Opportunity erkundet Victoria-Krater
von Stefan
Deiters
astronews.com
9. Oktober 2006
Der Marsrover Opportunity hat in diesen Tagen mit der
Erkundung des Victoria-Kraters auf dem Mars begonnen. Unterstützung erhält
das Gefährt dabei aus dem All: Die jüngste NASA-Sonde, der Mars
Reconnaissance Orbiter, hat Opportunity und die zu erkundende Region
aus seinem Orbit fotografiert.
Blick des Mars Reconnaissance Orbiters auf
Opportunity am Rande des Victoria-Kraters. Foto: NASA /
JPL / University of Arizona [Gesamtansicht]
Blick von "Duck Bay" in süd-östliche Richtung. Foto: NASA
/ JPL / Cornell [Gesamtansicht] |
Die Erkundung des Victoria-Kraters auf dem Mars macht deutlich, wie vorteilhaft
es sein kann, nicht nur einen Rover auf der Marsoberfläche, sondern auch eine
leistungsfähige Sonde im Marsorbit zu haben: Während Opportunity seine
erste Woche am Rande des Kraters verbrachte, machte der NASA Mars
Reconnaissance Orbiter hochaufgelöste Bilder der Region, auf denen sogar die
Roverspuren und auch der Rover selbst zu sehen sind.
"Das ist schon ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich unsere Marsmissionen
auf dem Boden und im Orbit ergänzen und auch die Möglichkeiten jeder einzelnen
Mission erweitern", unterstreicht Doug McCuistion, der Direktor des NASA
Marsforschungs-Programms. "Solche Ergebnisse lassen sich nur mit Landern und
Orbitern zusammen erreichen."
Davon ist auch Steve Squyres von der Cornell University überzeugt, der
für die beiden Marsrover verantwortlich zeichnet. "Die Kombination des Blicks
von der Oberfläche aus und einem Luftbild ist sehr viel aussagekräftiger als nur
eine Ansicht allein. Wenn man als Geologe mit seinem Jeep an den Rand eines
Kraters fährt, wäre das erste was man tut, ein Blick auf das Luftbild, um das
Gesehene einzuordnen. Und genau das machen wir hier."
Durch frühere Aufnahmen der Sonde Mars Global Surveyor, die bereits seit
1997 den Mars umrundet, sind die Forscher auf den Victoria-Krater aufmerksam
geworden und haben sich schon vor zwei Jahren entschieden, Opportunity in
Richtung dieses Kraters zu schicken. Der Victoria-Krater hat einen Durchmesser
von über zwei Kilometern und verfügt über steile Abhänge aber auch über weniger
dramatische Geländeformationen. Doch besonders die geschichteten
Gesteinsablagerungen in den Kliff-ähnlichen Formationen machen die Forscher
neugierig: Hier könnte die geologische Geschichte des Mars in weit größerem
Umfang ablesbar sein als in anderen bislang besuchten Kratern. Der
Victoria-Krater ist immerhin fünf Mal größer als alle anderen Krater, die
Opportunity bislang erforscht hat.
Bilder, die der Rover seit seiner Ankunft am Krater Ende September zur Erde
gesendet hat, scheinen die Erwartungen der Wissenschaftler zu erfüllen: "Es gibt
deutlich sichtbare Unterschiede in den Gesteinsschichten, je weiter man nach
unten schaut", so Squyres. "Das bedeutet, dass die Umweltbedingungen auf dem
Mars nicht konstant waren."
Schon kurze Zeit nach seiner Landung hatte
Opportunity Hinweise auf eine feuchtere Periode in der Marsvergangenheit
gefunden. Aus den Gesteinsschichten im Victoria-Krater hoffen die Forscher nun
zu erfahren, ob es immer wieder einmal feuchte Perioden in der Marsgeschichte
gab oder nur eine einzige feuchte Epoche. Wenn letzteres der Fall ist, hoffen
die Forscher auf Hinweise darauf, wie lange es auf unserem Nachbarplaneten
feucht war.
Beide Rover waren ursprünglich dafür ausgelegt, nur drei Monate den roten
Planeten zu erkunden und sind nun schon über zehn Mal länger unterwegs.
Opportunity zeigt einige Alterserscheinungen, befindet sich aber nach
Überzeugung der NASA in ausreichend gutem Zustand, um den Victoria-Krater zu
erkunden. Die NASA plant nun den Rand des Krater an mehreren Stellen zu
inspizieren und dabei auch nach Möglichkeiten zu suchen eventuell sicher in den
Krater hineinzufahren. "Das ist so, als wenn man den Grand Canyon besucht",
meint Jim Bell von der Cornell University. "Erst geht man am Rand entlang
und schaut sich das Panorama von verschiedenen Stellen aus an bevor man
schließlich den Abstieg wagt."
|