Galaxien wird einmal in der
Andromeda-Galaxie aufgehen." Die Große Magellansche Wolke ist eine
Zwerggalaxie, die unsere Milchstraße umrundet. Sie ist etwa 160.000 Lichtjahre
von uns entfernt und hat ein Zwanzigstel des Durchmessers der Milchstraße und
ein Zehntel ihrer Sterne. Man nimmt an, dass die Große Magellansche Wolke früher
einmal eine Balken-Spiralgalaxie war, allerdings durch die Wechselwirkung mit
der Milchstraße inzwischen zu einer irregulären Galaxie geworden ist.
Der japanische Satellit AKARI (vorheriger Name Astro-F) wurde im Februar
dieses Jahres gestartet und begann mit seiner Himmelsdurchmusterung im Mai.
AKARI ist der erst neue Infrarot-Satellit seit den 1980er Jahren und die
gesammelten Daten sollten ein ganz neues Licht auf das staubige Universum werfen
- also die Regionen in denen Sterne sterben und geboren werden. "Das
spektakuläre Bild der Magellanschen Wolke gibt uns einen ersten Vorgeschmack
darauf, was wir von AKARI erwarten können. Und da läuft einem schon das Wasser
im Mund zusammen", urteilt Dr. Chris Pearson von der ESA.
Während seiner ersten kompletten Infrarot-Durchmusterung des gesamten Himmels
hat AKARI auch eines der wichtigsten Objekte zum Verständnis der
Galaxienentstehung studiert: die Große Magellansche Wolke. AKARI visierte unsere
Nachbargalaxie dabei in mehr Wellenlängenbereichen an als es bislang möglich war
und ermöglichte den Astronomen auf diese Weise ganz neue Einblicke in die
Entstehungsgeschichte der Galaxie. "Die Große Magellansche Wolke ist sehr reich
an diffusen Nebel, wie etwa dem Tarantula-Nebel, sowie Planetarischen Nebel,
offenen Sternhaufen und Kugelsternhaufen. Das alles deutet darauf hin, dass es
in der Galaxien sehr frühe aber auch späte Phasen der Sternentstehung gab", so
Prof. Glenn White von der Open University.
Die meisten Sterne entstehen in dichten Wolken aus interstellarem Gas. Ihr
Licht ist deswegen im optischen Bereich nicht direkt sichtbar. Wenn die
Strahlung der jungen Sterne allerdings den sie umgebenden Staub aufheizt, sendet
dieser Infrarotstrahlung aus, die aus den Wolken entkommen kann. Ist die gesamte
Galaxie allerdings von dichten Staubschwaden durchzogen, können auch andere
Faktoren für die Aufheizung des Staubs eine Rolle spielen und die
Infrarotstrahlung wäre kein guter Maßstab, um die Sternentstehungsrate einer
Galaxie abzuschätzen.
Hier soll AKARI nun helfen: Der Satellit kann mit seinen Beobachtungen die
Verteilung des warmen Staubs in der Nähe junger Sterne ermitteln und die damit
verbundene Sternentstehungsrate. Dies in einer uns sehr nahen Galaxie gründlich
zu tun, ist entscheidend, um die Entstehung und Entwicklung von entfernten
Galaxien besser verstehen zu können.
Das hier veröffentlichte Bild der Großen Magellanschen Wolke zeigt, dass
interstellare Wolken, in denen neuen Sterne entstehen, über die gesamte Galaxie
verteilt sind. Bei der hellen Region am linken unteren Rand der Aufnahme handelt
es sich um den Tarantula-Nebel (oder 30 Doradus), einem sehr aktiven
Sternentstehungsgebiet. Das Bild umfasst eine Region von rund 17.000 mal 17.000
Lichtjahren.
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