Wie große Sterne entstehen
von Rainer Kayser
28. September 2006
Radiobeobachtungen lieferten Astronomen nun neue Hinweise,
wie massereiche Sterne entstehen. Bislang rätselten die Wissenschaftler, wie
diese Sternenriesen trotz ihrer intensiven Strahlung überhaupt noch weiter
wachsen können. Um den jungen Stern G24 A1 entdeckten sie nun einen Ring aus Gas
und Staub. Ist dies die Erklärung?
So stellen sich die Forscher die Vorgänge um G24 A1 vor. Bild:
Bill Saxton, NRAO / AUI / NSF |
Radiobeobachtungen eines internationalen Forscherteams haben erstmals
ein detailliertes Bild der Entstehung eines großen, massereichen Sterns
geliefert. Die Messungen mit dem Very Large Array, einer großen
Radioantennen-Anlage in den USA, zeigen nach Ansicht der Astronomen, dass der
junge Stern G24 A1 von einem Ring aus Gas und Staub umgeben ist, aus dem weiter
Materie auf ihn einströmt. G24 A1 besitzt etwa die zwanzigfache Masse unserer
Sonne. Die Forscher berichten im Fachblatt Nature über ihre Beobachtungen
des 25.000 Lichtjahre entfernten Sterns. Sterne entstehen, wenn große Wolken
aus Gas und Staub unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren. Im dichten
Zentrum der Wolke bildet sich ein Sternenembryo, der durch den Einfall von Gas
stetig weiter anwächst. Während dieses Szenario für Sterne wie unsere Sonne gut
funktioniert, wirft es für massereiche Sterne Probleme auf. "Wenn ein junger
Stern etwa die achtfache Masse der Sonne erreicht, dann wird seine Strahlung so
stark, dass sie den weiteren Einfall von Materie stoppt", erklärt Maria Beltran
von der Universität Barcelona, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen. "Doch
wir wissen, dass es viele Sterne gibt, die größer als dieses Limit sind - wie
sind sie zu ihrer Masse gekommen?"
Eine Möglichkeit wäre, dass solche massereichen Sterne durch den Zusammenstoß
kleinerer Sterne entstehen. Die meisten Astronomen favorisieren jedoch ein
anderes Szenario. Danach bildet sich um den wachsenden Sternenembryo ein Ring
aus Materie. Von außen kann weiter Materie in diesen Ring hineinströmen,
während der Löwenanteil der Strahlung des Sterns nach oben und unten entweicht.
Aus dem Ring fällt zudem weiter Materie auf den Stern herab, so dass dieser
weiter wachsen kann. Ein Teil der einfallenden Materie wird in diesem Modell
allerdings an den Polen des Sterns in so genannten "Jets" wieder ins All zurückgeschleudert.
"Wenn dieses Modell korrekt ist, dann müssten wir bei einem jungen
massereichen Stern gleichzeitig Materie sehen, die auf den Stern herabströmt,
die entlang der Polachsen nach außen abströmt und die um den Stern herumrotiert", so Beltran, "und genau das sehen wir tatsächlich bei G24 A1. Es ist
das erste Mal, dass sich alle drei Bewegungen bei einem einzigen, jungen und
massereichen Stern nachweisen ließen."
|