COBE und die Hintergrundstrahlung
von Stefan
Deiters
astronews.com
4. Oktober 2006
Gestern gab die Schwedische Akademie der Wissenschaft die
Namen der diesjährigen Physik-Nobelpreisträger bekannt: Mit John C. Mather und
George F. Smoot erhalten 2006 zwei Astrophysiker die wohl bedeutendste
wissenschaftliche Auszeichnung. Gewürdigt wird ihre Untersuchung der kosmischen
Hintergrundstrahlung mithilfe des COBE-Satelliten.

John C. Mather. Foto: NASA

George F. Smoot. Foto: The Lawrence
Berkeley National Laboratory / University of
California at Berkeley
|
Mit dem diesjährigen Physik-Nobelpreis werden jeweils zur Hälfte zwei Astronomen
ausgezeichnet, deren Forschung sich mit den Anfängen des Universums beschäftigt:
Wie eigentlich sind die Galaxien, die Galaxienhaufen und die Superhaufen
entstanden, aus denen das Weltall besteht, wie entstanden die einzelnen Sonnen
in ihnen, wie sah unser Weltall in seinen Babyjahren aus.
1989 startete die NASA den Satelliten COBE (für COsmic Background Explorer),
der die kosmische Hintergrundstrahlung möglichst exakt vermessen sollte, um so
die kosmologische Vorhersagen des Urknallmodells mit belastbarem Datenmaterial
zu überprüfen. Nach diesem Urknallmodell handelt es sich bei dieser
Hintergrundstrahlung nämlich um eine Überbleibsel der frühsten Phase in der
Entwicklung unseres Kosmos. Als sie ausgesandt wurde, hatte das Universum eine
Temperatur von rund 3.000 Grad Celsius. Inzwischen sollte die Strahlung aber auf
2,7 Grad über dem absoluten Nullpunkt abgekühlt sein.
Doch nicht nur die heutige Temperatur der Hintergrundstrahlung ist
entscheidend, sondern auch ihr Spektrum: Dieses sollte nämlich, so die
Urknall-Theoretiker, dem sehr charakteristischen Spektrum eines so genannten
Schwarzen Körpers entsprechen. In so einem Spektrum hängt die Verteilung der
emittierten Strahlung auf die unterschiedlichen Wellenlängen einzig und allein
von der Temperatur ab. Und auch wenn sich die Temperatur der Strahlung
inzwischen deutlich verringert hat, sollte das charakteristische
Schwarzkörper-Spektrum erhalten geblieben sein.
Am 18. November 1989 war es dann soweit: Der COBE-Satellit wurde gestartet
und nur neun Minuten nachdem man mit den ersten Beobachtungen begonnen hatte,
konnten die ersten Daten ausgewertet werden. COBE hatte ein nahezu perfektes
Schwarzkörper-Spektrum gemessen - ein Ergebnis, das bei seiner Vorstellung auf
einer Fachkonferenz mit standing ovations bedacht wurde. Verantwortlich
für die Koordination der COBE-Mission und für das Experiment, das das
Schwarzkörper-Spektrum aufgenommen hat, war John C. Mather. Der heute 60-jährige
arbeitet als Astrophysiker im Goddard Space Flight Center der NASA.
Doch nicht nur die Form des Spektrums und die gemessene heutige Temperatur
der Hintergrundstrahlung interessierte die Forscher damals: Sie wollten auch
versuchen herauszufinden, wie es eigentlich dazu kommen konnte, dass sich Sterne
und Galaxien bildeten. War wirklich alles gleichförmig am Anfang oder gab es
winzige Unebenheiten, die quasi als Saatkörner für Sterne dienen konnten? Um
mehr darüber zu erfahren, hatte COBE ein Instrument an Bord, das nach
Temperaturschwankungen in der Hintergrundstrahlung suchen sollte, die nur ein
Hunderttausendstel eines Grads betragen konnten. Verantwortlich für dieses
Experiment war damals George F. Smoot. Heute ist der 61-jährige Professor für
Physik an der University of California in Berkeley.
COBE hat tatsächlich gemessen, dass die Hintergrundstrahlung nicht exakt
gleichförmig ist, sonders es winzige Fluktuationen gibt. Die COBE-Mission bot
somit eindrucksvolle Beobachtungsdaten, die sich bislang nur mit der
Urknalltheorie in Einklang bringen lassen. Neuere Mission, wie etwa WMAP, von
denen astronews.com schon wiederholt berichtet hat, bestätigten und verfeinerten
die Daten von COBE. Und die Forschung auf diesem Gebiet ist noch nicht
abgeschlossen: So plant die ESA die Mission Planck, die die
Hintergrundstrahlung noch detaillierter vermessen soll. Der diesjährige
Nobelpreis geht also an die Pioniere eines noch sehr aktiven und spannenden
Forschungsgebiet, das sich mit dem Anfang von allem befasst.
|